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Die wichtigsten Antworten zur Rallye Dakar – Teil 1

Von Werner Jessner
Die Rallye Dakar ist die härteste Motorsportveranstaltung der Welt – und die gefährlichste dazu. Der Start zur 39. Auflage des Rennens erfolgt am 2. Januar, diesmal in Asunción, Paraguay.

Die legendäre Rallye, die urspru¨nglich von Paris in Senegals Hauptstadt Dakar fu¨hrte, sollte die denkbar ha¨rteste Pru¨fung fu¨r Mensch und Material sein. Und das ist sie auch. Hier finden Sie die wichtigsten Fragen und Antworten zur Teilnahme an der Rallye Dakar – Teil 1.

Frage 1: Was brauche ich, um bei der Dakar starten zu dürfen?

Du brauchst eine Motorsportlizenz. Um die zu bekommen, musst du deine ko¨rperlichen und geistigen Fa¨higkeiten mit Attests beweisen. Danach tastest du dich bei kleineren Events an die Dakar heran, zum Beispiel in Marokko. Dakar-Rookies mu¨ssen ein detailliertes Bewerbungsschreiben vorlegen. Danach entscheiden die Veranstalter, ob du bereits tauglich bist. Um deine erste Dakar nicht nur zu beginnen, sondern auch zu beenden, hilft nur eins: Demut und immer zehn Prozent Reserven lassen.

Frage 2: Wie trinke ich bei vollem Tempo?

Tagsu¨ber empfiehlt sich ein Trinkrucksack mit einer Lo¨sung aus Wasser, Mineral- salzen, Elektrolyten und aufgelo¨sten Energiegels. Autofahrer ha¨ngen den Rucksack einfach an die Sitzlehne.

Frage 3: Ist die Dakar Männersache?

Nein, die Deutsche Jutta Kleinschmidt gewann 2001 sogar die Gesamtwertung, also gegen die ma¨nnliche Konkurrenz. Die Spanierin Laia Sanz wurde 2015 in der Motorradklasse Gesamtneunte.

Frage 4: Fahren alle gleichzeitig los?

Nein, die Bikes und Quads starten vor den Autos, und dann erst die
Trucks, die noch die letzte Du¨ne zerwu¨hlen. Spannend, wenn die schnellen Autos auf die langsamen Bikes auflaufen und die einen nichts mehr sehen und die anderen nicht mehr gesehen werden. Interessant auch die Reihenfolge innerhalb der Gruppen, wobei der Tagesschnellste vom Vortag ero¨ffnet und die Spur legen muss. Darum taktieren viele und lassen sich an manchen Tagen gezielt zuru¨ckfallen.

Frage 5: Brauche ich einen Führerschein?

Ja, weil du das Fahrzeug zwischen den Wertungspru¨fungen auch
im o¨ffentlichen Verkehr bewegen musst.

Frage 6: Warum findet die Dakar in Südamerika statt?

2008 wurde die Rallye wegen Terrordrohungen in Afrika abgesagt und 2009 ins sichere und publikumswirksamere Su¨damerika u¨bersiedelt. Der Name «Dakar» war da aber la¨ngst zum Synonym fu¨r Wu¨stenrallyes geworden, woraufhin die Veranstalter ihn behielten. Eine Ru¨ckkehr nach Afrika ist eher ausgeschlossen: Die aktuelle Begeisterung der Zuschauer vor Ort ist gewaltig, jeder Starter ein Star. Wertscho¨pfung vor Ort: rund 300 Millionen Dollar pro Jahr.

Frage 7: Wie verfährt man sich trotz GPS und Roadbook?

Du hast dich an den falschen Vordermann angeha¨ngt. Du bist den Spuren der Mehrheit gefolgt, und die lag falsch. Du bist nach einer Woche Schlafentzug, extremer Seeho¨he, ko¨rperlicher Ho¨chstleistung und Durchfall gaga im Kopf. Du hast dein Roadbook am Vortag nicht mit Leuchtstift markiert, um markante Punkte einfacher zu finden. Du hast vergessen, das Roadbook elektrisch weiterzudrehen. Beim letzten Sturz hast du die Halterung des GPS abgerissen. Fu¨r Autofahrer: Dein Beifahrer ist ahnungslos, was denn auch sonst. Auch bitter: Du hast einen der GPS-Checkpoints versa¨umt und bist deshalb raus.

Frage 8: Wie viele Leute leben im Biwak?

Knapp 600 Fahrzeuge fahren im Bewerb. Za¨hlt man Mechaniker, Organisationscrew, Medienvertreter, A¨rzte, Ko¨che etc. hinzu, summiert sich das auf rund 3000 Bewohner. Eine wandernde Stadt!

Frage 9: Warum macht einen die Dakar so fertig?

Weil du zu wenig schla¨fst, zu viel unterwegs bist, zu schnell unterwegs bist und auf den Verbindungsetappen la¨hmend langsam. Weil die anderen Teilnehmer die Besten der Welt sind. Weil sich die kleinen Verletzungen summieren, weil jeder kleine Fehler potentiell to¨dlich ist. Weil du ta¨glich eine sinnvolle Antwort auf die Frage nach dem Warum finden musst. Weil dir das Essen nicht schmeckt, weil es bru¨tend heiß und schweinekalt ist, weil du die 4000 Meter u¨ber dem Meer nicht gewohnt bist, und das alles zugleich.

Frage 10: Wie mache ich das unterwegs mit dem WC?

Kommt drauf an, wie dringend das Bedu¨rfnis ist. Im Grunde bist du Rennfahrer, kein Overall-Model. Die gute Nachricht: Du schwitzt ohnehin viel Flu¨ssigkeit raus.

Frage 11: Muss ich immer auf der Piste bleiben?

Wenn du eine Abku¨rzung kennst, nimm sie. Aber versa¨ume bloß keinen GPS-Checkpoint.

Frage 12: Was wurde 1982 aus Margret Thatchers Sohn?

Mark Thatcher verirrte sich als Teilnehmer der Rallye Dakar mit
seinem Peugeot 504 derart gru¨ndlich, dass selbst das algerische Milita¨r sechs Tage brauchte, um den Sohn der damaligen Premierministerin des Vereinigten Ko¨nigreichs schließlich 50 Kilometer abseits der Route aufzusto¨bern. Die Suche war eine gro¨bere Staatsaktion, die sich bis in ho¨chste Kreise zog. Mo¨glicher Fehler: «Ich habe keinerlei Vorbereitung gemacht. Null», erkla¨rte der selbst ernannte «Gentleman Driver».

Frage 13: Muss ich immer so schnell fahren wie möglich?

Nein, auf den Strecken zwischen den Sonderprüfungen kannst du dir Zeit lassen. Spa¨testens bei der abendlichen Fahrerbesprechung im Biwak (meist gegen 21 oder 22 Uhr) solltest du anwesend sein.

Frage 14: Wer ist Rekordstarter?

Yoshimasa Sugawara aus Japan nahm 33-mal teil: auf dem Bike (2-mal), im Auto (7-mal), im Truck (24-mal). Stets wussten seine Mechaniker die Etikette zu wahren. Rollte Sugawara San ins Biwak, verbeugten sie sich nach alter Tradition, weiße Handschuhe und Overalls inklusive. Ob er 2017 als 74-Ja¨hriger ein weiteres Mal dabei sein wird, ist noch offen.

Frage 15: Welches Kennzeichen war am häufigsten auf dem Podest?

«BR» für Braunau in Österreich. Hier sind die Werks-KTMs angemeldet, die 15-mal in Serie gewonnen haben.

Frage 16: Was ziehe ich an?

Berechtigte Frage bei Temperaturen zwischen null und plus vierzig Grad. Jacken mit gutem Innenfutter und Gilets helfen gegen die schlimmste Ka¨lte. Schwitzen wirst du sowieso.

Frage 17: Warum muss ich um vier Uhr aufstehen?

Weil du die annähernd 8000 Kilometer sonst nicht in zwei Wochen schaffst.

Frage 18: Was passiert nach einem Unfall?

Mit Glu¨ck bist du bei Bewusstsein. Dann kannst du selbst den Notruf absetzen, der den Rettungsmechanismus auslo¨st und dich automatisch aus dem Bewerb nimmt. Mit Pech liegst du bewusstlos oder bewegungsunfa¨hig im Graben und musst hoffen, dass dich ein Mitbewerber findet. Gute Nachricht: Sportler halten in Extremsitua- tionen zusammen, und das Rennen macht kurz Pause.

Frage 19: Wer wird die Dakar gewinnen?

Die Titelverteidiger heißen Ste´phane Peterhansel (Auto), Toby Price (Bike) und Gerard de Rooy (Truck). Doch man achte auch auf Se´bastien Loeb, Nasser Al Attiyah und Carlos Sainz bei den Autos, Sam Sunderland und Matthias Walkner bei den Bikes und die spektakula¨ren Kamaz-Trucks.

Frage 20: Wo schlafe ich?

Regel 1: Ein Steinboden fu¨rs Wurfzelt ist besser als ein Bett eine Stunde entfernt.

Regel 2: Meide Hotspots wie Toiletten, Duschen und Essensausgabe.

Regel 3: Meide große Teams mit vielen Zaunga¨sten.

Regel 4: Meide Privatiers, die in der Nacht schweißen, flexen und Motoren einstellen.

Regel 5: Meide Stromgeneratoren.

Regel 6: Meide Ansammlungen gut gelaunter Menschen.

Regel 7: Meide u¨berhaupt alle und jeden.

Lesen Sie in der Januar-Ausgabe des The Red Bulletin (erhältlich seit dem 12. Dezember) die «40 Antworten für deinen Start bei der härtesten Rallye der Welt».

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