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Lucas Auer über Schicksalsschläge: Eine harte Zeit

Von Otto Zuber
Lucas Auer

Lucas Auer

Mercedes-Pilot Lucas Auer im zweiten Teil des Interviews über Schicksalsschläge, Rückschläge in der Karriere und den Hype in Österreich.
Lucas, du hattest es in deiner Karriere und deinem Leben nicht immer nur einfach. Wie hart war es, solche Schicksalsschläge zu verkraften?

Ich habe mit Zwölfeinhalb meinen Papa verloren. Da stand meine Zukunft im Rennsport schon auf der Kippe. Wir haben ein Logistikunternehmen und meine Mama musste danach Vollzeit dabei sein. Das war auch zur Zeit der Wirtschaftskrise ab dem Jahr 2008, als generell alles schwierig war. Damals habe ich auch ein Jahr ausgesetzt und bin kein Kart mehr gefahren. Das hat mich etwas zurückgeworfen, was mir aber egal war, weil andere Sachen wichtiger waren. Das war eine harte Zeit. Das Gute war, dass meine Mama, mein Bruder und wir als Familie irrsinnig stark sind. Wir haben uns zusammengetan und uns gegenseitig geholfen. So sind wir auch zusammen gestärkt daraus hervorgegangen.

Es ist bemerkenswert, dass du so positiv durch die Welt gehst, obwohl du solche Schicksalsschläge hinter dir hast... Trifft es dich dann, wenn jemand behauptet, du hättest es in deiner Karriere ja leicht gehabt?

Ich muss eins sagen: Allgemein im Leben, aber speziell im Rennsport wird die Luft immer dünner, wenn du weiter nach oben kommst. Da zu denken, dass es jemand leicht hat, ist einfach falsch. Es ist ein steiniger Weg, für mich, aber auch für alle, die den Weg mit mir beschreiten. Umso schöner ist es, wenn du dann den Schritt in den Profisport schaffst und in der DTM für Mercedes fahren darfst, das ist dann schon ein riesiges Gefühl.

Gibt es einen bestimmten Punkt in deiner Karriere, der dafür verantwortlich ist, dass du heute in der DTM fährst?

Ich habe zweimal einen wichtigen Schlag vom Leben bekommen. Das hat mir jeweils einen riesigen Schub gegeben. Das ist immer so: Du musst auf die Schnauze fallen, aufstehen und dann gehst du es anders an. Das erste Mal war mit 15. Damals war es ganz brenzlig, ob es nach dem Kartsport für mich weitergehen würde. Da war ich am Boden zerstört, weil ich es unbedingt wollte. Es war meine Liebe. In dem Moment habe ich realisiert, wenn du das liebst, was du tust, musst du es richtig angehen. Dann habe ich zum ersten Mal einen Plan erstellt, bin nach Asien gegangen, wo ich etwas auf mich alleine gestellt war, eine andere Kultur kennengelernt habe. Das hat mich irrsinnig weitergebracht. Das komplette Jahr 2011 war sehr wichtig für mich.

Und was war der zweite Moment?

Das war nach meinem ersten DTM-Jahr - damals war ich zerstört. Ich hatte zwar unter anderem meine erste Pole Position geholt, aber ich musste auch ganz schön einstecken. Vorher fiel es mir viel leichter. Ich konnte immer im ersten Jahr um Siege mitfahren, war zumindest immer in den Top-5. In der DTM habe ich einen richtigen Schlag bekommen. Deshalb habe ich mich über den Winter hingesetzt und zusammengeschrieben: Was war positiv? Was war negativ? Was will ich tun? Ab dem Moment ging es steil bergauf. Ich habe davor auch hart gearbeitet, aber das war nichts im Vergleich zu Ende 2015 und Anfang 2016 - was ich dann in den Sport investiert habe. Von nichts kommt eben nichts. Wenn du alles reinsteckst, gehen auch Türen auf.

Hat dich der Hype in Österreich überrascht, der in diesem Jahr so rasch in den Medien entstanden ist?

Für mich hat es sich stetig mit der Leistung gesteigert. 2015 hieß es: "Okay, jetzt haben wir jemanden in der DTM." Das war noch relativ klein. Dann kam 2016 mein erster Sieg. Danach habe ich den nächsten Schritt bemerkt. Ich war besser vertreten und der Rummel wurde etwas größer. Dieses Jahr habe ich wirklich festgestellt, jetzt pusht jeder in eine Richtung. Du willst ja, dass deine Leistung kommentiert wird. So läuft der Sport. Das sehe ich cool und hoffe, dass ich noch weitere Schritte machen kann, sodass wir uns gegenseitig raufziehen.

Viele junge Fahrer beschäftigen sich viel mit Social Media. Bei dir ist das noch nicht der Fall. Bist du eher der private Typ?

Ich glaube, ich selbst wäre schon ein Typ dafür. Ich behalte gewisse Sache natürlich für mich, aber ich kann auch etwas preisgeben. Damit habe ich überhaupt kein Problem. Vielleicht muss ich da noch den richtigen Weg einschlagen. Ich muss aber auch dazu sagen: Ich habe nur ein begrenztes Interesse an Handys, Apps & Co. Das ist wahrscheinlich das, was den Ausschlag gibt. Ich bin eher ein Naturbursche.


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