ITR mit Machtwort: Keine Änderung bei den Boxenstopps
Marco Wittmann
Die ITR hat hinter dem Dauerthema Boxenstopps für 2021 einen Haken gesetzt: In dieser Saison wird es keine Änderung mehr geben. Das teilten die Verantwortlichen am Montagmorgen in einer Stellungnahme mit. Zuvor hatte es eine wochenlange, intensive Analyse der ITR gegeben.
«Wir haben uns die Entscheidung wahrlich nicht einfach gemacht und in den letzten Wochen unzählige Parameter analysiert», sagte Michael Resl, Director Competition & Technology.
Wird die Meisterschaft auf der Strecke entschieden?
«Der Entschluss ist dadurch begründet, dass die Anforderungen an einen Performance Pit Stop unverändert zur Anwendung kommen, und dass unterschiedliche Fahrzeugkonzepte sich durch unterschiedliche Stärken und Schwächen ausprägen. Wir sind der Überzeugung, dass die Meisterschaft auf der Strecke entschieden wird», sagte Resl.
Die Teams, deren Autos bei den Boxenstopps konzeptionell benachteiligt sind, sehen das naturgemäß anders. Dazu gehören auch die Titelkandidaten Marco Wittmann (Walkenhorst-BMW) und Kelvin van der Linde (Abt-Audi).
So hatte Abt-Teamchef Thomas Biermaier bei SPEEDWEEK.com erklärt: «Man sieht bei den letzten Rennen nun sehr deutlich, dass die ungleichen Boxenstopps die Ergebnisse beeinflussen. Dabei ist es recht einfach, die Choreografie der Boxenstopps so vorzuschreiben, dass dabei Chancengleichheit herrscht», so Biermaier.
Das (angebliche) Problem: Ein Nachteil für AF Corse und die Mercedes-Teams, die sich dann wiederum umstellen müssten. Deshalb hatte die ITR diese Möglichkeit abgelehnt.
Für Biermaier kein Argument. «Für die Teams, die bei den ersten sechs Veranstaltungen einen Vorteil hatten, kann es überhaupt kein Problem sein, diese Choreografie bis Hockenheim ausreichend zu trainieren. Das sind alles Profis und die DTM ist eine Profiliga», betont er. Abt-Pilot Mike Rockenfeller findet das Thema «nur noch lächerlich».
Ein Vorschlag der ITR, die Geschwindigkeit in der Boxengasse für die bevorteilten Teams minimal zu reduzieren, um so einen Ausgleich zu schaffen, wurde vom DMSB wegen Sicherheitsbedenken abgelehnt.
Resl verweist in der Stellungnahme nun auf die neue Saison: «Für 2022 arbeiten wir aber bereits jetzt daran, eine noch ausgeglichenere Boxenstoppsituation vor Beginn der Saison zu schaffen und gemeinsam mit den Teams und Herstellen direkt verabschieden zu können.»
Der Hintergrund: Die Radmuttern bei den Boliden von Ferrari und Mercedes verbleiben beim Reifenwechsel an der Felge, wodurch beim Stopp durch eine besondere Choreografie Zeit gespart werden kann. Denn die Mutter befindet sich nach dem Abschrauben nicht im Schlagschrauber, und dadurch kann der Mechaniker sofort zum zweiten Rad laufen. «Wenn die Mutter im Rad bleibt, kannst du mit einem leeren Schlagschrauber loslaufen zur anderen Achse», sagte Abt-Pilot Mike Rockenfeller: «Der Schlagschrauber-Mann hat so weniger Wartezeit.»
Bei der Konkurrenz von BMW, Audi, Lamborghini oder McLaren ist dieser Ablauf aus technischen Gründen so nicht möglich, das Ab- und wieder Anschrauben muss in einem Zug erfolgen. Kein unerlaubter Trick von Ferrari und Mercedes, aber eben ein Vorteil, den in der Anfangsphase der Saison vor allem Abt moniert hat. In der Box kann der Vorteil bis zu zwei Sekunden betragen, der auf der Strecke oft nicht mehr aufzuholen ist. Grundtenor ist: Wenn es auf der Strecke wegen konzeptioneller Unterschiede der Autos durch eine Balance of Performance eine Angleichung gibt, sollten das auch für Boxenstopps gelten. Problem: Die Autos sind homologiert, ein Umbau also nicht möglich.