Im Eisspeedway gehen die Motoren aus
Der 2-Ventil-Motor von GM
Anfang der 1990er-Jahre kam das endgültige Aus für 2-Ventil-Motoren bei Bahnrennen im Sommer. Die J-Lizenz-Klasse für Jugendliche bis zum Alter von 16 Jahren war die letzte verbliebene Klasse, in der diese Antriebsvariante Pflicht war.
Bereits Mitte der 1970er-Jahre verdrängte der erste in Serie gefertigte Bahnmotor aus dem Hause Weslake mit vier Ventilen die Platzhirsche von Jawa und Jap, welche bis dahin nur mit zwei Ventilen ausgestattet waren. Spätestens als Peter Collins 1976 auf einem 4-Ventil-Weslake Speedway-Weltmeister wurde, war das Ende der 2-Ventil-Ära gekommen. Lediglich im Eisspeedway wurden diese Motoren weiterhin eingesetzt, weil sie von ihrer Leistungscharakteristik besser passen.
JRM (Jawa) ist der einzig verbliebene Hersteller von 2-Ventilern und damit Monopolist für Eisspeedway-Motoren. Da der tschechische Traditionshersteller inzwischen insolvent ist, gibt es keinen Serienhersteller mehr für 2-Ventiler.
Motoren-Tuner Steffen Höppner, der im Winter unter anderen Max Niedermaier, Martin Leitner und Christoph Kirchner betreut, kann von den daraus resultierenden Problemen ein Lied singen. In ganz Europa musste er suchen, um Teile für einen neuen Motor zu bekommen. «Die Kipphebel habe ich aus Schweden, die Kolben kommen aus Finnland, andere Teile habe ich aus Holland bekommen – mir fehlte nur noch das Gehäuse, das ich in Russland glücklicherweise dann auch noch kaufen konnte», sagt der Motorenschmied. «Ich war dreimal im Jawa-Werk, aber ich bekomme da nicht die Teile, die ich benötige.»
Da Zulieferbetriebe wie Alugiessereien nicht mehr an JRM liefern, gibt es vom Werk aus keine neuen Zylinderköpfe oder Kurbelwellengehäuse. Wer einen neuen JRM-2-Ventiler aufbauen will, muss europaweit nach Restbeständen suchen.
Ist damit die Zeit für den Umstieg auf 4-Ventiler im Eisspeedway reif? Lediglich die Tuner Marcel Gerhard und Joachim Kugelmann sind imstande, neue 2-Ventiler zu produzieren. Sie haben einen 2-Ventiler auf Basis eines GM-Kits für 4-Ventiler entwickelt, sind mit der Produktion aber nie in Serie gegangen.
«Die Charakteristik der Motoren für Sommer und Winter ist eine andere», weiss Steffen Höppner. «Ich denke, dass es möglich wäre, die 4-Ventiler auf Eisspeedway zu trimmen. Die GM-Motoren müssten von Kurzhub auf Langhub umgerüstet werden, damit mehr Drehmoment bei wenig Drehzahl vorhanden ist. Die Kosten würden dadurch jedoch extrem steigen, wenn Jawa keine 2-Ventiler mehr produziert. Die Eismotoren würden dadurch so teuer werden wie die Langbahn-Motoren.»