Maurizio Arrivabene (Ferrari) zu Kritik: «Alte Story»
Maurizio Arrivabene
Ende 2015 spürte Luca Baldisserri Lust auf Veränderung: Der 53jährige Italiener, ein Urgestein von Ferrari, folgte dem langjährigen Ferrari-Nachwuchsfahrer Lance Stroll zu Williams. Baldisserri, einst Renningenieur von Michael Schumacher in der goldenen Ära des Rennstalls (fünf WM-Titel in Folge von Schumi 2000–2004), hat sich nach seiner Zeit am Wagen des Grössten lange Jahre um den Nachwuchs gekümmert, im Rahmen der so genannten Fahrerakademie von Ferrari. Im Gespräch mit dem Corriere dello Sport machte sich Baldisserri vor kurzem grosse Sorgen um seinen früheren Rennstall Ferrari.
Als Erstes hielt Luca fest: «Weder Ferrari-Präsident Marchionne noch Teamchef Arrivabene haben Rennerfahrung, die Führungsspitze von Ferrari hat diese Kultur verloren. Das ist doch nicht mehr ein Team, das ist eine Gruppe von Menschen, die verschreckt sind. Da herrscht ein Klima des Terrors, die Jungs erfinden und entscheiden nichts aus Angst, sie könnten in Unehren entlassen werden.»
Für die neue, horizontale Struktur für Maranello, von der immer wieder die Rede ist, hat Baldisserri nur Hohn übrig: «Das bedeutet überhaupt nichts. Die Kommandostrukur eines Formel-1-Rennstall muss nicht mal vertikal sein – sie muss militärisch sein! Die Nummer 1 muss vorgeben, wohin die Strasse führt, sie muss die Personen motivieren, sie muss Entscheidungen treffen, und wenn Fehler passieren, dann gehören die Leute nicht gleich weggeschickt. Und genau das ist James Allison passiert. Ein schwerer Verlust.»
«Ferrari wird dann wieder siegen, wenn der Rennstall eine effiziente, stabile Organisation vorweisen kann, mit guten Ideen, mit Fahrern, die keine Fehler machen. Ich verstehe ja, dass Marchionne schnell gewinnen will, aber so funktioniert das in der Formel 1 nicht. Rennställe umzubauen, das sind langwierige Prozesse, unter drei Jahren geht da nichts.»
In Austin ist Ferrari-Teamchef Maurizio Arrivabene mit der Kritik von Baldisserri konfrontiert worden. Im Rahmen der FIA-Konferenz musste er dazu Stellung nehmen, nachdem er sich bei zahlreichen TV-Stationen bei den jüngsten Rennen ziemlich rar gemacht hat, wie sich beispielsweise die Kollegen der britischen Sky wundern.
Arrivabene lächelt die angebliche Krise weg: «Aber das ist doch eine alte Geschichte. Ferrari ist in Italien wie die italienische Fussball-Nationalmannschaft. Druck ist da ganz normal. Spannungen sind ganz normal. Kritik einstecken ist ganz normal. Also leben wir damit.»
«Hin und wieder geht das alles ein wenig zu weit. Aber wenn du in Maranello arbeitest und mit einer so grossen Marke wie Ferrari, dann musst zu das eben akzeptieren.»
Arrivabene betont, die Atmosphäre innerhalb Ferrari sei ganz anders, als das von aussen oft wahrgenommen werde.
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