Formel 1: So geht es mit Sergio Perez weiter

Allan McNish: So fordert der Regen die Formel-1-Stars

Von Otto Zuber
Die flotte Fahrt auf nasser Piste ist eine grosse Herausforderung, die Max Verstappen im Brasilien-GP brillant gemeistert hat

Die flotte Fahrt auf nasser Piste ist eine grosse Herausforderung, die Max Verstappen im Brasilien-GP brillant gemeistert hat

Der Brasilien-GP hat gezeigt: Heutzutage braucht es keinen Wolkenbruch mehr, um die Formel-1-Stars an ihre Grenzen zu bringen. Ex-GP-Pilot Allan McNish erklärt, wo die Herausforderungen auf nasser Piste liegen.

Dass die Formel-1-Stars auf dem nassen Autódromo José Carlos Pace trotz leichten Regens eine schwierige Aufgabe zu lösen hatten, beweist die Ausfall-Liste des Rennens. Denn den schwierigen Bedingungen fielen nicht etwa die relativ unerfahrenen Formel-1-Rookies zum Opfer, sondern Routiniers wie Felipe Massa und Kimi Räikkönen. Mit Romain Grosjean und Marcus Ericsson flogen im vorletzten WM-Lauf des Jahres zwei weitere Piloten ab, denen es nicht an Erfahrung mangelt.

«Ich hatte keine Chance», erklärte Ericsson nach dem Rennen, und auch Grosjean, der schon auf dem Weg zur Startaufstellung von der Piste rutschte, wunderte sich: «Es ist mir schleicherhaft, was passiert ist. Zwei Autos hatten ähnliche Probleme.» Und der Genfer schimpfte: «Wir müssen die Regenreifen unbedingt verbessern. Ich war bei meinem Crash nicht mal schnell unterwegs.»

Der Haas-Pilot ärgerte sich zu Recht, denn er hatte eine gute Chance verpasst, Punkte für seinen amerikanischen Rennstall zu holen. Doch daran sind nicht alleine die Regenreifen Schuld, schliesslich schafften es andere Piloten auch ins Ziel. Und dass Grosjeans Teamkollege die Zielflagge nicht sah, lag nicht an den Bedingungen oder dem schwarzen Gold, sondern an einem Problem mit der Energierückgewinnung.

«Im Regen ist der Fahrer wichtiger als etwa der pure Speed des Autos», bestätigt auch Allan McNish. Der frühere GP-Pilot und heutige Experte für den britischen TV-Sender BBC erklärt in seiner neuesten Kolumne: «Die nasse Piste relativiert sehr viele der für gewöhnlich leistungsbestimmenden Faktoren.»

«Natürlich braucht man ein Grundmass an Talent, und man muss mit noch mehr Fingerspitzengefühl ans Werk gehen als sonst», erzählt der Schotte. «Man muss auch super-schnell reagieren, wie die vielen Dreher und beinahe-Abflüge bewiesen haben. Es ist wichtig, dass man viel aufmerksamer als sonst fährt. Denn in der Gischt des Vordermanns kann ein Fahrer kaum was erkennen. Er muss sich also markante Punkte am Streckenrand suchen, um zu wissen, wann er vom Gas gehen muss.»

Und McNish beschreibt: «Am besten lässt sich das mit einer schnellen Fahrt auf der Autobahn im strömenden Regen vergleichen, wenn man hinter einem Auto herfährt und dazu keine Scheibenwischer hat. Und man muss sich wirklich gut konzentrieren, denn wenn man im Regen schnell unterwegs ist, dann ist das unglaublich ermüdend für den Geist. Man entspannt keine Sekunde.»

Der 46-Jährige fügt an: «Und man muss sich selbst und dem Auto voll vertrauen – genau damit hat Max Verstappen auch so geglänzt. Denn die Limits ändern sich von Kurve zu Kurve und mit jeder Runde. Da ist sehr viel weniger Raum für Fehler. Wenn du mit 200 Meilen pro Stunde fährst, dann legst du in der Sekunde 90 Meter zurück. Wenn du also eine Zehntelsekunde zu spät bremst, bedeutet das einen um neun Meter längeren Weg.»

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