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Sergio Marchionne (Ferrari): «Paddy Lowe nutzlos»

Von Mathias Brunner
Sergio Marchionne

Sergio Marchionne

​Es passiert selten, dass ein Top-Team einem Spitzentechniker wie Paddy Lowe die kalte Schulter zeigt. Aber Ferrari-Präsident Sergio Marchionne beteuert: «Wir sind an Paddy Lowe nicht interessiert.»

Was wird aus Mercedes-Technikchef Paddy Lowe? Der Vertrag des Engländers bei den Serien-Weltmeistern läuft aus. Im Sommer wurde Lowe mit Ferrari in Verbindung gebracht, im Herbst mit McLaren-Honda. Die Trennung zwischen Williams und Pat Symonds erhärtet nun den Verdacht, dass Lowe letztlich bei jenem Rennstall landen könnte, wo er einst in der Formel 1 angefangen hat: bei Williams.

Jedenfalls hat Ferrari-Präsident Sergio Marchionne beim traditionellen Weihnachtsmittagessen in Maranello noch einmal beteuert, Ferrari habe kein Interesse an Paddy Lowe. Der Italo-Kanadier Marchionne meint: «Damit wir uns richtig verstehen – Paddy Lowe ist ein brillanter Techniker. Und er hat in der Formel 1 viele Freunde. Aber wir haben mehrfach festgehalten, dass wir in Sachen Techniker gut aufgestellt sind. Denn mit der technischen Expertise, die wir hier in Maranello besitzen, brauchen wir keinen Paddy Lowe.»

Der Meinung ist Sky-Formel-1-Experte Marc Surer überhaupt nicht ganz. Der Basler hat unlängst im Exklusivgespräch mit SPEEDWEEK.com über die Probleme von Ferrari in der Saison 2016 festgehalten: «Ich sehe eine grosse Mitschuld beim früheren Technikchef James Allison. Er war wohl nicht mehr komplett konzentriert und hat die Zügel schleifen lassen. Die Technikermannschaft wurde führerlos, und als er freigestellt wurde, da verbesserte sich die Situation nicht. Es war zwar naheliegend, jemanden aus der zweiten Reihe nachzuziehen, wenn kein Mann erster Güte zur Verfügung steht. Aber ich fand es einen Fehler, Allison ziehen zu lassen. Ferrari hätte vielmehr eine Kompromisslösung finden sollen. Ein Teilzeit-Allison ist besser als gar kein Allison.»

Sergio Marchionne sagt weiter in Maranello: «Wir haben es nicht geschafft, uns im Laufe der Saison zu verbessern. Was möglich ist, das hat Red Bull gezeigt. Dennoch ist unsere Vorgehensweise richtig. Wir haben Mattia Binotto im August befördert, seither ist Ruhe eingekehrt, und wir geben Geld für die richtigen Dinge aus.»

Marchionne bereit die Medienvertreter gleich mal darauf vor, dass es keine Sündenböcke geben wird, sollte Ferrari auch 2017 kein Wort um den WM-Titel mitreden können. «Sollten wir unsere Ziele nicht erreichen, dann wird das ganz alleine meine Schuld sein. Es wird keine Suche nach Sündenböcken geben.»

Fiat-Sanierer Sergio Marchionne verzichtet beim Weihnachtessen auf Ansagen wie vor einem Jahr, als er forderte, dass Ferrari vom ersten Rennen an um Siege kämpfen müsse und der Titel das Ziel sei. Marc Surer findet: «Sergio Marchionne wäre vielleicht ein guter Fussballtrainer. Aber ein Formel-1-Rennstall funktioniert nicht wie eine Fussballmannschaft, indem man den Spielern einfach in den Hintern tritt, und auf einmal wird alles besser. Die Formel 1 ist eine hoch analytische Geschichte, und offenbar hatte das Marchionne nicht begriffen. Immer wieder kamen solche Sprüche. Auch bei uns in den Interviews kamen immer diese Phrasen: „Wir müssen dies, wir müssen das.“ Aber die Formel 1 funktioniert so nicht, man kann Erfolg nicht herbeireden.»

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