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Sergio Marchionne: Ferrari unschlagbar wie Schumacher

Von Mathias Brunner
​Eigentlich hatte sich Ferrari-Chef Sergio Marchionne vorgenommen, weniger über die Erfolgsaussichten seines Formel-1-Rennstalls zu sprechen. Nun redet er von Unschlagbarkeit wie zur Ära Schumacher.

Ferrari fährt dem Erfolg hinterher. Seit Singapur 2015 ist der berühmteste Rennstall der Welt ohne Grand-Prix-Erfolg. Seit 2008 konnte der Konstrukteurs-Pokal nicht mehr erobert werden. Seit 2007 ist kein Ferrari-Fahrer Weltmeister geworden (damals schaffte das Kimi Räikkönen).

Aber für 2017 scheinen die Italiener die Hausaufgaben prima gelöst zu haben. Mercedes-Star Lewis Hamilton hat im Fahrerlager des Circuit de Barcelona-Catalunya festgehalten: «Ferrari muss jetzt Favorit sein. Wir dürfen die keinen Moment aus den Augen lassen, weil sie derzeit hervorragende Arbeit machen. Auch Red Bull Racing macht einen sehr guten Eindruck. Ich vermute, in Australien wird das eine enge Kiste. Momentan sehe ich Ferrari vorne, dahinter folgen wir, ungefähr auf Augenhöhe mit Red Bull Racing.»

Es gehört zum gepflegten Spiel auf dem Medienklavier, die Favoritenrolle von sich weg zu schieben. Fakt aber bleibt, dass der Ferrari unter Sebastian Vettel und Kimi Räikkönen hervorragend liegt. Er ist schnell und läuft weitgehend standfest. Ferrari ist da in einer tollen Aufwärtsspiral: Je mehr gefahren wird, desto mehr lernt der Rennstalls übers neue Auto, desto schneller wird der Wagen.

Was die Fahrer zu den jüngsten Verbesserungen bei der zweiten Barcelona-Testwoche zu sagen haben, wissen wir leider nicht: Ferrari lässt Vettel und Räikkönen an den ersten beiden Tagen nicht reden. Ein Abziehbild der jämmerlichen Öffentlichkeitsarbeit von vergangener Woche. Die Informationen von Ferrari beschränken sich darauf, die Rundenzahlen der Piloten wiederzukäuen. Das weiss jeder, der auf einen Zeitenschirm schaut.

Die Laune der italienischen Medienschaffenden ist nicht besser geworden: Von Teamchef Maurizio Arrivabene gibt es bis heute keine Aussage, die Techniker dürfen nicht über ihren SF70H reden.

Ferrari wird von einer Mauer des Schweigens umgeben.

Ein Grund, wieso Ferrari im Aufwärtstrend zu sein scheint: Mercedes stagniert. Die jüngsten Verbesserungen beim zweiten Barcelona-Test (Unterboden, Luftleit-Elemente, optimierter Frontflügel, andere Motorabdeckung) harmonieren nicht.

Noch immer wird bei Mercedes geargwöhnt: Red Bull Racing wird für den Australien-GP mit ganz neuer Aerodynamik auftauchen, die haben gewiss noch ein paar Überraschungen auf Lager. Aber Daniel Ricciardo wiegelt ab: «Es ist nicht so, dass wir zwei Sekunden in Reserve hätten.»

Dem Australier macht Sorgen, dass er mit super- und ultraweichen Pirelli kaum schneller unterwegs war als mit der weichen Mischung. Das bedeutet, dass RBR aus den Reifen noch zu wenig herausholt.

Ferrari-Chef Sergio Marchionne (64) versucht am Genfer Autosalon, den Ball flach zu halten: «Ich bin in Sachen Ferrari so zurückhaltend, dass ich Fragen zum Formel-1-Rennstall am liebsten gar nicht beantworten würde.»

Marchionne ist ein gebranntes Kind: Vor einem Jahr hat er für seine Truppe Siege und den WM-Titel als Ziel vorgegeben, dann blieben die Roten die ganze Saison über ohne GP-Erfolg und mussten sich in der WM-Schlussabrechnung sogar mit Rang 3 hinter Mercedes-Benz und Red Bull Racing zufrieden geben.

Marchionne in Genf: «Ich habe meine Lektion gelernt. Aber ich bin bisher mit der Arbeit des Teams in Spanien sehr zufrieden. Der Wagen läuft standfest, die Zeiten sind glaubhaft, wir sind öfter auf der Bahn als unsere Gegner. Das ist ein enormer Fortschritt. Seit neun Jahren sind wie ohne Vollerfolg. Das wird zu Ende gehen, wir können uns nicht auf die Hucke geben lassen. Wir müssen wieder unschlagbar werden – wie zur Ära Schumacher.»

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