Honda: Techniker weg, Defekt unklar, McLaren in Sorge
Zur goldenen Ära des Ferrari-Teams – fünf WM-Titel in Folge – hatte der Franzose Gilles Simon wesentlichen Anteil an der Erfolgsstory der Italiener. Der in Marokko geborene Franzose arbeitete ab 1984 in der Forschungs- und Entwicklungs-Abteilung von Renault, wurde dann von Peugeot abgeworben und baute jenes V10-Aggregat, mit welchem die Franzosen in Le Mans triumphierten. 1993 folgte Simon dem Lockruf seines Landsmanns Jean Todt und wechselte zu Ferrari, wo er an Schumis Weltmeistermotoren mitarbeitete. Ab 2006 leitete Simon die F1-Motorenabteilung von Ferrari, bevor er 2009 zum Autoverband FIA wechselte (Arbeitsgruppe neue Energien). 2011 wirkte Simon kurz für das später pleite gegangene PURE-Projekt mit (Turbo-Kundenmotoren für die Formel 1). Ab 2013 war er bei Honda Chefberater.
Nun ist durchgesickert: Simon ist von Bord gegangen. Honda hat nur bestätigt, dass er Vertrag nicht verlängert werde und das Abkommen in diesem Jahr auslaufe. Denkbar, dass Simon mit der Entwicklung des Motors in eine andere Richtung strebte als sein Arbeitgeber.
Honda ist schlecht in den Testwinter gestartet. Zunächst gab es Probleme mit der Ölversorgung des japanischen 1,6-Liter-V6-Motors (was mit Veränderungen am Öltank behoben werden konnte), dann einen kapitalen Motorschaden, angeblich ein Kolbendefekt. Dieses Triebwerk wurde zur Analyse nach Japan zurückgeschickt.
Ob seither die exakte Schadensursache gefunden werden konnte, verraten die Japaner nicht. Geplant war, dass Fernando Alonso und Stoffel Vandoorne beim zweiten Barcelona-Test (7. bis 10. März) mit der Australien-Version des Honda-Motors ausrücken.
Honda-Rennchef Yusuka Hasegawa hatte während des ersten Tests erklärt, die Analyse des Motordefekts würde je nach Ergebnis direkte Auswirkungen auf jene Motorversion haben, mit welcher der zweite Test bestritten werde.
Vielleicht hätten wir gewarnt sein müssen, als Honda-Rennchef Yusuke Hasegawa von einem gewissen Risiko sprach, was das 2017er 1,6-Liter-V6-Turbotriebwerk anging. «Der Motor ist zu 90 Prozent neu. Klar ist jeder Wechsel auch ein Risiko, das gilt auch für uns. Aber wir wollten eine neue Richtung einschlagen, um mehr Entwicklungspotenzial zu haben.»
Der Japaner über die wichtigsten Änderungen: «Der grösste Unterschied ist, dass wir den Motor leichter gemacht haben. Auch der Schwerpunkt liegt tiefer, was entscheidend ist. Überdies haben wir mehr Leistung herausgeholt. Honda setzt wohl auf ein ähnliches Verbrennungssystem wie die anderen Teams. Wir werden die Top-Teams wahrscheinlich nicht gleich einholen. Aber wir werden gute Chancen haben, der Spitze näher zu kommen. Wir wissen, in welche Richtung wir gehen müssen.»
Wenn sich bei McLaren Sorgen vermehren, ob das wirklich wahr ist, so wäre das nachvollziehbar.