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Pascal Wehrlein: «Fahrer werden Starts versemmeln»

Von Mathias Brunner
​Zwischenbilanz von Mercedes-Zögling Pascal Wehrlein (22) nach dem ersten Testtag für Sauber: Was gut lief, wo es noch Schwierigkeiten gibt, was ihm für Australien fehlt, wie er den Ferrari-Motor findet.

Bei Top-Teams hauen sich die Berichterstatter die TV-Kameras um die Ohren, wenn Lewis Hamilton oder Sebastian Vettel Abends zum Interview daherfedern. Bei Sauber geht es ein wenig gemächlicher zu und her. Dennoch ist das Interesse heute beträchtlich gewesen: Denn Pascal Wehrlein hat mit einiger Verspätung endlich den ersten Testtag für die Schweizer fahren können.

Grund für die Verzögerung – die Verletzung, welche er sich beim Race of Champions in Miami zugezogen hatte, das ist nun gut sechs Wochen her. Konsequenz: Startverbot der Ärzte für den ersten Barcelona-Test. Es sollte verhindert werden, dass aus einer kleinen Verletzung eine grosse wird. Wehrlein sollte sich in Ruhe auskurieren. Nur ist Geduld jetzt nicht unbedingt die grösste Stärke eines Formel-1-Piloten.

Wehrlein verfolgte den ersten Wintertest von Sauber wie ein Rennpferd, das nicht aus seiner Startbox gelassen wird, während die anderen Vollblüter längst Richtung Ziel preschen.

Sauber strebte an diesem Dienstag eine Rundenzahl von 150 an. Dieses Ziel wurde verpasst. Aber 150 Runden am ersten Testtag wäre für den Rückkehrer Wehrlein wohl ein wenig des Guten zu viel gewesen. Daher Arbeitsteilung: Wehrlein am Morgen, Marcus Ericsson am Nachmittag.

Mercedes-Schützling Wehrlein: «Ich fühle mich gut, ganz normal eigentlich. Es gibt nichts, das zwickt, keine Verspannung, nichts. Ich fühle mich so wie erhofft. Was die Autos angeht, so spürst du einfach, dass diese Modellgeneration viel mehr Abtrieb aufbaut. Besonders in den schnellen Kurven wie Turn 3 oder Kurve 9 ist das schon eindrucksvoll.»

Es fiel auf, wie vorsichtig sich Wehrlein am Morgen an seine Aufgabe herantastete. Pascal: «Aber das lag nicht am Körper. Wir haben einige neue Teile am Wagen, aber eben nur einen Satz davon. Die wollte ich nicht mit einem dummen Fehler riskieren.»

Besondere Probleme gibt es nicht. «Wir müssen noch ein wenig am Sitz feilen, da gibt es die eine oder andere Druckstelle. Aber solche Detailarbeiten sind normal. In der Fabrik denkst du immer, der Sitz passe perfekt, aber mit den Fliehkräften ist das dann anders.»
Ebenfalls eine Umstellung: «Die Autos sind deutlich breiter. Das merkst du sehr gut. Du fährst am Anfang viel mehr auf die Randsteine als zuvor. Aber daran hast du dich nach gut zehn Runden gewöhnt.»

Wehrlein war bislang immer mit Mercedes-Power unterwegs, nun fährt er einen 1,6-Liter-V6-Motor von Ferrari. Pascal meint: «Das Ansprechverhalten ist anders, das Triebwerk fühlt sich anders an als der Mercedes. Aber auch daran gewöhnt man sich als Pilot schnell.»

«Wir haben auch einige Starts geübt, die 2017 für die Fahrer nochmals schwieriger werden. Da werden wir Situationen erleben, dass ein Pilot einen wirklich guten Start hat und ein anderer das Losfahren komplett versemmelt. Der Grund: Es hat nochmals eine Anpassung bei der Kupplung gegeben. Früher hast du einen gewissen Druckpunkt mit dem Ingenieur erarbeitet, dann hast du eigentlich nur noch die Kupplung kommen lassen müssen. Ab 2017 ist das vielmehr so, wie wir es aus dem normalen Auto kennen – nur dass wir eben nicht mehr das Pedal im Fussraum haben, sondern eine Wippe am Lenkrad. Aber auch hier musst du nun viel behutsamer die Kupplung kommen lassen. Der Fahrer muss sich selber um Druckpunkt und Kupplungsweg kümmern. Du hast keine Einstellmöglichkeit mehr. Der Fahrer ist viel mehr gefordert.»

In Sachen Reifen meint Pascal: «Du spürst nicht nur das Plus an Haftung. Du merkst auch, dass die Reifen weniger zum Überhitzen neigen. Du musst sie also weniger schonen. Das finde ich positiv.»

Wie gross ist der Rückstand auf die Gegner? Pascal, ganz der Pragmatiker: «Ich liege um zwei Tage hinten. Aber so ist die Situation nun mal. Ich schätze, nach zwei Tagen im Wagen werde ich ein vernünftiges Niveau erreichen.»

Das gilt auch für Theorie und Trockenübungen mit dem neuen Lenkrad. «Marcus und ich haben das gleiche Lenkrad. Ich muss einfach noch mehr darüber lernen, um mir alles zu verinnerlichen.»

5. Testtag Barcelona, Dienstag, 7. März

1. Felipe Massa (BR), Williams FW40-Mercedes, 1:19,726 (168 Runden)
2. Daniel Ricciardo (AUS), Red Bull Racing RB13-Renault, 1:19,900 (89)
3. Sebastian Vettel (D), Ferrari SF70H, 1:19,906 (168)
4. Lewis Hamilton (GB), Mercedes W08, 1:20,456 (49)
5. Valtteri Bottas (FIN), Mercedes W08, 1:20,924 (86)
6. Esteban Ocon (F), Force India VJM10-Mercedes, 1:21,347 (142)
7. Nico Hülkenberg (D), Renault RS17, 1:21,589 (58)
8. Kevin Magnussen (DK), Haas-VF-17-Ferrari, 1:21,676 (81)
9. Daniil Kvyat (RUS), Toro Rosso STR12-Renault, 1:21,743 (83)
10. Stoffel Vandoorne (B), McLaren MCL32-Honda, 1:22,537 (47)
11. Pascal Wehrlein (D), Sauber C36-Ferrari, 1:23,336 (47)
12. Marcus Ericsson (S), Sauber C36-Ferrari, 1:23,630 (53)
13. Jolyon Palmer (GB), Renault RS17, 1:24,790 (15)

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