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Jean Todt: Dritte Amts-Zeit als FIA-Chef ungewiss

Von Mathias Brunner
Mercedes-Teamchef Toto Wolff mit Jean Todt

Mercedes-Teamchef Toto Wolff mit Jean Todt

​Der Franzose Jean Todt (71) will sich noch nicht darauf festlegen lassen, ob er sich für eine dritte Amtszeit als Präsident des Automobil-Weltverbands FIA zur Verfügung stellt. 2017 wird gewählt.

Im Juli 2009 gab der Franzose Jean Todt bekannt, sich als Nachfolger für den nicht mehr kandidierenden FIA-Präsidenten Max Mosley aufstellen lassen zu wollen. Seinen Gegenkandidaten kannte er von den Schotterpisten der Rallye-WM 1981: Ari Vatanen. Der Finne wurde 1981 Weltmeister, vor dem Duo Fréquelin/Todt. Nach einem harten Wahlkampf setzte sich Todt gegen Vatanen durch und ist seit Oktober 2009 Präsident der FIA. Todt erhielt 135 Stimmen, der Finne nur 49 (bei 12 Enthaltungen).

Mühelos sicherte sich Todt später eine zweite Amts-Zeit, einen starken Gegenkandidaten gab es nicht. Inzwischen ist Jean Todt 71 Jahre alt, 2017 stehen Neuwahlen an, die Frage liegt daher auf der Hand: Tritt der Machtmensch Todt nochmals an?

Todt lässt sich nicht in die Karten gucken, wenn er in der FIA-Publikation «Auto» dazu meint: «Ich habe mit meinem Team damit begonnen, zu einer Entscheidung zu gelangen. Dann werden wir sie verkünden. Wir sind eine demokratische Organisation. Also könnte ich es mit einem Gegenkandidaten zu tun bekommen, der mich schlägt.»

Im Fahrerlager des Circuit de Barcelona-Catalunya herrscht die Meinung vor: Todt wird nochmals antreten, von einem aussichtsreichen Gegenkandidaten ist weit und breit nichts zu sehen. Mit seiner weltweiten Kampagner für mehr Sicherheit im Strassenverkehr will Jean Todt einen noch tieferen Eindruck hinterlassen als Baumeister der grössten Ferrari-Erfolge. Sein Lebenswerk ist noch unvollendet.

Eine grosse Karriere

Todt begann seine Motorsportkarriere als Beifahrer in der Rallye-Weltmeisterschaft für den französischen Hersteller Peugeot-Talbot. Mit einem Talbot Sunbeam-Lotus gewann er an der Seite seines Fahrers Guy Fréquelin die Rallye Argentinien, wurde 1981 Vize-Weltmeister und verhalf Talbot zur Markenweltmeisterschaft.

Todt zog sich dann vom aktiven Sport zurück. Von Peugeot bekam er die Aufgabe, eine markenübergreifende Sportabteilung für den PSA-Konzern aufzubauen. Zunächst bleib die Rallye-WM das Steckenpferd, wo Peugeot 1985 und 1986 die Weltmeisterschaft gewinnen konnte. Ende der 90er Jahre verlagerte Peugeot seine Aktivitäten auf Sportwagen und gewann neben der Weltmeisterschaft 1992 auch die 24h von Le Mans 1992 und 1993.

Beim zweiten Sieg 1993 hatte Todt seinen letzten Auftritt für PSA, er wechselte zum 1. Juli 1993 zu Ferrari und wurde dort Teamchef des Formel 1-Rennstalls, der seit 1990 sieglos war und sich in einer der schwersten Krisen der langen Firmengeschichte befand.

1994 beim Grossen Preis von Deutschland endete die Durststrecke, Gerhard Berger gewann den Grossen Preis von Deutschland in Hockenheim. Nachdem Michael Schumacher 1994 und 1995 für Benetton zweimal Formel 1 Weltmeister wurde, holte Todt ihn gemeinsam mit Ferrari-Chef Luca Cordero di Montezemolo nach Italien.

Ende 1996 folgte Ross Brawn, zwei Jahre später kam Benetton-Aerodynamiker Rory Byrne dazu. Damit hatte Ferrari praktisch die operative Führungsmannschaft und den Fahrer von Benetton übernommen, das Dream-Team war komplett

1996, das erste Jahr Schumachers bei Ferrari, war die Zeit des Aufbaus. Nur drei Siege konnte Michael Schumacher in Barcelona, Spa-Francorchamps und Monza erringen, die Weltmeisterschaft entschied sich Williams-Pilot Damon Hill für sich. 1997 und 1998 ist Ferrari mit Todt an der Spitze knapp gescheitert, obwohl man bis zuletzt um dem Titel kämpfte.

1999 sah es dann anders aus: Obwohl Michael Schumacher beim Grossen Preis von Silverstone einen Beinbruch erlitt und für mehrere Rennen ausfiel, konnte Ferrari mit Eddie Irvine (der fast Weltmeister geworden wäre) und dem Finnen Mika Salo den Konstrukteurspokal gewinnen.

Nachdem Michael Schumacher wiedergenesen war und mit dem Brasilianer Rubens Barrichello ein neuer Teamkollege ins Team kam, wendete sich das Blatt: Von 2000 bis 2004 gewann Ferrari insgesamt zehn Weltmeistertitel: Fünf Fahrertitel für Michael Schumacher und weitere fünf Konstrukteurstitel. Während die Jahre 2001, 2002 und 2004 von einer Dominanz der Roten geprägt waren, waren die Weltmeisterschaften 2000 und 2003 schon etwas knapper. Jean Todt führte das italienische Traditionsteam durch die erfolgreichste Phase seiner Geschichte.

Im Jahr 2005 sah es allerdings weniger gut aus: Ferrari spielte hinter Renault und McLaren-Mercedes die dritte Geige. Mit Ausnahme eines Sieges beim umstrittenen US-Grand Prix in Indianapolis konnte Ferrari nur einige zweite Plätze erlangen.

Im Jahre 2007 holte Jean Todt mit Kimi Raikkonen wieder die Fahrerweltmeisterschaft und die Konstrukteursweltmeisterschaft für Ferrari. Ende 2007 schied er erst aus der operativen Leitung des Rennstalls, ein Jahr später ganz bei Ferrari aus.

Der Franzose hatte längst grössere Ziele im Auge.

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