Formel 1: So geht es mit Sergio Perez weiter

Sebastian Vettel (Ferrari) 1. – Warnung vor Mercedes!

Von Mathias Brunner
​Ferrari-Star Sebastian Vettel hat eine neue Barcelona-Testbestzeit 2017 aufgestellt, und er hat noch nicht mal alles gegeben. Wo Ferrari derzeit wirklich steht, sagt der vierfache Weltmeister im Interview.
Sebastian, ist das eine wirklich erfolgreiche Testwoche für Ferrari?

Joah, es war ein solider Morgen. Der erste Testtag von dieser Woche war sehr gut, am zweiten fehlten dann nach dem Abflug von Kimi ein paar Runden. Ich war heute Morgen auch mal kurz im Kies. Das ist zwar nicht ganz ideal, dennoch kamen wir gut durch unser Programm. Das Auto fühlt sich nach wie vor gut an. Du merkst gleichzeitig: Das Fahren ist schon anstrengender geworden, gerade wenn du so viele Runden drehst. Jetzt hoffe ich, dass wir am Nachmittag nochmals ordentlich Runden draufpacken können.

Kimi einmal von der Bahn, du heute auch, hat das mit den neuen Reifen zu tun?

Ich glaube nicht. Ein Fahrer lotet das Limit aus, da ist es normal, dass es auch mal schiefgeht. Im Idealfall bleibt das Auto heil, aber das klappt nicht immer. Wo gehobelt wird, da fallen Späne.

Wo muss Ferrari nachlegen?

Ich habe noch nicht viel entlang der Strecke gesehen, da fehlt mir ein wenig der Vergleich mit der Konkurrenz. Wir können und müssen uns weiter steigern. In den schnelleren Kurven liegt der Wagen sehr gut, am Handling in den langsameren müssen wir noch ein wenig arbeiten.

Die Konkurrenz ist von euch sehr beeindruckt.

(Lacht.) Umgekehrt ist es aber genauso! Was Mercedes hier bislang abgespult hat, das ist schon eindrucksvoll. Anzahl Runden und Konstanz stimmt, die bleiben für mich der Massstab. Mein Ziel ist es, unser Programm durchzuziehen, da liegen wir noch ein wenig hinten. Hoffentlich können wir das gut abschliessen, mit einem arbeitsreichen Tag auch am Freitag.

Wieviel von dem Ferrari werden wir in Australien sehen?

Ein komplett anderes Auto zu bringen, das geht nicht. Mit Sicherheit kommen noch ein paar neue Teile, wir sind ja ganz am Anfang der Entwicklung dieser Rennwagen. Das gilt aber für alle Teams. In Australien kann da also nochmal sehr viel gehen.

Wieviel Spass machen die neuen Autos?

Wenn der Wagen schneller ist, dann macht das schon mehr Laune. So war die Formel 1, als ich sie vor mehr als zehn Jahren kennengelernt habe. Dann hat sich das Format geändert, der Sport wurde sehr technisch, das nutzbare Fenster der Reifen wurde immer kleiner. Jetzt kann man wieder mehr angreifen, da freuen sich die Piloten.

Du bist der Schnellste heute, aber es war offensichtlich, dass du Gas weggenommen hast. Wie schnell könntest du wirklich sein?

(Schmunzelt.) Manchmal fährst du eben etwas schneller und manchmal etwas langsamer. Ich sehe uns noch immer ein wenig hinten. Denn wir konnten nicht so viel fahren, wie ich es gerne gesehen hätte. Der Wagen ist ein massiver Fortschritt, aber das liegt primär an der neuen Modellgeneration, die einfach mehr Abtrieb aufbaut und mehr Fahrspass bietet. Das Fahrgefühl stimmt. Das ist eine gute Nachricht so kurz in Australien.

Seid ihr bereit?

Sagen wir es so – wir sind mehr gefahren als vor einem Jahr, also sind wir besser vorbereitet. Wir sind eher bei der Musik, weil wir unsere Lektionen von 2016 gelernt haben. Insofern war das eine ganz wichtige Saison, selbst wenn wir dabei ohne Sieg geblieben sind. Wichtig war, was im Hintergrund alles aufgegleist worden ist, um eben für 2017 einen Schritt nach vorne zu machen. Den Beweis sehen wir aber erst in Melbourne.

Lewis Hamilton hält euch für den Favoriten.

Ich sehe es so: Wenn wir in Australien auf Podestkurs sind, dann dürfen wir schon mal zufrieden sein. Wer drei WM-Titel in Serie gewinnt, der ist für mich Favorit.

Was gefällt dir am neuen Ferrari besonders?

(Grinst.) Die Farbe! Nein, ernsthaft – am tollsten finde ich die Haftung, welche diese Autos erzeugen, aber das gilt ja nicht nur für den Ferrari. Wir sind auf den Geraden langsamer, dafür in den Kurven erheblich schneller, und das macht einfach mehr Spass. Wir werden die Grenzen für das Fahren hier in Barcelona neu setzen!

Hat deine Neue schon einen Namen?

(Lacht.) Nein, das machen wir dann in Australien.

Was kannst du über den Motor sagen?

Der Vergleich ist fast unmöglich bei Testfahrten. Du weisst nie, in welcher Motorkonfiguration die Anderen gerade fahren, das gilt auch für die Spritmenge. Du kannst da mit vielen Variablen spielen. Dazu kommen die verschiedenen Reifenmischungen. Jeder guckt da mal vorrangig auf sich selber. Die Zeitenliste hier bringt keine WM-Punkte. Wichtig ist, dass du bei den Testfahrten dein Programm durchbringst. Wo wir wirklich stehen, das werden wir in Australien, vielleicht sogar erst nach einigen Rennen sehen. Melbourne ist ein ganz eigenwilliger Kurs, aber die Historie hat auch gezeigt – Barcelona ist als Gradmesser wichtig.

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