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Lewis Hamilton (Mercedes): «Ferrari-Speed ist echt»

Von Mathias Brunner
Lewis Hamilton

Lewis Hamilton

​Mercedes-Star hält nichts vom Tiefstapeln bei Testfahrten. «Ich finde solche Psycho-Spiele nutzlos. Es ist viel sinnvoller, dich in Ruhe auf die Saison vorzubereiten. Den Ferrari-Speed halte ich für echt.»

Die Runde mit Lewis Hamilton beginnt auf einer traurigen Note: Der Mercedes-Star will ein paar Worte zum Verlust des grossen John Surtees sagen. «Ich habe davon erfahren, als ich nach dem Test aus dem Wagen gestiegen bin. John Surtees war eine Legende, das ist ein trister Tag für den Motorsport. Ich hatte die Ehre, ihn kennen zu dürfen. Ich kann mir keinen liebenswürdigeren Mann vorstellen.»

Wie zuversichtlich ist der Weltmeister von 2008, 2014 und 2015, was seine Saisonvorbereitung angeht? «Ich finde, wir hatten gute zwei Wochen. Klar gab es bessere und weniger gute Tage. Wir haben unheimlich viel über diesen Wagen gelernt. Das Team hat einen Super-Job gemacht, sowohl was die Vorbereitung auf den Test angeht, als auch die Ausführung hier vor Ort. Aber unsere Gegner machen einen guten Eindruck, ich schätze, da kommt ein schönes Stück Arbeit auf uns zu.»

Und genau das schmeckt dem 53fachen GP-Sieger: «Dominanz finde ich langweilig. Das Einzige, was ich mir wünsche, das ist ein Auto, mit dem ich um den WM-Titel mitreden kann. Aber auch für die Fans ist es doch am packendsten, wenn mehrere Rennställe und viele Piloten um den Titel fahren können.»

Lewis Hamilton hatte dem Mercedes-Rivalen Ferrari unterstellt, hier in Spanien zu bluffen. Lewis grinst: «Habe ich das gesagt? Wirklich? Hm. Ferrari hat hier spektakulären Speed gezeigt, die sind sehr eindrucksvoll. Von Red Bull haben wir noch nicht so viel gesehen, aber ich bin davon überzeugt, die bringen ein stattliches Evo-Paket nach Australien. Ich gehe davon aus, dass wir mit diesen zwei Rennställen einen tollen Kampf haben werden in Melbourne.»

«Mit dem heutigen Tag bin ich zufrieden. Ich glaube, wir haben wirklich das Beste aus dem Wintertest gemacht. Ich sehe keine Punkte, die wir nicht abhaken konnten. Aber ich bin gleichzeitig auch froh, dass die Wintertests nun zu Ende sind, ich möchte endlich Rennen fahren! (Beginnt zu lachen.) Von mir aus hätten wir auf die zweite Testwoche verzichten und gleich Rennen fahren können. Ich bin ja schon froh, haben wir nur noch zwei Testwochen. Früher haben wir viel mehr Tests gefahren. Ich bin ein Racer, und ich sehne mich nach dem Wettbewerb. Ich fühle mich fit und bereit. Nächste Woche werde ich im Rennwagenwerk sein, um nochmals in aller Ruhe durchzugehen, was wir in diesen zwei Wochen alles gelernt haben. Und dann jetten wir gut vorbereitet nach Australien.»

Ferrari ist unter 1:19 gefahren, Mercedes nicht, die Frage bleibt offen, wieviel davon Tiefstapelei und Psycho-Spielchen sind. Lewis meint: «Ich bin nicht sicher, ob wir hier von Psycho-Spielen reden können. Es ist doch jedes Jahr das Gleiche. Beim Wintertest geht es nicht vorrangig darum, die schnellste Zeit zu fahren. Es geht vielmehr darum, das Potenzial des Autos auszuloten. Klar hat es in der Vergangenheit immer wieder Rennställe gegeben, die geblufft haben. Aber Psycho-Spiele sind nutzlos. Was soll das einem Team bringen? Die Zeiten, die ihr heute von uns gesehen habt, die waren echt. Ich hatte zu keinem Zeitpunkt den Eindruck, ich hätte unter den gegebenen Bedingungen schneller fahren können. Wir müssen uns einfach vor Augen halten, dass es unheimlich viele Faktoren gibt, welche die Rundenzeiten beeinträchtigen können – Motoreinstellungen oder Spritlast, um nur zwei davon zu nennen.»

«Aber auf eine gewisse Art und Weise finde ich das auch spannend: Letztlich weiss doch keiner von uns, wie schnell die einzelnen Autos wirklich sind. Es sieht gut aus für Ferrari, daran habe ich keinen Zweifel. Ich sehe da keinen Bluff, der Speed ist echt.»

Die neue Modellgeneration scheint recht anfällig auf kleinste Veränderungen der Abstimmung zu sein. Ist das Set-up nicht im idealen Bereich, ist die Rundenzeit weg. Die Frage bleibt: Steckt im neuen Silberpfeil das Potenzial, so schnell zu fahren wie jedes andere Auto da draussen? Lewis: «Wir hoffen, dass wir das können. Aber Gewissheit haben wir keine.»

Lewis Hamilton hat früh angekündigt: Mit diesen Autos, die mehr Saugnapfwirkung aufbauen und weniger Bremsdistanz brauchen, wird das Überholen 2017 noch schwieriger. Hat sich dieser Verdacht für den Briten während der Tests erhärtet? Hamilton meint: «Ihr kennt alle meine Meinung. Ich sehe keinen Grund, an ihr etwas zu ändern. Aber ich bin auch nicht auf die Testbahn gegangen, um das in Ruhe zu prüfen. Da bleibt also noch ein grosser Teil Mutmassung.»

Wieso hat Lewis Hamilton in der zweiten Testwoche keine Rennsimulation gefahren? «Weil ich das schon in der ersten Woche abgehakt hatte. Wir sahen keinen Sinn darin, noch eine zu fahren. Wir haben dafür zahlreiche Dauerläufe auf verschiedenen Reifenmischungen absolviert. Uns schien, auf diese Weise lernen wir mehr. Eine GP-Simulation ist eine prima Sache, um zu sehen, ob der Wagen das aushält. Und auch ob der Fahrer auf der Höhe ist! Aber wir hatten das abgehakt, also wollten wir nicht nochmals eine fahren. Uns war es wichtiger, an der Abstimmung zu arbeiten.»

Sauber-Fahrer Pascal Wehrlein hat davon gesprochen, dass die neuen Kupplungsregeln dazu führen werden, dass mehr Piloten ihren Start verpatzen werden. Lewis nickt: «Ja, die neuen Vorschriften geben uns noch mehr Verantwortung, es wird schwieriger. Wir haben sehr viel Arbeit in dieses Thema investiert um sicherzugehen, dass wir die Starts im Griff haben werden. Aber abgeschlossen ist diese Arbeit nicht.»

Die Fahrer hatten sich Autos gewünscht, mit welchen sie ein Rennen lang volle Pulle attackieren können. Haben wir das jetzt? «Nein», erwidert der 32jährige Engländer. «Denn die Reifen bauen noch immer ab. Sie neigen weniger zum Überhitzen als früher, aber das ist eine Momentaufnahme hier beim Test. Wer weiss, wie das sein wird, wenn wir bei heissem Wetter fahren. Das Fahren selber ist körperlich anspruchsvoller, aber alles fühlt sich eigentlich schon ganz normal an.»

8. Testtag Barcelona, Freitag, 10. März

1. Kimi Räikkönen (FIN), Ferrari SF70H, 1:18,634 (111 Runden)
2. Max Verstappen (NL), Red Bull Racing RB13-Renault, 1:19,438 (71)
3. Carlos Sainz (E), Toro Rosso STR12-Renault, 1:19,837 (132)
4. Valtteri Bottas (FIN), Mercedes W08, 1:19,845 (53)
5. Lewis Hamilton (GB), Mercedes W08, 1:19,850 (54)
6. Nico Hülkenberg (D), Renault RS17, 1:19,885 (45)
7. Sergio Pérez (MEX), Force India VJM10-Mercedes, 1:20,116 (128)
8. Jolyon Palmer (GB), Renault RS17, 1:20,205 (43)
9. Lance Stroll (CDN), Williams FW40-Mercedes, 1:20,335 (132)
10. Romain Grosjean (F), Haas VF-17-Ferrari, 1:21,110 (76)
12. Fernando Alonso (E), McLaren MCL32-Honda, 1:21,389 (43)
11. Marcus Ericsson (S), Sauber C36-Ferrari, 1:21,670 (59)
13. Pascal Wehrlein (D), Sauber C36-Ferrari, 1:23,527 (42)

Zweite Testwoche

1. Kimi Räikkönen (FIN), Ferrari SF70H, 1:18,634 (superweich, FR)
2. Sebastian Vettel (D), Ferrari SF70H, 1:19,024 (ultraweich, DO)
3. Valtteri Bottas (FIN), Mercedes W08, 1:19,310 (superweich, MI)
4. Lewis Hamilton (GB), Mercedes W08, 1:19,352 (ultraweich, DO)
5. Felipe Massa (BR), Williams FW40-Mercedes, 1:19,420 (ultraweich, MI)
6. Max Verstappen (NL), Red Bull Racing RB13-Renault, 1:19,438 (superweich, FR)
7. Carlos Sainz (E), Toro Rosso STR12-Renault, 1:19,837 (ultraweich, FR)
8. Nico Hülkenberg (D), Renault RS17, 1:19,885 (ultraweich, FR)
9. Daniel Ricciardo (AUS), Red Bull Racing RB13-Renault, 1:19,900 (ultraweich, DI)?
10. Sergio Pérez (MEX), Force India VJM10-Mercedes, 1:20,116 (ultraweich, FR)
11. Esteban Ocon (F), Force India VJM10-Mercedes, 1:20,161 (ultraweich, DO)
12. Jolyon Palmer (GB), Renault RS17, 1:20,205 (ultraweich, Fr)?
13. Lance Stroll (CDN), Williams FW40-Mercedes, 1:20,335 (weich, FR)
14. Daniil Kvyat (RUS), Toro Rosso STR12-Renault, 1:20,416 (superweich, DO)?
15. Kevin Magnussen (DK), Haas VF-17-Ferrari, 1:20,504 (superweich, DO)?
16. Stoffel Vandoorne (B), McLaren MCL32-Honda, 1:21,348 (ultraweich, DO)
17. Fernando Alonso (E), McLaren MCL32-Honda, 1:21,389 (ultraweich, FR)?
18. Romain Grosjean (F), Haas VF-17-Ferrari, 1:21,110 (ultraweich, FR)
19. Marcus Ericsson (S), Sauber C36-Ferrari, 1:21,670 (superweich, FR)
20. Pascal Wehrlein (D), Sauber C36-Ferrari, 1:22,347 (ultraweich, DO)

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