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Rätsel Racing-Raritäten: Rot als Farbe der Scham

Von Mathias Brunner
​Das Rätsel «Racing-Raritäten» ist ein nostalgischer Blick zurück auf ein ungewöhnliches Rennauto in ungewohnter Umgebung. Wer ist es? Wann und wo ist das Bild entstanden?

Aus dem Archiv unserer Partner der britischen Foto-Agentur LAT stellen wir jede Woche ein kleines Stück Motorsporthistorie vor. Das Vorgehen ist kinderleicht – sagen Sie uns, wer zu erkennen ist, wo und wann das Bild entstand (Beispiel: Jo Siffert, Monza, 1970) und gewinnen Sie mit etwas Glück einen kleinen Preis. Bitte Namen, Adresse, Geburtsjahr und Telefonnummer nicht vergessen. Schicken Sie Ihre Lösung an: mathias.brunner@speedweek.com. Einsendeschluss ist jeweils Sonntag der laufenden Woche, 24.00 Uhr.

Zur Auflösung der Vorwoche – wir sehen Adrian Campos mit seinem Minardi M187-Ford in, nein, nicht in Monaco, nein, auch nicht in Detroit, der Spanier ist vielmehr in Adelaide (Australien) unterwegs.
Der heute 56-Jährige aus Valencia fuhr 1987 und 1988 in der Formel 1. Seine Karriere begann ungewöhnlich – als Meister der schnellen Finger mit dem Fernsteuern von Modellautos! 1980 wurde er spanischer Meister. Ein Jahr später sass er im richtigen Rennwagen, von 1983 bis 1985 versuchte er sich in der Formel 3. So wurde er 1985 Gesamtdritter der deutschen Meisterschaft (hinter Volker Weidler und Kris Nissen).

Damit stieg er in die Formel 3000 auf, Sprungbrettklasse zur Formel 1, heute mit der GP2 vergleichbar. Die Ergebnisse hielten sich in Grenzen. Im Rennstall des früheren GP-Piloten Peter Gethin gab es keinen Punkt, mit Lola Motorsport wurde er beim Finale Sechster, das ergab Meisterschafts-Schlussrang 23.

Dank zahlreicher Sponsoren aus Spanien (wie etwa Lois-Jeans) heuerte Campos beim italienischen Formel-1-Rennstall Minardi an. Unglaublich: In der ganzen Saison 1987 kam er nur einmal ins Ziel (14. in Jerez), der Rest war Pleiten, Pech und Pannen. Der Fairness halber sei erwähnt: Das Auto war die grössere Fehlerquelle als der Fahrer.

In Monaco hatte Campos im Training einen üblen Crash. Als der damalige Rennarzt Professor Sid Watkins am Auto fragte «In welcher Stadt bist du?», da antwortete Campos: «In Madrid, wieso?» Er erhielt Startverbot.

1988 blieb Campos bei Minardi, die Ankunftsquote wurde aber nicht besser: Rang 16 in Imola war das einzige Erfolgserlebnis. Nachdem er sich in Monaco, Mexiko und Kanada drei Mal in Serie nicht qualifizieren konnte, wurde er durch Pierluigi Martini ersetzt.

Campos kehrte er nach Spanien zurück und wurde 1994 Tourenwagenmeister. Ende 1997 hängte er den Helm an den Nagel und gründete sein eigenes Team – es hiess zunächst Adrian Campos Motorsport, dann Campos Racing. Er verhalf Marc Gené zum Titel in der Open Fortuna bei Nissan, er war einer der frühen Weggefährten von Fernando Alonso.

In der GP2 holte Campos 2008 den Meistertitel der Teams (mit Vitaly Petrov und Lucas di Grassi), später verkaufte er seinen Rennstall an den Unternehmer Alejandro Agag (heute Chef der Formel E). Als Barwa Addax blieb der Rennstall bis 2013 ein Spitzenteam in der GP2.

Der Minardi M187 aus der Feder des Italieners Giacomo Caliri litt an zwei gravierenden Problemen: Der Wagen war zu schwer und mit dem Motori-Moderni-V6-Turbo untermotorisiert. Ab 1988 fuhr Minardi mit Ford-Cosworth-Motoren. Aus Minardi ging 2005 der heutige GP-Rennstall Toro Rosso hervor.

Der Grosse Preis von Australien 1987 endete mit dem dritten GP-Sieg von Gerhard Berger (Ferrari), vor Michele Alboreto (Ferrari) und Thierry Boutsen (Benetton).

Dieses Mal haben wir es mit einer ungewohnten Kombination zu tun: Dieses Chassis war ursprünglich gar nicht für diese Rennserie vorgesehen, der Fahrer war nur Gelegenheitsgast, das Auto wurde nicht von jenem Rennstall eingesetzt, der es gebaut hatte, und was die Konkurrenzfähigkeit angeht – Rot ist auch die Farbe der Scham.

Wer war es? Wann und wo ist das Bild entstanden?

Wir wünschen Ihnen viel Spass beim Rätseln!

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