Wunderwaffe gegen Silberpfeil? Toto Wolff vorsichtig
Toto Wolff: «Wenn die Zielflagge fällt, hört das Gerede auf»
Das ganze Fahrerlager freut sich schon auf die neue Formel-1-Saison, die diesen Sonntag im Albert Park von Melbourne mit dem ersten von 20 Grands Prix beginnt. Die meisten Teammitglieder und Journalisten weilen schon in Australien oder treten in diesen Tagen die Reise dorthin an. Auch Weltmeister Mercedes ist schon auf dem Weg, wie das Team in den sozialen Medien mitteilt.
Die Vorfreude auf das erste Kräftemessen ist bei den Silberpfeil-Verantwortlichen gross, denn durch die umfassenden Regeländerungen startet die Königsklasse des Formelsports in eine neue Ära. Motorsportdirektor Toto Wolff schwärmt: «Die Formel 1 hat zum ersten Mal ihre Regeln verändert, um die Autos schneller zu machen. Wir haben ein neues Management, das darum bemüht ist, den Sport vorwärts zu bringen. Und auch in unserem Team gab es im Winter einige einschneidende personelle Veränderungen. Hinter uns liegen zweifelsohne einige arbeitsreiche Monate. Gleichzeitig ist es aber auch eine aufregende Zeit.»
«Die Zielsetzung für die neuen Regeln war es, die neue Generation an F1-Autos zur schnellsten in der Geschichte unseres Sports zu machen. Wenn wir uns die Ergebnisse der Testfahrten ansehen, dann befinden wir uns auf einem guten Weg, dieses Ziel auch zu erreichen. So etwas wurde noch nie zuvor gemacht – es ist ein grundlegender Umbruch. Die Autos sehen sogar spektakulärer aus», erklärt der Wiener stolz.
Und Wolff verrät: «Nachdem ich mit den Fahrern gesprochen habe, kann ich sagen: Diese Autos sind brutal – genau so sollten Formel 1-Autos sein. Ich war draussen an der Strecke und habe sie mir angesehen. Neben der bisherigen Fahrzeuggeneration sind dies richtig spektakuläre Autos. Aus der Perspektive eines Fans – und ein Teil von mir wird immer Fan bleiben – sind sie etwas ganz Besonderes. Jeder Motorsport-Begeisterte muss sie einfach in Natur erleben.»
Zu seinen Schützlingen Lewis Hamilton und Valtteri Bottas sagt der Motorsportdirektor der Sternmarke: «Lewis und Valtteri verstehen sich sehr gut. Soweit wir es in unseren Teambriefings bislang gesehen haben, pflegen sie eine respektvolle und freundschaftliche Beziehung. Das sind aufregende Zeiten für sie, da diese neuen Autos eine echte körperliche Herausforderung für sie darstellen. Beide wissen von den Testfahrten, dass die g-Kräfte enorm sind und sie nehmen die neuen Aufgaben der F1-Saison 2017 an.»
Wolff betont auch: «Wir haben die Herausforderungen, mit der uns die neuen Regeln konfrontiert haben, voller Entschlossenheit in Angriff genommen. Durch das stabile Reglement waren wir in den vergangenen drei Jahren sehr erfolgreich. Aber bislang hat noch kein Team seine Erfolgsserie nach einer so grossen Regeländerung fortgesetzt. So gesehen ist es genau das, was wir gebraucht haben. Solch eine Herausforderung ist gut für das Team.»
Der 45-Jährige weiss: «Es ist eine Kunst, die Erwartungen in Schach zu halten. Man darf sie nicht zu niedrig ansetzen, muss sie aber gleichzeitig unter Kontrolle behalten. Durch die neuen Regeln beginnt jeder bei null. Das bietet für jedes Team sowohl Chancen als auch Risiken. Wir müssen uns nur 2009 ansehen, um zu erkennen, wie unberechenbar die Formel 1 sein kann. Damals stand Brawn kurz vor dem Kollaps und gewann danach die Weltmeisterschaft.»
«Mit dieser Einstellung gehen wir in die neue Saison. Wir nehmen alle unsere Gegner ernst und respektieren die Möglichkeiten jedes Teams, diese eine Wunderwaffe zu finden. Sie alle haben sehr viele clevere Köpfen in ihren Reihen – die Besten ihres Fachs auf der Welt», erklärt der Österreicher weiter.
Und Wolff entschuldigt allfällige böse Überraschungen schon im Voraus: «Sollten wir jetzt in Melbourne nicht die Schnellsten sein, liegt es an uns herauszufinden, woran das liegt und was wir unternehmen müssen, um uns wieder an die Spitze zu bringen. Diese Herausforderung gehen wir mit voller Motivation und Energie an. Rückschläge können langfristig neue Möglichkeiten bieten, da man sich stetig verbessern muss.»
«Bei den Testfahrten in Barcelona haben wir gesehen, dass die Abstände an der Spitze des Feldes geschrumpft sind. Warten wir ab, wie sich das in Melbourne auswirken wird. Denn noch wissen wir nichts über die Benzinmengen, Gewichte oder Leistungseinstellungen der anderen Autos. Das alte Sprichwort gilt noch immer: Wenn die Zielflagge fällt, hört das Gerede auf», fügt der Miteigentümer des Formel-1-Rennstalls von Mercedes an.