Hin und her: Ross Brawn genervt von Formel-1-Teams
Ross Brawn
Ross Brawn hat sich schon mehrmals klar positioniert. Zuletzt nach den Testfahrten zur neuen Formel-1-Saison in Barcelona: Die technischen Auswüchse wie die Haiflossen oder die T-Flügel sind hässlich. «Kinderkrankheiten des neuen Reglements» nannte der neue Sportchef der Königsklasse die haiflossenartigen Verlängerungen der Motorabdeckungen.
«Damit müssen wir uns beschäftigen», sagte Brawn formula1.com. Immerhin ist das neue Reglement eingeführt worden, um die Formel 1 spektakulärer zu machen. Um Autos zu schaffen, die aufregender aussehen. Das ist durch die Auswüchse nun aber nicht ganz geschafft worden.
Red Bull Racing hatte angeregt, diese Auswüchse verbieten zu lassen. Aus ästhetischen Gründen. Aber das Team scheiterte mit dem Vorstoß in der Formel-1-Kommission. Die anderen Teams waren gegen ein Verbot.
Das bringt Brawn nun auf die Palme. Der Brite gewährte mit ein paar Details auch Einblicke, wie schnell sich Meinungen in der Formel 1 ändern können, wenn man gewisse Dinge plötzlich zu seinem Vorteil nutzen kann.
2012 war die Haiflosse schon einmal ein Thema in der Formel 1, damals sollte sie dem eher unspektakulären Zweck dienen, die Startnummern der Fahrer dort seitlich am Auto anzubringen, als Service für die Fans auf den Tribünen, die die Fahrer nicht auf den ersten Blick erkennen können.
«Die Hälfte der Teams sagte: „Das wollen wir nicht an unseren Autos, das ist hässlich“», sagte Brawn motorsport.com. Den Teams seien sogar Fotos vorgelegt worden, wie das Ganze aussehen würde. Die Antwort: «Schrecklich.»
Als die Teams dann aber im zurückliegenden Winter erkannten, dass diese vormals so schrecklichen und hässlichen Haiflossen Vorteile auf der Strecke bringen, waren die Vorbehalte – wenig überraschend – sofort vergessen. Dass die neue Formel 1 auch mit aggressiveren und ästhetischeren Autos verkauft wurden – egal.
Zum Hintergrund: Die Flosse hilft dabei, bei der Kurvenfahrt konstanter Abtrieb zu haben. In der Branche gilt als gegeben – die Autos von Red Bull Racing und Mercedes bauen an sich am meisten Abtrieb auf. Sie sind also weniger auf dieses Hilfsmittel angewiesen. Daher so viel Widerstand gegen Red Bull Racing. Das Problem: Um die Haiflossen abzuschaffen, braucht es Einstimmigkeit zwischen den Teams, die nicht gegeben ist. Oder aber Sicherheitsbedenken, um sie durch die FIA verbieten zu lassen. Doch auch das ist nicht gegeben.