Haiflossen, Kleiderbügel: Wie die FIA eingreifen kann
In loser Reihenfolge gehen wir in Form von «SPEEDWEEKipedia» auf Fragen unserer Leser ein. Dieses Mal will Carina Lahm aus Stuttgart wissen: «Die neuen Formel-1-Autos gefallen mir eigentlich sehr gut. Was ich hingegen hässlich finde: Diese Verlängerungen der Motorverkleidung, gemeinhin als Haiflossen bezeichnet, und auch diese doofen Zusatzflügel an der Airbox, die Damon Hill als Kleiderbügel verspottet hat. Könnt Ihr etwas zur Funktion dieser Elemente sagen? Und haben die Regelhüter der FIA denn gar keine Möglichkeit, gegen diese Auswüchse vorzugehen?»
Zur Funktion der stehenden Finne, also der Haiflosse, sagt Force-India-Technikchef Andy Green auf unsere Frage: «Sie macht den Wagen schneller, ganz einfach. Sonst hätten wir sie in dieser Version nicht am Wagen. Wir nutzen die Regeln hier komplett aus, daher ist die Finne so gross. Es geht um die Anströmung des Heckflügels bei Kurvenfahrt. Geradeaus ist es leicht, ein Auto schnell zu machen oder die idealen Abtriebswerte zu erreichen. Kniffliger ist das in der Kurve, wenn du Abtrieb verlierst, weil der Heckflügel anders angeströmt wird, da musst du irgendwie dagegenhalten. Da hilft die Flosse. Nichts an diesem Auto ist passiert wegen Ästhetik. Wir zielen nur auf Leistungsfähigkeit. Funktion diktiert nun mal die Form.»
Auch bei den Kleiderbügeln – etwa an den Rennwagen von Mercedes, Williams oder Haas zu sehen – geht es um eine verbesserte Anströmung des Heckflügels. Mercedes-Benz experimentierte in Spanien sogar mit einem Doppeldecker, wie auf unserem Foto zu sehen. Die Kleiderbügel erzeugen wenig Abtrieb, es geht lediglich um die Kanalisierung der Luft.
Solche Flossen sind in der Formel 1 ein alter Hut. Zwischen 2008 und 2010 haben sich viele Fans schon einmal darüber aufgeregt. Heute ist es noch wichtiger, den Luftstrom sauber zum Heckflügel zu leiten, denn der breitere Frontflügel und die grösseren Räder erzeugen mehr unerwünschte Wirbel. Zudem ist der Heckflügel bei den 2017er Autos tiefer angebracht.
Können wir Flossen und Kleiderbügel wieder loswerden? Einen Ansatzpunkt erkenne ich höchstens bei der Flexibilität dieser Elemente. Während sich die Flossen – wie bei Zeitlupenaufnahmen gut zu erkennen – zwar verwinden, aber nicht auf beunruhigende Art und Weise, wirken die Kleiderbügel schon sehr zerbrechlich. Sie bewegen sich stark, wie das zweite Foto zeigt, Romain Grosjeans Haas-Renner von hinten, mit recht schräg stehendem Zusatzflügel.
Die FIA könnte hier den Hebel ansetzen: Unter dem Vorwand kompromittierter Sicherheit liessen sich diese Flügelchen von heute auf morgen verbieten.