Motor-Strafe Fernando Alonso: Regelhüter lagen falsch
Ein Blick in die FIA-Liste verbrauchter Motorteile lässt wenig Gutes erahnen: Auf Formel-1-Stars wie Sebastian Vettel, Fernando Alonso und Max Verstappen kommen noch in diesem Sommer Strafversetzungen zu. Und dann wird die Geduld der treusten Fans wieder auf eine harte Probe gestellt – wenn umständlich erklärt werden muss, wieso die ganzen Piloten durch das Startfeld nach hinten durchgereicht werden.
Der zehnfache GP-Sieger Gerhard Berger hat wiederholt angeprangert, etwa im Rahmen seiner Auftritte bei ServusTV: «Die Formel 1 ist überreglementiert. Die Leute werden mit Regeln und Wörtern konfrontiert, die sich nicht mehr verstehen, MGU-H, KERS, die Entwicklungswertmarken Token, Supersoft-Reifen und so fort. Die Formel 1 sollte einen Sport bieten, der die Fans bestens unterhält. Die Technik ist zu dominant geworden. Dabei sollte der Kampf Fahrer gegen Fahrer im Zentrum stehen.»
Der Engländer Ross Brawn arbeitet für Formel-1-Grossaktionär Liberty Media am GP-Sport der Zukunft. Auch der Weltmeistermacher von Michael Schumacher weiss, dass der Sport entrümpelt werden muss. Und dazu gehören eben auch Strafen, die für den Fan weder nachvollziehbar noch gerecht sind.
Der dreifache WM-Dritte Mark Webber gibt zu bedenken: «Wir verlieren durch Strafversetzungen der beliebtesten Stars laufend Zuschauer. Wenn ein Fahrer für das Auswechseln elektrischer Generatoren keine Chance mehr hat, von da hinten in die Punkte zu fahren, dann stimmt doch etwas mit dem System nicht.»
Die Lösung gemäss des australischen Sportwagen-Weltmeisters: «Vielleicht ein Abzug von Konstrukteurspunkten, was auch immer. Wir müssen einfach einen Weg finden, mit dem wir nicht den Fahrer bestrafen. Es gab so viele lächerliche Strafen, mit denen der Pilot nichts zu tun hatte. Und sie hatten alle einen grossen Einfluss darauf, wie das jeweile Wochenende verlaufen ist, was die Unterhaltung betrifft.»
Fernando Alonso ist am Red Bull Ring auf diese Aussagen angesprochen worden. Der 32fache GP-Sieger ist der Ansicht: «Carlos Sainz hat in Kanada eine Dummheit gemacht, dafür musste er beim darauffolgenden Rennen in Baku um drei Ränge zurück. Das ist für mich in Ordnung. Er hat einen Fehler gemacht und dafür bezahlt. Wenn aber das Team einen Fehler begeht oder es ein Motorproblem gibt, wieso soll dann der Fahrer dafür bezahlen? Das finde ich unfair. Aber so ist das nun schon seit dreieinhalb Jahren so. Ich glaube, als damals das Reglement festgelegt wurde, hat einfach keiner damit gerechnet, dass ein Hersteller erheblich mehr Motorteile benötigen würde.»
Das heute Motorenreglement gilt bis 2020. Mit den entsprechenden Strafen, die im Reglement verankert sind. Es ist unklar, ob Ross Brawn Mittel und Wege finden kann, die schwer verständlichen Strafen loszuwerden.
Fernando Alonso hofft, «dass es mit der Zeit besser wird. Die Zukunft kann nicht so dramatisch sein wie in den letzten drei Jahren mit diesen ganzen Motorschäden.»