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Silverstone-GP: Werden die Kurvennamen verscherbelt?

Von Mathias Brunner
​Silverstone, eine der grossen, klassischen Grand-Prix-Strecken, Austragungsort des ersten Formel-1-WM-Laufs 1950. Verlieren wird bald tolle Kurvennamen wie Copse, Maggotts oder Becketts?

Der «British Racing Drivers’ Club» als Besitzer der Silverstone-Strecke hat den Vertrag als Austragungsort des Britischen Grand Prix mit Ausgabe 2019 gekündigt. Die Finanzlast erdrückt den BRDC: 2010 wurde ein 17-Jahresvertrag unterzeichnet, angeblich für 12 Millionen Pfund (das sind knapp 14 Millionen Euro), mit der Auflage, dass sich die Kosten pro Jahr um fünf Prozent erhöhen. Damit kostet der Grand Prix 2017 bereits umgerechnet 19,75 Millionen Euro, 2027 müsste der BRDC satte 30,6 Millionen Euro auf den Tisch legen!

BRDC-Vorstands-Chef John Grant sagt: «Diese Entscheidung ist gefällt worden, weil die Austragung vor dem Hintergrund dieses Abkommens finanziell nicht mehr tragbar ist. Wir haben 2015 einen Verlust von 2,8 Millionen Pfund gemacht, 2016 waren es 4,8 Millionen. (In Euro: 3,15 sowie 5,41 Millionen. M.B.).»

BRDC-Präsident Derek Warwick (62), 146facher GP-Teilnehmer, hat eine andere Idee auf den Tisch gebrcht: «Vielleicht benennen wir Kurven nach Geldgebern. Es gibt Dinge, die wir ändern können, welche wir früher aber nicht tun durften.» Den meisten Traditionalisten krampft sich dabei der Magen zusammen, denn Silverstone bietet, was andere Rennstrecken nicht bieten können – richtige Kurvennamen!

Silverstone: Die Geschichte der Namen

Die meisten modernen Kurse fallen durch Einfallslosigkeit auf, die Kurven werden einfach durchnummeriert, wie öde! Ganz anders Silverstone: Hier stolpern wir von einem geschichtsträchtigen Namen zum nächsten.

Erstaunlich dabei: Keine einzige Kurve ist nach einem grossen britischen Racer bekannt, dabei gäbe es davon mehr als genug – Moss, Clark, Hill der Ältere, Surtees, Stewart, Hunt, Hill der Jüngere, Button, Hamilton.

Hier also ein kleiner Auffrischungskurs in Sachen Silverstone.

Silverstone
Die Strecke an sich ist nach dem kleinen Ort in der Nähe benannt (2000 Einwohner), das Wort bedeutet nicht etwa silberner Stein, sondern, basierend auf früherem Englisch, «Waldgebiet».

Abbey
Steht für den Sitz der früheren Abtei Luffield.

Farm
Die sanfte Linkskurve heisst so aufgrund des nahen Bauernhofs.

Village
Steht für die Dorfgemeinde (village) Silverstone.

The Loop
Kringel oder Schlaufe heisst diese Passage aufgrund ihrer Form.

Aintree
Erinnert an den Austragungsort des britischen Grand Prix 1955, 1957, 1959, 1961 sowie 1962.

Wellington
Diese Gerade ist eine der früheren Startbahnen. Da im Zweiten Weltkrieg hier vor allem Vickers-Kampfflieger des Typs Wellington stationiert waren, heisst diese Gerade so.

Brooklands
Ein Knicks vor einer der ältesten Rennstrecken der Welt, die schon 1907 eröffnete. In Brooklands fand der britische Grand Prix 1926/1927 statt.

Luffield
Steht für das Dorf Luffield, das früher hier lag, gleich an der Grenze der beiden Grafschaften Northamptonshire und Buckinghamshire.

Woodcote
Benannt nach einem Klubhaus des Königlich Britischen Automobilklubs (RAC) in Surrey, Woodcote Park.

Copse
Die Mut-Rechts heisst Dickicht oder Gebüsch, weil hier früher ein kleines Unterholz lag.

Maggotts
Hat nichts mit einer Made zu tun (das würde sich «maggot» schreiben), sondern mit dem Moor Maggotts.

Becketts und Chapel
Beide heissen so aufgrund der Kapelle (chapel) des Heiligen Thomas von Becket (Erzbischof von Canterbury). Die Reste der Kapelle aus dem 13. Jahrhundert sind noch heute zu sehen.

Hangar
An dieser Geraden standen im Krieg zwei Flugzeug-Hangars.

Stowe
Benannt nach der Schule gleichen Namens südlich der Rennstrecke.

Vale
Heisst so aufgrund der Pistenform – hier befindet sich eine sanfte Mulde.

Club
Benannt nach dem RAC-Klubhaus in London.

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