Sergio Marchionne: «Ich verkaufe Ferrari an Mercedes»
Ferrari-Teamchef Maurizio Arrivabene mit Firmenchef Sergio Marchionne
Niemand kann behaupten, Fiat-Sanierer Sergio Marchionne hätte keinen Sinn für Humor. Am Red Bull Ring sagt der Spitzenmanager auf die Frage, ob er eine Rückkehr von Fernando Alonso zu Ferrari sehe: «Ja klar, und ich bin Napoleon.» Und als der Italo-Kanadier in Begleitung von Piero Ferrari (Sohn von Firmengründer Enzo Ferrari) ins Fahrerlager des Hungarorings kommt, verschwindet er zunächst mal im Motorhome von Mercedes – um sich mit Teamchef Toto Wolff zu treffen. Dabei scherzt Marchionne zu meinem Kollegen Roberto Chinchero von motorsport.com: «Ich bin hier, um Ferrari an Mercedes zu verkaufen.» Marchionne lässt das einige Sekunden lang einsickern, dann fügt er schmunzelnd hinzu: «Das war natürlich ein Scherz.»
Im Fahrerlager des Hungarorings kursiert: Marchionne habe Wolff klargemacht – Finger weg von unserem Star Sebastian Vettel! Denn seit Wochen hält sich hartnäckig: Mercedes zögere nur deshalb mit einem neuen Vertrag für Valtteri Bottas, weil es noch immer eine Chance gebe, den vierfachen Champion Vettel anzulocken. Es war sogar von einer Art Absichtserklärung zwischen Vettel und Mercedes die Rede, was von allen Beteiligten immer dementiert worden ist.
Mercedes-Teamchef Toto Wolff in Silverstone: «Eigentlich versteht sich eine Verlängerung für Valtteri von selber. Aber ich will das grosse Bild zusammensetzen. Es geht nicht nur um die Saison 2018. Es geht auch darum, wie sich das Feld in den Jahren 2019 und 2020 verändert, es geht um das Abwägen von Risiken und Gelegenheiten. Aus diesem Grund werde ich nach dem Ungarn-GP in aller Ruhe an einem Strand darüber nachdenken, was für das Team das Richtige ist.»
Offenbar ist ihm da Marchionne zuvorgekommen: Sky Italien beruft sich auf Quellen innerhalb von Ferrari und berichtet – der Rennstall sei sich mit seinen Weltmeistern Sebastian Vettel und Kimi Räikkönen einig, Vettel werde einen Dreijahresvertrag unterzeichnen, der Finne erhalte einen weiteren Einjahresvertrag. Das Ganze werde Anfang September ganz traditionell in Maranello verkündet.
Sebastian Vettel selber sagte zum neuen Ferrari-Vertrag nur so viel: «Wir konzentrieren uns hier ganz auf die Aufgabe von Ungarn. Danach ist genügend Zeit, um über den Vertrag zu sprechen.»
Marchionne kurz vor dem Ungarn-GP: «Ich bin zufrieden mit der Arbeit des Teams, wir haben uns vom Rückschlag in Silverstone prima erholt.»
Dann sagt der Ferrari-Präsident auch noch etwas Ernsthaftes über die Fahrerverträge: «Ob wir auf dem richtigen Weg sind zu neuen Verträgen mit unseren Fahrern? Fragen Sie am besten Teamchef Maurizio Arrivabene.» Der hatte im italienischen Fernsehen gemeint: «Zunächst mal müssen wir auf dem richtigen Weg sein, um im Ungarn-Rennen Erfolg zu haben.»
Marchionne weiter: «Die Motoren für Sauber sind auch eine Möglichkeit, eine Art Junior-Team zu erzeugen und Platz für unsere jungen Fahrer zu schaffen. Wir haben zwei tolle junge Talente (Charles Leclerc und Antonio Giovinazzi, die Red.), aber um die Zukunft von Ferrari zu sichern, müssen wir auch die Chance haben, sie irgendwo auszubilden.»