Pirelli-Test Barcelona: Ferrari fährt 12 Stunden lang
Charles Leclerc im Ferrari
Formel-1-Dauersieger Charles Leclerc nahm es mit Humor. Der Monegasse twitterte: «Ich dachte, ich hätte Ferien. Aber noch nicht. Diesen Nachmittag fahre ich in Barcelona dieses Biest.» Dazu zeigte der 19-Jährige ein Bild des diesjährigen Formel-1-Ferrari.
Pirelli arbeitete mit Ferrari, Antonio Giovinazzi und Charles Leclerc zwei Tage lang auf der Rennstrecke ausserhalb von Barcelona. Wie üblich bei Pirelli-Tests mit nächstjährigen Reifen wird dazu kaum etwas bekanntgegeben. Was durchsickerte: Allein Ferrari-Reservist Antonio Giovinazzi drehte 152 Runden (mehr als 700 km) mit dem 2017er Ferrari SF70H. Am zweiten Tag sass der Italiener von 8.00 Uhr bis 15.00 hinter dem Lenkrad, dann übernahm Leclerc und fuhr weiter, bis Abends um acht!
Die Fahrer fahren bei solchen Tests mit unmarkierten Reifen, nur die Pirelli-Techniker wissen, welche Kombinationen aus Konstruktion und Mischung jeweils am Wagen steckt. Rundenzeiten werden nicht verkündet.
Zwischendurch gab es ein (von Ferrari nicht näher definiertes) technisches Problem, das Team musste auf Teile warten. Daher wurde neben Giovinazzi auch Leclerc aufgeboten, der schon beim Ungarn-Test für die Italiener gefahren war.
Es hält sich hartnäckig das Gerücht: Das war für die Ferrari-Ingenieure nochmals eine prima Gelegenheit, die beiden Talente im direkten Vergleich zu erleben. Denn früher oder später wird sich Ferrari entscheiden müssen, welcher der zwei Fahrer in einem 2018er Sauber Platz nehmen wird. Ferrari kommentiert das nicht.
Innerhalb von Ferrari haben sich Interessengruppen gebildet. Die einen betonen, dass es an der Zeit wäre, einem Einheimischen eine Chance zu geben. Andere weisen darauf hin, dass Leclerc der erfolgreichere Pilot ist und weniger Fehler macht.
Im Rahmen der Testarbeit von Pirelli ist auch mit einer noch weicheren Mischung als der bisherigen «ultraweich» experimentiert worden. Mario Isola, bei Pirelli für das Formel-1-Programm verantwortlich, hat vor kurzem angedeutet, dass eine sechste Mischung 2018 zum Einsatz kommen könnte.
Das Pirelli-Testprogramm geht am 7./8. September in Le Castellet (Südfrankreich) weiter, dann mit Weltmeister Mercedes. Am 31. Oktober und am 1. November wird mit Sauber und Force India in Mexiko-Stadt gefahren, am 14./15. November mit McLaren-Honda in Interlagos (Brasilien).
Zur Erinnerung: 2016 übernahmen die drei Top-Teams Mercedes-Benz, Ferrari und Red Bull Racing die Testarbeit mit den neuen, fetten Pirelli-Walzen. 2017 hingegen teilt der Mailänder Reifenhersteller die Arbeit auf alle Rennställe.
Gemäss Abmachung mit der FIA verwenden die Rennställe dabei die aktuellen Autos. Aber dem Autoverband muss vorab verraten werden, welches Chassis zum Einsatz kommt, welcher Motor im Heck steckt, welcher Pilot am Lenkrad sitzt und welche aerodynamische sowie elektronische Konfiguration seines Renners er dabei zur Verfügung hat. Verboten ist, den Pirelli-Test zum Ausloten neuer Teile zu entfremden. Die FIA garantiert auch, dass alle Daten beim jeweiligen Test den anderen Rennställen offengelegt werden. Die Teams dürfen überdies, sofern sie das wollen, Beobachter zum Test der gegnerischen Rennställe entsenden.
Pirelli-Testplan 2017
18./19. April: Ferrari in Bahrain
16./17. Mai: Renault und Toro Rosso in Barcelona
31. Mai/1. Juni: Red Bull Racing in Paul Ricard (Regenreifentest)
29./30. Juni: Red Bull Racing in Paul Ricard
18./19. Juli: Williams und Haas in Silverstone
19./20. Juli: McLaren-Honda in Magny-Cours
1./2. August: Mercedes auf dem Hungaroring
3./4. August: Ferrari in Barcelona
7./8. September: Mercedes in Paul Ricard
31. Oktober/1. November: Sauber und Force India in Mexiko
14./15. November: McLaren-Honda in Interlagos