Red Bull Racing und Renault: So geht es weiter
Der Renault-Motor heisst in diesem Jahr TAG-Heuer
Während in Singapur die Rennwagen für ihren Einsatz am Nacht-GP-Wochenende vorbereitet werden, kursiert in Grossbritannien: Renault habe Red Bull Racing mitgeteilt, dass ein Abkommen mit den vierfachen Weltmeistern aus Milton Keynes auf Ende 2018 gekündigt werde.
Die Story wird ihre Runden im Internet machen, hat aber zwei Fehler: Das Abkommen ist ohnehin bis Ende 2018 ausgelegt, es gibt also nichts zu kündigen. Und aus dem Dunstkreis von Renault wird uns versichert: Die Zukunft mit oder ohne Red Bull Racing bleibt offen.
Ein französischer Insider im Fahrerlager von Singapur: «Die Geschichte aus England stimmt so nicht. Die Wahrheit ist vielmehr – Renault ist unsicher, wie sich Red Bull mittelfristig orientieren wird. Die Beziehung zwischen den Franzosen und den Engländern war überaus erfolgreich, siehe die vier WM-Titel von Sebastian Vettel von 2010 bis 2013. Aber sie war immer auch von Spannungen gekennzeichnet, weil Renault selbst in der Phase der grössten Erfolge nie den kraftvollsten Motor hatte und den Schritt in die Turbo-Ära gründlich verpatzt hat. Bis heute muss Red Bull Racing mit einem überdurchschnittlich guten Chassis ausgleichen, was Renault mit einem unterlegenen Motor bietet. Es ist völlig naheliegend, dass die Verantwortlichen offen für eine Alternative sind.»
Auch 2017 sind Mercedes und Ferrari das Mass der Dinge, Renault hat den drittbesten Motor gebaut, Honda ist Schlusslicht.
Die Trennung zwischen McLaren und Honda führt zu japanischen Motoren für Toro Rosso. Für FIA-Präsident Jean Todt und Formel-1-CEO Chase Carey war es wichtig, dass Honda dem Sport verbunden bleibt. Aus Japan hören wir: Wenn der seit langem erhoffte Aufschwung endlich kommt, könnte ab 2019 nicht nur Toro Rosso mit Honda-Motoren ausgerüstet werden, sondern auch Red Bull Racing. Ohne diese Aussicht hätte der Honda-Vorstand dem Formel-1-Projekt den Stecker gezogen.
Unser französischer Insider sagt weiter: «Red Bull hat doch alle Möglichkeiten. Sie können sich in Ruhe ansehen, wie sich Honda macht. Gleichzeitig haben wir Porsche, die offen mit der Formel 1 flirten, allerdings wissen wir nicht, wann ein deutscher Motor bereit stünde. Porsche ist gewiss klug genug, eine Rückkehr in die Formel 1 nicht zu überstürzen. Will heissen – sie würden erst mit Einführung des neuen Motorreglements kommen, das wäre 2021. Das Abkommen mit Renault läuft lange genug, um sich in Ruhe zusammenzusetzen und über die Zukunft zu sprechen.»
«Die Motorsituation ist im freien Fluss. Das ist Formel 1. Da ist grundsätzlich fast alles möglich, auch Red Bull Racing mit Honda. Der Vertrag zwischen McLaren und Honda war auf zehn Jahre ausgelegt. Nun werden die Engländer im kommenden Jahr mit Renault-Motoren fahren. Damit hätte vor einem Jahr auch keiner gerechnet.»