Formel 1: Max Verstappen – alles für die Katz

Hamilton: «Vettel und ich fahren auf gleichem Niveau»

Von Gerhard Kuntschik
Lewis Hamilton: «Ich gehe in Monaco nicht gern aus, da kennen mich zu viele Leute»

Lewis Hamilton: «Ich gehe in Monaco nicht gern aus, da kennen mich zu viele Leute»

Drei Siege in Folge, 28 Punkte Vorsprung – da kann Lewis Hamilton entspannt sein. Was er über Sebastian Vettel, Valtteri Bottas, Nico Rosberg und die Zukunft denkt, sagt er im Interview mit speedweek.com.
Wenn die WM zu Deinen Gunsten ausgeht, was war der Wendepunkt?

Der Sieg in Silverstone vermute ich mal. Und nach der Sommerpause lief es auch sehr gut weiter, mit den drei Siegen seither.

Kam der Saisonverlauf für Dich unerwartet?

Ehrlich gesagt, habe ich darüber nicht nachgedacht.

Wie werden die Vorteile zwischen Dir und Sebastian Vettel in der restlichen Saison verteilt sein?

Schwierig zu sagen. Die vergangenen drei Rennen brachten auch Unerwartetes. Vor allem Singapur, da konnte ich nicht mit einem Erfolg rechnen. Ich denke, wir sind beide auf dem gleichen Niveau. Vielleicht hat Ferrari hier in Sepang und auf der einen oder anderen Strecke einen Reifen-Vorteil. Aber beide Teams werden ständig Verbesserungen versuchen, das ist klar.

Ist Deine derzeitige Form die beste Deiner Karriere?

Ich würde sagen, ich bin derzeit am ausgeglichensten.

Wie kommst Du mit Deinem Teamkollegen Valtteri Bottas aus, wie schätzt Du ihn ein?

Wir haben keinerlei Probleme. Er ist ein fantastischer Fahrer, er füllt die Schuhe eines Weltmeisters aus. Wie er an die Sache herangeht, ist sehr gut. Er lernt noch immer, und das schnell.

Kannst Du Dir vorstellen, dass Nico Rosberg im Privatleben langweilig wird und er in den Rennsport zurückkommt?

Ich habe nicht einen Moment darüber nachgedacht. Keine Ahnung, wie sehr er beschäftigt ist.

Was wirst Du nach 2018, wenn Dein Mercedes-Vertrag ausläuft, machen?

Ich weiss es noch nicht. Ich werde sicher weiter Rennen fahren und die Zukunft rechtzeitig besprechen.

Können wir annehmen, Du hast kein Interesse an der Formel E?

(Lacht) Ich habe eigentlich überhaupt kein Verlangen, andere Rennautos als einen Formel 1 zu fahren. Nicht, dass ich keinen Respekt für andere habe, mir fehlt dafür nur die Leidenschaft. Die Formel E ist für mich auf einem Niveau unterhalb der Formel Ford oder Formel Renault! Die Formel E ist ja noch langsamer...

Bist Du mit dem Führungsstil von Niki Lauda und Toto Wolff zufrieden?

Auf jeden Fall. Sie sind die besten Chefs, die man sich vorstellen kann. Alles, was man hier im Team sieht, ist ihr Verdienst. Mit ihnen zu arbeiten ist grossartig.

Hat sich Dein Verhältnis zu Sebastian Vettel nach der Kontroverse von Baku normalisiert?

Ja, es ist alles ausgesprochen und in Ordnung. Wir haben Respekt vor einander. Was passiert ist, liegt hinter uns. Die neue Basis für uns ist vorhanden.

Triffst Du andere Fahrer, wenn Du zuhause in Monaco bist?

Manchmal Daniel (Ricciardo). Aber eigentlich bin ich froh, wenn ich keinen treffe und abschalten kann. Und es gibt in der kurzen Zeit viel zu tun, ganz alltägliche Dinge halt. Ich gehe in Monaco nicht gern aus, da kennen mich zu viele Leute.

Wie viel Zeit bleibt fürs Trainieren?

Ich versuche täglich Übungen zu machen, zumindest 15 bis 30 Minuten. Längeres Training muss ich in meinem Zeitplan haben. Wenn es einmal weniger ist, muss ich dann das nächste Mal mehr machen. Aber ich werfe meine Zeitpläne oft um. Darum haben mein Trainer und andere mit mir immer eine schwierige Zeit.

Wie findest Du immer wieder Energie mit deinem dicht gedrängten Terminplan?

(Lacht), Ha, das fragen mich viele Freunde auch immer. Ich bin in der glücklichen Lage, sehr viel Energie in mir zu haben. Sogar wenn ich einmal einen freien Tag habe, frage ich mich: Warum machst du nicht das oder kann ich da noch etwas reinnehmen? Mir ist lieber, ich bin an einem Tag sehr produktiv als herumzusitzen.

Und wie fühlt es sich an, wieder einmal zuhause in Monaco zu sein?

Dann lasse ich mein Gepäck an der Tür fallen und atme einmal durch. Und ich schalte das Fernsehgerät ein. In der Küche, da schaue ich mehr als im Wohnzimmer. Ich liebe es, Filme zu schauen. Ansonsten bin ich gern im Freien – Motorradfahren oder im Winter Snowboarden.

Willst Du im Winter ein Skirennen besuchen und vielleicht Lindsey Vonn anfeuern?

Wenn es zeitlich passt, ja! Lindsey ist einer meiner liebsten Menschen. Wir reden seit zwei Jahren davon, dass ich sie einmal unterstützen komme, hoffentlich klappt es diesmal.

Was hältst Du von diesen politisch turbulenten Zeiten?

Ich bin überhaupt kein politischer Mensch, aber ich habe meine Meinung und stehe dazu. Klar schaue ich mir die Nachrichten an, aber manchmal finde ich Politik richtig langweilig. Es gibt jetzt komische Typen in Amerika und anderswo, und der Brexit scheint komplett daneben zu gehen. Ich weiss nicht, wie das alles ausgehen wird. Aber es soll jeder zu seiner Meinung stehen. Wenn ich etwas poste, erwarte ich nicht, dass alle meiner Meinung sind. Aber ich zeige, das ist meine Seite, das ist mein Standpunkt. Es ist in Ordnung, wenn jemand nicht meiner Meinung ist.

Die Formel 1 fährt demnächst in den USA, wo derzeit viele Sportler bei der Nationalhymne eine Form von Protest zeigen. Ist so etwas für Dich vorstellbar?

Ich habe darüber noch nicht nachgedacht, aber ja, es wäre zu überlegen. Freilich ist die Hymne, die vor dem Rennen in Austin gespielt wird, nicht die meinige.

Machst Du von Deinem Wahlrecht Gebrauch?

Nein. Ich habe noch nie gewählt. Ich kann mit meiner einzelnen Stimme ohnedies nichts bewegen.

Willst Du bald eine Familie gründen, Kinder haben?

Ich liebe Kids, aber ich denke derzeit nicht über eine Familie nach. Aber ich freue mich auf die Zeit, wenn Sie einmal kommt. Ich habe noch so viele Spielsachen aus meiner Kindheit daheim.

Apropos Spielsachen, willst Du einen der 275 Project-One-Hypercars von Mercedes reservieren?

Das habe ich schon getan!

Wie viele Privatautos fährst Du?

(Denkt nach) Ich glaube ungefähr 15. In Los Angeles, Monaco, Colorado, London... Mein Lieblingsauto ist eine Cobra, mit der durch Kalifornien zu fahren ist einfach grossartig.

Willst Du nach deinem Karriereende weiter in Monaco wohnen?

Ich weiss es nicht. Es hängt dann vielleicht von der Familie, den Kindern ab, wo sie zur Schule gehen werden. Als ich Kart fuhr gegen Nico (Rosberg), besuchte ich ihn manchmal in Monaco und dachte 'Wow, das muss toll sein hier'. Da wusste ich noch nicht, dass ich selbst einmal hier leben würde.

Wenn Du etwas zu feiern hättest, wen würdest Du zuerst einladen?

Meine Mutter. Sie hat immer ein Lächeln im Gesicht und so strahlende Augen. Ich hoffe, Sie kommt öfter zu Rennen. Sie ist im Feiern wirklich gut, bleibt länger als ich!

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