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Ross Brawn über Motoren 2021: «Ich war schockiert»

Von Rob La Salle
Ross Brawn

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​Formula One Management (FOM) und der Autoverband FIA haben Teams und Motorherstellern erklärt, wie sie sich Formel-1-Motoren ab 2021 vorstellen. Ross Brawn (FOM): «Die Reaktion darauf hat mich schockiert.»

Für den Engländer Ross Brawn steht fest: «Die heutigen Turbomotoren der Formel 1 sind technische Wunderwerke – aber fabelhafte Rennmotoren sind sie nicht. Sie sind sehr teuer, sie machen nicht genügend Krawall. Sie beinhalten Bauteile, welche vor dem Rahmen des Reglements zu Strafversetzungen führen, die aus der Formel 1 eine Farce machen. Es gibt zu grosse Leistungsunterschiede zwischen den vier verschiedenen Motoren. Und diese Motorgeneration schreckt neue Hersteller vom Einstieg ab.»

Aus all diesen Gründen handelt Formula One Management (FOM), wo Ross Brawn für die Technik und künftige Trends verantwortlich ist. In Zusammenarbeit mit dem Autoverband FIA ist Teams und Motorherstellern dargelegt worden, wie die Formel-1-Motoren ab 2021 aussehen könnten. Der im Oktober gezeigte Lösungsweg ist nicht in Stein gemeisselt, sondern vielmehr ein Vorschlag, eine Diskussionsgrundlage. Brawn betont gegenüber der BBC, was für ihn und seine Kollegen in Sachen Motoren 2021 auf der Aufgabenliste stand: Die Motoren sollen kostengünstiger zu entwickeln und zu produzieren sein. Sie sollen einfacher werden. Sie sollen Hybridtechnik beinhalten und damit eine gewisse Relevanz zum Motorenbau für Strassenfahrzeuge behalten. Sie sollen besser klingen und ein gewisses Mass an standardisierten Teilen aufweisen. Sie sollen es dem Fahrer erlauben, die ganze Zeit über volle Kanne zu fahren.

FOM und FIA kamen zum Schluss, dass aus Kostengründen die grundsätzliche Architektur der Triebwerke bleiben sollte, will heissen – 1,6-Liter-Turbomotor mit Energierückgewinnung. Sie wollen aber den teuren Generator elektrischer Energie am Turbolader, die so genannte MGU-H (motor generator unit heat) loswerden.

Mercedes und Renault gingen sofort auf die Barrikaden: Das bedeute den Bau eines neuen Motors, das sei nicht kostengünstiger, sondern bedeutet viel mehr Aufwand. Ferrari-Chef Sergio Marchionne war das Wort Vereinheitlichung ein Dorn im Auge. Er sprach davon, dass sich die Formel 1 einer globalen NASCAR-Serie angleiche und drohte gleich mal mit Ausstieg. Nur Honda blieb still.

Ross Brawn weiter: «Ich war schockiert über diese Reaktionen. Denn die Hersteller waren bei zahlreichen Sitzungen dabei, in welchen wir diesen Weg vorgezeichnet haben. Rückblickend hätten wir den Vorschlag vielleicht ein wenig anders präsentieren sollen. Inzwischen hatten wir eine weitere Sitzung, und ich habe das den Beteiligten gesagt. Wenn die Leute den Vorschlag in den falschen Hals bekommen haben, dann tut mir das leid. Aber ich hätte nie mit einer so heftigen Reaktion gerechnet. Wir dürfen unser Ziel nicht aus den Augen lassen. Denn nur darum geht es.»

«Wir sind offen für Gegenvorschläge, so lange sie den Vorgaben treu bleiben. Wenn ein Hersteller darlegen kann, wie wir zu weniger teuren Motoren kommen, welche die Fans wieder fesseln, Motoren, die den Einstieg eines neuen Herstellers begünstigen, dann hören wir uns das gerne an.»

Und was sagt Ross Brawn zum Gepolter von Ferrari-Präsident Marchionne? Der Engländer weiter: «Ich kann verstehen, dass Ferrari und Mercedes in Sachen Motor eine eigene Identität behalten wollen. Sie sollen sagen können: Das ist unser Motor. Aber ich glaube nicht, dass wir mit unseren Vorschlägen eine Grenze überschritten haben. Nun müssen wir sehen, wie wir eine Lösung finden können, mit welcher alle leben können. Sämtliche Hersteller sind für die meisten unserer Vorschläge – nur sind eben nicht alle Motorproduzenten für die gleichen Ideen.»

Von einem Punkt wird Ross Brawn gewiss nicht abrücken: «Wir wollen wieder mehr Motorhersteller in der Formel 1 haben, vor allem wieder unabhängige. Es muss möglich werden für eine solche Firma, einen Formel-1-Motor zu entwickeln und zu bauen.»

Brawn meint: Einer der Auslöser zur Idee einer anderen Motorgeneration sind die ganzen Strafversetzungen. Alleine in der Saison 2017 wurden den Piloten annähernd 700 Strafplätze aufgebrummt!

Brawn: «Der Grundgedanke bestand darin: Diese Motoren sind extrem teuer. Also sollte die Anzahl Bauteile beschränkt werden, um die Kosten zu begrenzen und Verschwendung zu verhindern. Aber mit der heutigen Motorgeneration kommen wir aus dieser Lösung nicht heraus.»

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