Daniel Ricciardo und Max Verstappen: Ellbogen raus!
Max Verstappen und Daniel Ricciardo
Von Frühling bis Spätsommer 2017 hatte Daniel Ricciardo einen tollen Lauf. Dem 28jährigen Australier gelang in seinem Red Bull Racing-Renner eine bemerkenswerte Serie: Von Spanien bis Japan stand er bei zwölf WM-Läufen neun Mal auf dem Siegerpodest. Höhepunkt: Der GP-Triumph im Chaosrennen von Baku. Doch nach Suzuka kam der Ricciardo-Express ins Stocken: Drei Ausfälle in vier Rennen, nur sechster Platz in Brasilien, so rutschte der Strahlemann in der WM noch hinter Kimi Räikkönen und wurde letztlich WM-Fünfter.
Bei Max Verstappen war hingegen im ersten Saisonteil der Wurm drin: Kollisionen und Defekte, von Bahrain bis Österreich sah der 20jährige Niederländer in sieben Rennen nur zwei Mal die Zielflagge. Verstappen wurde drei Mal das Opfer von Startkollisionen, immer wieder liess ihn der Renault-Motor im Stich. Doch im letzten Teil der WM 2017 schien das Glück in der Red Bull Racing-Box auf einmal die Seiten gewechselt zu haben: Sieg in Malaysia, Rang 2 in Japan, Rang 4 in Texas (Max: «Für mich wird das immer Platz 3 sein, den haben mir die Rennkommissare gestohlen), Sieg in Mexiko, dann zuletzt zwei Mal guter Fünfter in Brasilien und Abu Dhabi.
Auch der Engländer Martin Brundle hat mit Staunen verfolgt, wie unterschiedlich das Jahr für das schnelle RBR-Duo verlaufen ist. In einer Analyse für die britische Sky resümiert der Sportwagen-Weltmeister von 1988: «Die Überholmanöver von Daniel sind oft atremraubend. Er zeigte tolle Rennen, und er ist einer jener Piloten, die zur Stelle sind, wenn sich die Chance auf einen Sieg bietet. Aber ich finde, Max hat mit seiner Begabung Daniel ein wenig aus dem Tritt gebracht. So wie Daniel 2014 bei Red Bull Racing Vettel überstrahlte, bevor Sebastian zu Ferrari wechselte, so steht derzeit Max eher im Rampenlicht als Ricciardo. Aber Daniel hat den Speed und alle Fähigkeiten, um zurückzuschlagen, und das wird er auch müssen, wenn er auf längere Sicht im Team bleiben will.»
Für Max Verstappen galt ebenfalls: Ellbogen raus – vor allem bei seinem frechen Start in Mexiko. Denn Brundle sagt weiter: «Wie er sich in Mexiko-Stadt an den beiden Weltmeistern Hamilton und Vettel vorbeigedrängelt hat, das war rundweg sensationell. Dann spielte er an der Spitze nur noch Spielchen, weil ihn die eigene Dominanz langweilte. Max hat eine unfassbare Saison gezeigt. Er liess sich nicht unterkriegen, als in der ersten Saisonhälfte so viel schiefgegangen ist, einige seiner Darbietungen waren unfassbar gut. Er muss noch konstanter werden, aber niemand wird mir widersprechen, wenn ich sage: Hier wächst ein kommender Weltmeister heran.»