Sebastian Vettel: «Verstehe Robert Kubica nicht»
Sebastian Vettel: «Jetzt haben wir eben ein Gestell vor dem Gesicht»
Dass Vettel ein Fan von lautem Motoren-Sound ist, erklärt der vierfache Formel-1-Champion oft und gerne. Entsprechend wenig angetan zeigt er sich von der flüsterleisen Formel E. «Für mich ist das nicht die Zukunft», stellt er im Gespräch mit dem Kollegen des SonntagsBlick klar. «Die E-Mobilität steht zurzeit weltweit hoch im Kurs. Jeder aber, der sich mit Motor- und Rennsport identifiziert und ehrlich ist, der kann mit der Formel E nicht viel anfangen.»
Dabei ist der Sound noch nicht einmal das grösste Problem, das der 30-jährige Deutsche bei den rein elektrisch angetriebenen Formelsport-Rennern beklagt. «Vor allem sind die Autos nicht sehr schnell», betont er, und erzählt: «Viele Piloten, die dort fahren, haben mir gesagt, dass das Fahren nicht sehr aufregend ist.»
Und die Freude am Fahren ist dem ehrgeizigen Ferrari-Star sehr wichtig. «Der Punkt, an dem man keinen Spass mehr hat, wird sicher über einen Rücktritt entscheiden», erklärt er, und beteuert, dass er keine Antwort auf die Frage habe, wie lange der Spass und die Motivation ihn weiter antreiben werden.
Klar ist: Vorerst gibt Vettel weiter in der Formel 1 Gas – wie schon seit mehr als zehn Jahren. In diesen absolvierte der schnelle Heppenheimer 198 GP-Einsätze, holte 47 Siege und 99 Podestplätze. 50 Mal durfte er von der Pole-Position in einen GP steigen.
Das ist eine beachtliche Statistik, trotzdem sind es nicht die Rekorde, die Vettel motivieren, sondern die pure Freude am Fahren. Wenn diese nicht mehr vorhanden sei, dann müsse man gehen, ist der Ausnahmekönner überzeugt. «Allein aus dem Grund, dass es genug Fahrer gibt, die dann noch Spass haben – da muss man Platz machen.»
Apropos Platz machen: Was sagt der frühere Red Bull Racing-Pilot eigentlich zum vielbeachteten Comeback-Versuch von Robert Kubica? Im Gegensatz zu vielen Fans, welche die potenzielle GP-Rückkehr des Polen euphorisch bejubeln, gibt er zu bedenken: «Ich glaube, es ist sehr tragisch, was damals mit ihm passiert ist. Er galt als zukünftiger Champion. Ich verstehe allerdings nicht, warum er jetzt auf ein Comeback drängt. Warum tat er dies nicht schon früher? Für ihn wäre es sicher eine schöne Geschichte. Andererseits wäre es schade für jüngere Fahrer, denen er ein Cockpit wegnehmen würde.»
Eine nicht sehr populäre Meinung vertritt Vettel übrigens auch, wenn es um den umstrittenen Halo-Schutzring geht, der ab 2018 auf allen Cockpits montiert sein wird, um die Sicherheit der Piloten im Bereich des Kopfes zu erhöhen. Zum Halo sagt er: «Ich glaube, wenn man damit ein Leben retten kann, dann ist er nötig. Ich bin kein Statistiker, aber wenn man einem Fahrer eine Verletzung ersparen kann, dann ist er gerechtfertigt. Natürlich ist die ganze Sache nicht sehr ästhetisch, aber wir werden uns daran gewöhnen. Jetzt haben wir eben ein Gestell vor dem Gesicht.»