Karun Chandhok: «Robert Kubica hatte seine Chance»
Kaum hatte Williams die Beförderung von Sergey Sirotkin zum Stammpiloten für die Saison 2018 verkündet, gingen die Diskussionen los. Denn im Rennen um das letzte freie Cockpit für die anstehende Saison war bis zuletzt auch Robert Kubica, der nach seiner langjährigen Verletzungspause in den GP-Zirkus zurückkommen will.
Doch die Teamverantwortlichen in Grove entschieden sich letztlich, dem 22-Jährigen aus Moskau den zweiten Platz neben Nachwuchshoffnung Lance Stroll zu geben – und den polnischen Publikumsliebling mit der Reservisten-Rolle abzuspeisen. Viele sind überzeugt: Die Wahl fiel auf den Russen, weil dieser Berichten zufolge eine dicke Mitgift im zweistelligen Millionenbereich zum britischen Rennstall mitgebracht haben soll.
Diese soll von SMP-Oberhaupt Boris Rotenberg stammen, der Sirotkin seit Jahren durch sein Nachwuchsförderprogramm SMP Racing unterstützt. Der Unternehmer, der ein enger Freund von Staatschef Vladimir Putin ist, bestreitet jedoch, das Cockpit für seinen Schützling gekauft zu haben. Wie die Nachrichtenagentur Tass berichtet, erklärte er zu diesem Thema: «Wir investieren lieber in Technologien.»
Der Unternehmer betonte zudem, dass Sirotkin sein anstehendes GP-Debüt seinem Können zu verdanken habe. Tatsächlich durfte der Nachwuchsfahrer genau wie Kubica und Paul di Resta für Williams ins Lenkrad greifen. Einige Experten sind denn auch überzeugt, dass der Pole eine faire Chance bekommen hat, um seine Formel-1-Tauglichkeit unter Beweis zu stellen.
Dazu gehört auch Karun Chandhok. Der frühere GP-Pilot und heutige TV-Experte für den britischen Sender Channel 4 erklärte an der Autosport International Show in einem Live-Podcast: «Es ist schade für Robert, aber ich denke, er hatte genügend Gelegenheiten, um zu beweisen, dass er ein Cockpit aufgrund seiner Leistungen verdient hat. Ich kenne nicht viele andere Fahrer, die so viele Chancen bekommen haben und mit zwei Teams testen durften, um ihr Können unter Beweis zu stellen.»
Deshalb könne man nicht sagen, dass Kubica keine faire Chance bekommen hätte, ist der Inder überzeugt. «Ich kenne Robert ziemlich gut, wir sind seit unserer gemeinsamen Zeit in den Renault World Series im Jahr 2005 befreundet. Er ist ein prima Kerl und vor seinem Rallye-Unfall war seine Leistung einfach phänomenal», erzählt Chandhok.
Und der frühere GP-Pilot fügt seufzend an: «Doch die Teams können ihre Fahrer nicht aufgrund von vergangenen Errungenschaften auswählen. Sie müssen die aktuellen Umstände und die heutige Performance berücksichtigen. Es ist schade für den Sport und für Robert, dass dies offensichtlich nicht gereicht hat.»