Schock in Deutschland: Sky steigt aus – wegen RTL
Marc Surer, langjähriger Formel-1-Experte bei Sky
Kurz vor Weihnachten 2017 durften sich die deutschen Formel-1-Fans freuen: Mit RTL wurde ein neues Abkommen abgeschlossen, um auch weiterhin die Formel-1-WM-Läufe im freien Fernsehen zu zeigen, für drei weitere Jahre.
Das kam beim Pay-TV-Sender Sky gar nicht gut an. Sky-Chef Carsten Schmidt hatte gehofft, dass er mehr Leute zum Bezahlsender locken kann, wenn in Deutschland die Rennen exklusiv im Pay-TV zu sehen sind (so wie 2018 in Italien).
Nun hat Carsten Schmidt in München bestätigt: Sky wird in Deutschland die Rennen nicht mehr übertragen.
Teilen wollte Schmidt mit RTL nicht: «Wir haben uns nicht dazu überzeugen lassen, einfach so weiterzumachen.» Man habe die Ziele bei den Verhandlungen mit den Formel-1-Machthabern nicht erreicht.
Aber der Zuschlag für RTL ist nicht der einzige Grund für den Rückzieher. So sind die Kosten für die Übertragung der Bundesligaspiele massiv gestiegen.
Formel-1-CEO Chase Carey und Geschäftsleiter Sean Bratches hatten RTL die Zustimmung gegeben, um in Deutschland anhaltend viele Menschen zu erreichen. Das Abkommen mit RTL gilt bis Ende 2020.
Ian Holmes, bei «Formula One Management» Direktor für Medienrechte: «Deutschland ist ein wichtiges Land für die Formel 1. Motorsport hat dort ganz tiefe Wurzeln. Und RTL ist seit Jahren ein treuer Partner. Die Verlängerung des Vertrags war die logische Folge davon.»
Frank Hoffmann, Chef von RTL: «Ich bin sehr froh, dass wir eine der attraktivsten Sportarten auch weiterhin im freien Fernsehen zeigen können. Wir wollen mit der neuen Führung der Formel 1 wachsen.» Gegenüber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung meinte der RTL-Chef: «Wir haben die Formel 1 hier gross gemacht, sie begeistert ein Millionenpublikum und ist ein wichtiger Baustein geworden.»
RTL zeigt Formel 1 seit 1984 und seit 1991 ununterbrochen. 2017 guckten bei RTL pro Rennen 4,3 Millionen Fans zu, rund ein Viertel mehr als im Jahr zuvor.
Es ist unklar, ob es für Deutschland einen anderen Pay-TV-Partner geben könnte. Sky hatte (zuvor unter den Bezeichnungen DF1 und Premiere) seit 1996 Formel-1-Rennen übertragen, mit dem früheren GP-Piloten Marc Surer als Fachmann.
Ganz anders präsentiert sich die Lage in anderen Märkten: Das Abkommen mit Sky Italien ist bestätigt, es gilt bis Ende 2020. Mindestens vier der 21 WM-Läufe werden auf TV8 übertragen, bei der öffentlich-rechtlichen RAI gehen die Formel-1-Lichter aus.
In Grossbritannien haben wir eine Mischlösung: Sky zeigt alle Rennen live, Channel 4 zeigt ungefähr die Hälfte im freien Fernsehen.
In Frankreich sind alle Rennen beim Pay-TV-Sender Canal+ zu sehen, vier Rennen zeigt TF1 im freien Fernsehen, davon den Frankreich-GP in Le Castellet und den GP-Klassiker von Monaco.
In Spanien bleibt die Formel 1 im Bezahlfernsehen bei Movistar+.