Hamilton (Mercedes): Was Melbourne-Bestzeit wert ist
Lewis Hamilton als Rasenmäher
Hin und wieder muss ich schon ein wenig schmunzeln über meine Formel 1. Wir testen acht Tage lang in Barcelona (gut, eigentlich vier Tage, weil die erste Woche für die Katz war), dann heisst es seitens der Rennställe – lest nicht zu viel in die Zeiten hinein, das sind nur Testfahrten!
Dann fliegen wir um die halbe Welt und erleben den ersten Testtag in Melbourne, zum Glück bei etwas brauchbareren Temperaturen, und die Fahrer warnen: Gebt nicht zu viel auf die Reihenfolge, das ist nur der Freitag!
Bereits denkt Max Verstappen weiter und meint: «Es wird einige Rennen dauern, bis wir das Bild klar erkennen.» Nur: Die Fans wollen nicht so lange warten. Sie wollen wissen, was jetzt und heute Sache ist. Sie dürsten nach Antworten auf Fragen wie: Was ist die Mercedes-Bestzeit von Lewis Hamilton wert? Spürt Mercedes wirklich den heissen Atem von Red Bull Racing im Nacken, wie es die Dauerläufe andeuten? Was ist mit Ferrari? Was passiert, wenn Mercedes im Qualifying die Leistung hochdreht?
Fragen wir mal einen, der es wissen müsste: Formel-1-Champion Lewis Hamilton.
Der Engländer meint am Freitagabend: «Ein guter Tag! Wenn du zum ersten Saisonwochenende kommst, dann weisst du letztlich nie ganz, was auf dich zukommt. Du weisst nicht, wie du körperlich klarkommst. Du weisst nicht, wie der Wagen mit diesen Reifen auf dieser ganz besonderen Rennstrecke harmoniert. Aber wir haben einen richtig guten Start hingelegt. Wir haben uns durch alle Punkte arbeiten können.»
«Im zweiten Training hat sich die Spitze zusammengeschlossen, das finde ich aufregend! Ob das daran liegt, dass ich nicht so viel aus dem Wagen holen konnte wie im ersten Training oder die Anderen einfach aufgeholt haben, ist schwer zu sagen. Aber das Fahren hat wirklich Spass gemacht.»
Wie haben sich die komplett anderen Bedingungen gemessen an den Tests in Barcelona auf die Arbeit mit den Reifen ausgewirkt? Lewis: «Gewisse Probleme, die es in Spanien gegeben hatte, sind hier bislang nicht aufgetaucht. Ich rede hier von der Blasenbildung. Alles hat sich viel normaler angefühlt als in Barcelona.»
«Wir sind schneller als vor einem Jahr, was sich wunderbar anfühlt. Die Passage der Kurven 11 und 12, da lupfen wir nicht mal mehr, das ist atemraubend. Irrsinn! Und wir werden noch schneller – wenn es nicht regnet.»
Aber so sieht es aus: Die Wetterprognose für Samstag ist nicht gut. Lewis Hamilton macht sich keine Sorgen: «Wenn es kühler wird, wird es für uns besser. Heissere Bedingungen haben in den letzten Jahren anderen Autos besser gemundet. Aber ich höre auch, dass es am Samstag und Sonntag regnen soll. Ich habe noch gar keine Regenreifen ausprobiert, aber egal, was passieren wird – schlimmer als Barcelona kann es nicht sein.»
Und was war mit unseren Fragen?
Was ist die Mercedes-Bestzeit von Lewis Hamilton wert? Sie zeigt, dass vorne bleibt, wo Mercedes ist.
Spürt Mercedes wirklich den heissen Atem von Red Bull Racing im Nacken, wie es die Dauerläufe andeuten? Ja.
Was ist mit Ferrari? Gemessen an den Dauerläufen im zweiten Training sind sie dritte Kraft.
Was passiert, wenn Mercedes im Qualifying die Leistung hochdreht? Das werden wir vielleicht nie erfahren – denn eine regennasse Melbourne-Strecke ist noch tückischer als eine trockene. Da wird üppig Abtrieb wichtiger sein als rohe Leistung.