1000. Grand Prix: Die Formel 1 hat ein Luxusproblem
Silverstone ist die Wiege der Formel-1-Weltmeisterschaft: Am 13. Mai 1950 fand auf dem früheren Flugfeld der erste WM-Lauf statt. Vier Alfa-Romeo-Renner gingen aus Reihe 1 ins Rennen, Nino Farina gewann von Pole-Position aus, später wurde der Italiener auch erster Formel-1-Weltmeister. 60 Jahre später organisierte der langjährige Formel-1-Promoter Bernie Ecclestone in Arabien ein fabelhaftes Fest: In Bahrain 2010 waren fast alle damals lebenden Weltmeister zu Gast, nur Kimi Räikkönen und Nelson Piquet schwänzten. Trotz seiner 83 Jahre reiste Sir Jack Brabham an, John Surtees liess es in seinem früheren Ferrari knallen, Emerson Fittipaldi wetzte im wunderbaren Lotus 72 um die Kurven. Anschliessend wurde gefachsimpelt mit seinem Freund Sir Jackie Stewart.
Bahrain 2010 war eine von den arabischen Gastgebern mit viel Liebe organisierte Feierstunde. Getrübt wurde die Freude der begeisterten Fotografen nur vom FIA-Präsidenten Jean Todt, der beim Gruppenbild mit den Weltmeistern auf die Gesellschaft seiner Ehefrau bestand. Mario Andretti, Keke Rosberg, Jody Scheckter, Nigel Mansell und Mika Häkkinen genossen es sichtlich, ihre Weltmeisterkollegen zu treffen; klar durften auch Michael Schumacher, Damon Hill, Lewis Hamilton, Jenson Button, Jacques Villeneuve, Alan Jones, Alain Prost, Niki Lauda und Fernando Alonso nicht fehlen.
Nun taucht am Horizont eine andere Feierstunde auf: der 1000. WM-Lauf seit Silverstone 1950. Nach 21 Rennen in dieser Saison 2018 werden wir bei 997 Läufen stehen, anders gesagt – der dritte WM-Lauf 2019 wird zum 1000. Formel-1-WM-Rennen.
Klar will die neue Formel-1-Führung um das US-amerikanische Unternehmen Liberty Media daraus eine Mega-Sause machen, aber das ist ein Problem: Denn der dritte Lauf nach diesjährigem Muster wäre der Grosse Preis von China.
Nichts gegen Shanghai, aber der 1000. WM-Lauf auf dem blutleeren Shanghai International Circuit? In einem Land ohne Formel-1-Geschichte? Nein, wirklich nicht.
Es gibt nun verschiedene Möglichkeiten.
Australien (gewiss mit reicherer GP-Historie als Bahrain und China) zum dritten Rennen machen. Problem hier: Melbourne fühlt sich eigentlich in der Rolle des WM-Auftakts sehr wohl. Und wie bei China gilt: Wer würde zur Feierstunde so weit fliegen wollen?
Anderer Schachzug: Einen Traditions-GP vorziehen. Aber welchen? Keiner kann sich vorstellen, Silverstone im April erleben zu müssen. Dagegen spricht das Rennen vom April 2000, als unzählige Besucher samt ihrer Autos im Schlamm absoffen. Der Ort wäre der Passendste von allen, das Wetter gewiss nicht, wie ich aus eigener Erfahrung bezeugen muss.
Monza im April? Schon besser. Aber wollen das die Italiener?
Spa-Francorchamps im April? Dann hätten wir nicht nur Regen wie in Silverstone, sondern saukalten Regen. Oder gleich Schnee in den Ardennen!
Monaco: Frühling am Mittelmeer klingt prima, aber wären die Monegassen gewillt, vom Traditionstermin Ende Mai abzuweichen und den prestigeträchtigsten aller Grands Prix einen Monat früher auszutragen?
Liberty Media wird in den kommenden Monaten viel zu überlegen und verhandeln haben.
Formel-1-WM: Die Meilensteine
1. GP: Silverstone 1950
100. GP: Nürburgring 1961
200. GP: Monaco 1971
250. GP: Watkins Glen 1974
300. GP: Kyalami 1978
400. GP: Spielberg 1984
500. GP: Adelaide 1990
600. GP: Buenos Aires 1997
700. GP: Interlagos 2003
750. GP: Shanghai 2005
800. GP: Singapur 2008
900. GP: Sakhir 2014