Williams blitzt bei FIA ab: 87 Unfälle, 55 unbestraft
Williams-Fahrer Sergey Sirotkin
Der Williams-Rennstall war bei der FIA vorstellig geworden: Die Engländer glaubten an eine ungerechtfertigte Strafe für ihren Moskauer Piloten Sergey Sirotkin. Die Vertreter des drittältesten Formel-1-Rennstalls (nach Ferrari und McLaren) hofften, dass die Strafe für den Russen verringert oder gestrichen würde. Sirotkin waren nach dem Aserbaidschan-GP drei Ränge zurück in der Startaufstellung für den Spanien-GP aufgebrummt worden. Die FIA sieht keinen Grund, an der Strafe etwas zu ändern.
Die FIA verriet einige interessante Zahlen: Seit Anfang 2016 wurden von den verschiedenen Rennkommissaren 87 Zwischenfälle untersucht mit Kollisionen zwischen zwei oder mehr Rivalen. Gemäss der Vorgabe, den Piloten die Zügel etwas lockerer zu lassen, wurden bei 55 Vorfällen keine weiteren Massnahmen ergriffen. 14 ergaben Zehnsekundenstrafen, 9 eine Bestrafung von drei Rängen zurück. Die FIA findet: Die in Baku verhängten Strafen liegen im Rahmen des Normalen und Üblichen.
Williams wollte darlegen, dass Sirotkin nicht die einzige Schuld gebührt an der Kollision in der ersten Runde mit Force-India-Fahrer Sergio Pérez. Dafür hatten ihm die vier Baku-Rennkommissare (der Däne Tom Kristensen als Fahrervertreter, Garry Connelly aus Australien, Dennis Dean aus den USA sowie Anar Shukurov aus Aserbaidschan) die Strafe für Spanien verpasst, dazu zwei Knöllchen im Strafpunktregister.
Die FIA ist jetzt zum Schluss gekommen: Es wurden von Williams Teammanager Dave Redding und Anwalt Mark Biddle keine markanten oder relevanten Enthüllungen vorgelegt, die rechtfertigen würden, dass an der Strafe etwas geändert wird.
Williams versuchte zu argumentieren, zwischen anderen Piloten sei es auch zu Kollisionen gekommen, niemand aber habe eine so harsche Strafe erhalten wie Sirotkin. Als Beispiel wurde Kevin Magnussen genannt, der Toro-Rosso-Fahrer Pierre Gasly bei Tempo 300 gegen die Mauer gedrückt hatte und dafür eine Zehnsekundenstrafe erhielt. Die, so die Williams-Vertreter, habe sich als völlig harmlos erwiesen. Magnussen verlor durch die Strafe nicht mal einen Rang. Gegenargument der FIA: Wenn während eines Rennens Strafen ausgesprochen würden, seien die Folgen davon nicht absehbar. Zudem sei Sirotkin Pérez ins Heck gefahren, bei den anderen Kollisionen habe es sich um Berührungen Seite an Seite gehandelt. Die Strafe für Sirotkin sei im Rahmen dessen, was Rennkommissare in solchen Fällen verhängen.
Williams bemängelte auch, wie Fernando Alonso einen kaputtgeschlagenen McLaren zur Box zurückbrachte. Der Spanier wurde noch Siebter. Eine nachträgliche Strafe hätte Williams wunderbar gepasst – ihr Lance Stroll wurde Achter. Aber hier erwiderte die FIA, Weltmeister Alonso habe das Auto in angemessenem Tempo und auf eine sichere Art und Weise zur Box gesteuert. Der Spanier habe sein Auto von der Ideallinie ferngehalten und das Risiko minimiert. Zudem sei zu diesem Zeitpunkt das Safety-Car auf der Bahn gewesen. Was Alonso tat, konnten alles sehen, die FIA erkennt darin keine neuen Enthüllungen, die strafwürdig wären.
Williams reklamierte schliesslich wegen der Rempelei zwischen Sirotkin, Alonso und Hülkenberg in der ersten Runde. Hier sagen die Regelhüter: Pech, liebes Williams, ihr hättet in Baku in Berufung gehen können, habt ihr aber versäumt.
Damit bleibt alles beim Alten: Sergey Sirotkin werden für die Startaufstellung zum Grossen Preis von Spanie auf dem Circuit de Barcelona-Catalunya drei Strafränge hinzugerechnet.