Ross Brawn: «Action in Monaco? Das ist naiv»
Ross Brawn
Lewis Hamilton sprach am Sonntag vielen Fahrern aus der Seele. Und wohl auch sehr vielen Fans, die vor dem Fernseher saßen und Mühe hatten, wach zu bleiben. «Ich bin herumgefahren und dachte nur, dass es so schade ist, dass das Rennen nicht so aufregend ist wie das Spektakel und die Strecke. Es gibt keinen zweiten Ort, der so ist wie Monaco«, sagte der Brite.
Aber: «Die Formel 1 sollte sich für das Rennen etwas anderes einfallen lassen, eine andere Regel oder so. Es sollte nicht möglich sein, hier nur einen Stopp zu fahren. Als Rennfahrer haben wir nie gepusht. Es war verrückt, wie wenig ich gepusht habe.»
Was man genau machen sollte, weiß Hamilton auch nicht wirklich, eine Lösung hat er nicht zur Hand. «Ich habe zu Prinz Albert gesagt, vielleicht sollte man es länger machen. Sollten wir die Strecke ändern und damit noch besser machen? Vielleicht braucht es auch ein anderes Format, oder zwei Rennen, wer weiß. Das waren jedenfalls die 78 längsten Runden aller Zeiten.»
Formel-1-Sportchef Ross Brawn relativiert die Kritik ein wenig. «Es ist ein bisschen naiv, viele Zweikämpfe und Überholmanöver in Monaco zu erwarten. Monaco ist so ein spezielles Rennen, das man nicht mit den normalen Kriterien bewerten kann», sagte Brawn: «Die Atmosphäre im Fahrerlager und in der Stadt, der Glamour der das Event umweht macht Monaco einzigartig.»
Brawn betonte, dass man sich zum Ziel gesetzt habe, dass die neuen Strecken im Kalender mehr Möglichkeiten zum Überholen bieten werden. «Und die bestehenden Strecken sollen verbessert werden. Und die Meinungen der Fahrer sind jederzeit willkommen, unsere Türen stehen immer offen.»
Ein weiteres Problem: Der Unterschied der Großen zum Rest, sogar in Monaco. «Im Qualifying lagen zwischen der Pole von Daniel Ricciardo und Esteban Ocon auf Platz sechs 1,2 Sekunden. Auf so einem kurzen Kurs ist das ein signifikanter Unterschied», so Brawn.
Er stellt klar: «Da gibt es viel für uns zu tun, und wir arbeiten mit der FIA und den Teams daran, aber es gibt da keinen Zauberstab.»
Dafür lobt er die Abwechslung, drei verschiedene Sieger in den ersten sechs Rennen, mit je zwei Siegen für Hamilton, Sebastian Vettel und Ricciardo. Das Trio trennt 38 Punkte.
«Das letzte Mal, dass wir so etwas gesehen haben, war 2013, als wir vier Sieger von vier verschiedenen Teams hatten. Diese Unwägbarkeit generiert mehr Interessen an der Formel 1 und die drei Top Teams sind definitiv näher zusammen als zuvor in der Hybrid-Ära», so Brawn.