Daniel Ricciardo: Wie der Kommandant von Apollo 13
I believe I can fly: Daniel Ricciardo feiert seinen Monaco-Sieg
Als die Mannschaft von Apollo 13 am 17. April 1970 sicher auf der Erde landete, titelten die Medien: „Der erfolgreichste Fehlschlag.“ Nach der Explosion eines Sauerstofftanks musste der geplante Mondflug von Mission 13 abgesagt werden. Der (so nicht gesagte) Spruch «Houston, wir haben ein Problem» ist heute ein geflügeltes Wort. Wie es die Mannschaft von Kommandant Jim Lovell, John Swigert und Fred Haise lebend aus dem All zurückschafften, das hielt die Welt in Atem. Das beschädigte Raumfahrzeug hätte leicht zu ihrem Sarg werden können. Aber Hunderte von NASA-Mitarbeitern krempelten die Ärmel hoch, nachdem Missionsleiter Gene Kranz der Mannschaft verkündet hatte: «Versagen ist keine Option.»
Red Bull Racing-Teamchef Christian Horner hat nun die Monaco-Siegesfahrt von Daniel Ricciardo bei seiner Medienrunde mit den britischen Kollegen mit dem Flug von Apollo 13 verglichen. Im ersten Rennviertel verabschiedete sich die kinetische Energierückgewinnung im Rennwagen des Australiers, danach war Krisenmanagement gefragt.
Ricciardo schaffte das kleine Wunder, den Wagen nicht nur ins Ziel zu bringen. Er verteidigte auch meisterhaft seine Führung. Red-Bull-Rennchef Dr. Helmut Marko: «Kein anderer Fahrer hätte das hinbekommen.»
Ricciardo funkte sein Team an: «Ich verliere Leistung. Lasst mich wissen, ob ich etwas tun kann.»
Daniel tat eine ganze Menge: «Als ich anfing, mit weniger Power auszukommen, wurden die hinteren Bremsen zu heiss. Ich stellte dann die Bremsbalance um sechs oder sieben Prozent mehr nach vorne. Das ist sehr viel, denn wenn wir normalerweise mit der Balance spielen, dann reden wir nur von einem oder zwei Prozent. Ich ging eine ganze Weile vor dem Bremsen vom Gas, um die Bremsen weniger zu belasten. Ich fuhr langsam, weil ich zu wenig Leistung hatte. Ich fuhr langsam, um mit den Bremsen hauszuhalten. Ich fuhr langsam, um die Reifen am Leben zu erhalten. Aus diesem Grund hat sich dieses Rennen besonders lang angefühlt.»
Christian Horner: «So wie Daniel mit den Problemen umgegangen ist, hätte er auch Kommandant der Apollo 13 sein können. Das war eine ganz aussergewöhnliche Leistung. Ich bin so glücklich für ihn.»
Horner gibt zu, dass er mit Technikchef Adrian Newey am Kommandostand von RBR einen Gene-Kranz-Moment hatten. Horner weiter: «Jeder weiss, wie sehr wir mit Motorteilen haushalten müssen in dieser Saison. Klar wurde darüber diskutiert, ob wir Daniel nicht besser aus dem Rennen holen sollten, um noch mehr Schäden zu verhindern. Aber dann sagte ich: “Nein, wir lassen ihn draussen. Ich meine, wir führen den Monaco-GP an.” Ich habe das mit Adrian diskutiert, und er fand auch – wir fahren, bis es nicht mehr geht.»
Wie sich herausstellte, ging es noch eine ganze Weile.
Horner: «Wir sahen anhand der Daten, dass der Generator für die kinetische Energie komplett zu arbeiten aufgehört hatte.» Das entspricht einem Leistungsverlust von 160 PS. Dennoch zu gewinnen – dieses Rennwunder ist nur in Monte Carlo möglich.