Jackie Stewart: Max Verstappen wie Gilles Villeneuve
Jackie Stewart vor zwei Jahren in Kanada mit Max Verstappen
Max Verstappen hatte die Nase gestrichen voll. Nach reichlich Kritik aufgrund zahlreicher Zwischenfälle im ersten Saisondrittel 2018 hielt der Niederländer in Montreal fest: «Ich finde diese ständigen Fragen ein wenig ermüdend, vielleicht muss ich bald eine Kopfnuss verteilen.»
So weit kam es dann doch nicht. Stattdessen zeigte der 20jährige Red Bull Racing-Fahrer im Training eine makellose Leistung – Bestzeiten in allen drei freien Trainings, danach bärenstarke Quali-Darbietung samt Startplatz 3. Die passende Antwort für seine Kritiker.
Zu denen gehört auch Sir Jackie Stewart. Die 78jährige Rennlegende aus Schottland zu meinem Kollegen Jonathan McEvoy von der englischen Daily Mail: «Max’ Talent ist für mich unbestritten. Aber um ein Grosser zu werden, muss er ruhiger werden. Er reitet für mich zu sehr auf der Rasierklinge. Wenn du das machst, dann fährt die Gefahr mit, dass du dich schneidest, und genau das ist Max nun einige Male passiert.»
«Wenn du in der Geschichte zurückblickst, dann haben die Grössten dieses Sports sehr wenige Fehler gemacht – Jimmy Clark, ich, Prost, und selbst Senna, der vom Geist her Verstappen vielleicht am nächsten kommt. Senna hatte diesen unfassbaren Willen, immer der schnellste Mann zu sein. Aber um Erster zu werden, musst du erstmals ins Ziel kommen. Max muss etwas Tempo rausnehmen, sonst sind weitere Fehler unvermeidlich.»
«Wenn ich damals so gefahren wäre wie Max heute, dann hätte mich Teamchef Ken Tyrrell schön zusammengefaltet.»
Stewart erinnert in Montreal an jenen Mann, der dem Stadtkurs seinen Namen gegeben hat: Gilles Villeneuve. «Gilles ist atemraubend spektakulär gefahren, aber oft ins Ziel kam er nicht. Will Max Verstappen so werden? Der Niederländer kann froh sein, dass er sich nicht wehgetan hat. Aber ewig geht das so nicht weiter.»