Ricciardo: Red Bull öffnete Tür zu Mercedes & Ferrari
Christian Horner und Daniel Ricciardo
Daniel Ricciardo hat tüchtig Wirbel erzeugt: Nach elf Jahren verlässt der Australier die Red-Bull-Familie und wird Renault-Werksfahrer. Der 29-Jährige aus Perth hat einen Mehrjahresvertrag für die Franzosen unterzeichnet und wird 2019 an der Seite von Nico Hülkenberg in Gelb antreten. Zuvor hatte sich der siebenfache GP-Sieger von Mercedes und Ferrari die kalte Schulter zeigen lassen müssen. Mercedes-Benz verhandelte ausschliesslich mit seinen bisherigen Fahrern Lewis Hamilton und Valtteri Bottas. Aus Maranello war zu vernehmen: Die Gehaltsforderung von Ricciardo war stattlich. Zudem wollten Teamchef Maurizio Arrivabene und der damalige Ferrari-Präsident Sergio Marchionne Ruhe im Rennstall bewahren und keinen Piloten, der an der Vormachtstellung von Sebastian Vettel sägt.
Somit stand Daniel Ricciardo vor der Entscheidung: Bei Red Bull Racing bleiben, die ab 2019 Honda-Motoren einsetzen, oder in ein aufstrebendes Mittelfeld-Team wechseln, so wie Renault. RBR-Teamchef Horner: «Daniel hat mir gesagt, er habe sich bei einem Langstreckenflug nach Amerika zu seinem Schritt entschlossen. Wenn ich seine Entscheidung vernünftig ansehe, kann ich sie kaum nachvollziehen.»
«Es ist sehr schade, dass er unseren Rennstall verlassen wird», sagt Horner in einem Podcast der offiziellen Formel-1-Webpage weiter. «Er ist davon überzeugt, dass sich Renault in einem Aufwärtstrend befindet. Er will lieber eine führende Rolle in einem kleineren Umfeld spielen.»
Horner und Red-Bull-Motorsportchef Dr. Helmut Marko wollten unbedingt, dass Strahlemann Ricciardo bei Red Bull Racing bleibt. Horner vergleicht die Überzeugungsversuche so: «Es war, als wolltest du ein zurückhaltendes Mädchen davon überzeugen, mit dir auszugehen. Wir haben alle Punkte erfüllt, die sich Daniel gewünscht hatte. Wir haben uns wirklich die allergrösste Mühe gegeben. Wir haben sogar eingewilligt, ihm nur einen Einjahresvertrag zu geben, falls in zwölf Monaten Mercedes oder Ferrari anklopft. Es ging nie ums Geld. Es ging auch nicht um den Status, die Hingabe oder die Abkommensdauer. Aber wenn das Herz nicht mehr dabei ist ...»
Horner gibt offen zu, dass Daniel Ricciardo ihn überrascht hat: «Daniel hat mich angerufen und gesagt: „Ich gehe zu Renault.“ Ich habe geantwortet: “Willst du mich zur Ferienzeit ein wenig auf den Arm nehmen oder was?“ Ich dachte in der ersten Sekunde wirklich, er mache einen Scherz. Dann aber wurde mir schnell klar, wie ernst es ihm ist. Das muss ich respektieren.»