Formel 1: Max Verstappen – alles für die Katz

Stefan Johansson zum Alonso-Aus: «Reiner Jugendwahn»

Von Mathias Brunner
​Ex-Formel-1-Fahrer Stefan Johansson bedauert, dass wir Fernando Alonso keine Grands Prix mehr fahren sehen: «Er ist einer der wenigen, die ihr Rennhandwerk beherrschen. Die Formel 1 leidet an reinem Jugendwahn.»

Fernando Alonso hat bestätigt: Die Formel-1-WM 2019 findet ohne den Champion von 2005 und 2006 statt. Der Asturier wird die Langstrecken-WM-Supersaison bis Juni 2019 fertigfahren und dabei versuchen, mit Toyota zum zweiten Mal das 24-Stunden-Rennen von Le Mans zu gewinnen. Darüber hinaus wird er mit grösster Wahrscheinlichkeit das Indy 500 bestreiten. Alonso jagt weiter seinem Traum hinterher, die grössten Autorennen der Welt zu gewinnen – Monte Carlo, Le Mans und eben Indianapolis. Ob der 32fache GP-Sieger eine komplette IndyCar-Saison fahren wird, ist ungewiss. Bis Ende Oktober will sich Alonso entscheiden.

Stefan Johansson bedauert, dass wir 2019 eine Formel-1-Saison ohne Fernando Alonso erleben. Der 62jährige Schwede sagt: «Ich kann die Argumente von Fernando nachvollziehen. Jeder weiss, dass er nicht dort steht, wo er gemessen an seiner Begabung sein sollte. Aber so ist die Formel 1 nun mal. Es spielt keine Rolle, wie gut der Fahrer ist – wenn du nicht in einem Top-Auto sitzt, dann schaffst du es eben nicht nach vorne. Es muss sehr schwierig sein, sich vor diesem Hintergrund motiviert zu halten: Du weisst schon vor Beginn der Saison, dass du irgendwo um die Ränge zwischen 8 und 12 herumgondeln wirst und ab und an mal einen Punkt zusammenklaubst.»

Der 79fache GP-Teilnehmer Johansson rügt: «Wir erleben in der Formel 1 diesen Jugendwahn. Jeder versucht offenbar, so bald als möglich einen 20-Jährigen ins Auto zu bringen. Keine Frage: Diese Jungs sind begabt. Aber wie gut sie wirklich werden, das weiss keiner. Die Formel 1 ist zu einer Rennserie geworden, in welcher es vorrangig um Jugend und Speed geht, aber nicht ums Rennfahrerhandwerk. Schaut euch doch die ersten Runden eines WM-Laufs an. In den ersten zwei Runden fliegen mehr Kohlefaserteile herum als beim Formel-Ford-Festival in Brands Hatch.»

«Ich sehe da sehr wenig ordentliches Rennhandwerk. Ich erkenne ohnehin nur fünf oder sechs Piloten, die ihr Handwerk beherrschen. Der Rest kann es einfach nicht, und ich rede hier von erfahrenen Leuten. Ich brauche gar keine Namen zu nennen, ihr müsst nur darauf achten, wer viele unnötige Unfälle hat.»

«Ich habe da einen Verdacht: Vielleicht haben die vielen Berührungen mit den Fahrzeugmassen zu tun. Wir haben heute Autos mit sehr langem Radstand. Ich finde es einfach seltsam, dass die angeblich besten Fahrer der Welt es in den ersten Runden nicht schaffen, mit unbeschädigten Autos davonzukommen. Im Schnitt haben wir immer drei oder vier Rennwagen, die ramponiert werden.»

Der frühere Ferrari- und McLaren-Pilot Johansson gibt zu bedenken: «Ein weiteres Problem besteht darin, dass die Formel 1 einfach zu perfekt geworden ist. Was ich damit meine: Die Technik ist so hochgestochen, die Simulation dermassen perfekt, dass wir im Rennen viel zu wenig Unwägbarkeit haben. Es braucht da schon Mutter Natur, die mit ein wenig Regen tüchtig Wirbel erzeugt. Im Schnitt haben wir im Jahr zwei oder zwei Grands Prix, die durch Niederschläge durcheinandergewirbelt werden, und alle schwärmen nachher von fabelhaften Rennen. Das sollte uns zu denken geben. Wir brauchen eine WM, die weniger Techniker- als vielmehr Fahrer-bezogen ist.»

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