Formel 1: Max Verstappen – alles für die Katz

Lewis Hamilton bescheiden: «Noch nichts gewonnen»

Von Mathias Brunner
Lewis Hamilton und Amerika, das passt

Lewis Hamilton und Amerika, das passt

​Der gegenwärtige und wohl auch künftige Weltmeister Lewis Hamilton könnte sich keinen passenderen Ort für den erneuten Titelgewinn vorstellen: Amerika ist die zweite Heimat des Briten.

Nordamerika ist für Lewis Hamilton goldener Boden: In Montreal 2007 eroberte er damals im McLaren seine erste Pole-Position, in Indy eine Woche später doppelte er nach. Er gewann auch gleich diese Grands Prix in einem Aufwasch. In Montreal 2017 erhielt er von der Familie Senna einen Replika-Helm des unvergessenen Ayrton, da Lewis die Pole-Bestmarke von Senna eingeholt hatte (ein echter Helm wurde nachgereicht), er war zu Tränen gerührt. In Austin hat Hamilton eine fast reine Weste – wir fahren hier seit 2012, von den bisherigen sechs Rennen auf dem «Circuit of the Americas» hat der Engländer fünf gewonnen. Nur 2013 gab es auf COTA einen anderen Sieger, Sebastian Vettel.

Amerika ist für Hamilton die zweite Heimat: Er fährt in Colorado Ski oder fetzt mit dem Schneeschlitten herum, er steht in Los Angeles im Tonstudio, er fühlt sich in New York so zuhause wie in Miami. Lewis ist einer der wenigen Formel-1-Fahrer, die auch in den USA auf Schritt und Tritt erkannt werden. Es gäbe keinen passenderen Ort, um den fünften WM-Titel sicherzustellen.

«Ich war immer ein Filmfan, also träumt ich schon als Kid davon, nach Amerika zu kommen. Mit 17 war ich erstmals in New York. Ich liebe alles hier, die Strassen, die Menschen, das Essen. Alles ist ein wenig grosszügiger in den USA.»

Hamilton weiss: Die Chance ist gross, dass er schon am kommenden Sonntag in Austin alles klarmacht. Lewis ist jedoch lange genug in der Formel 1, um zu wissen – bis die Zielflagge gefallen ist, kann alles passieren. Am Rande der texanischen Rennstrecke sagt der 71fache GP-Sieger: «Ich behandle dieses Wochenende wie jedes andere zuvor. Das Wetter spielt ein wenig verrückt. Da müssen wir erst recht auf alles vorbereitet sein. Gewonnen ist noch nichts, Vorsprung hin oder her.»

Zweiter in Belgien, dann vier Siege in Folge – wieso ist Hamilton nach der Sommerpause so stark? Lewis: «Wir verstehen einfach den Wagen besser. Uns war immer klar, dass wir in der zweiten Saisonhälfte zulegen würden, und mir persönlich ist das seit meiner ersten Saison 2007 auch gelungen.»

«Ich bin nicht der Meinung, dass ich besser fahre als in der ersten Saisonhälfte, es ist mehr so, dass wir als Team einen besseren Job gemacht haben als die Konkurrenz.»

«Ich denke nicht daran, was passiert, wenn wir hier den Titel holen. Noch sind 100 Punkte zu holen. Wir erwarten von Ferrari viel Gegenwind. Wir werden uns nicht auf unseren Lorbeeren ausruhen. Wir werden alles Menschenmögliche tun, das Beste aus allen Trainings zu holen und dieses Rennen zu gewinnen. Dann sehen wir weiter.»

Hamilton hat 2015 seinen dritten WM-Titel in Austin sichergestellt. Die Chance ist gross, dass ihm das auch 2018 gelingt. Er muss Austin mit 75 Punkten oder mehr Vorsprung verlassen, dann ist er nicht mehr zu schlagen. Bei Punktegleichstand (drei Ausfälle von Lewis, drei Siege von Vettel in Mexiko, Brasilien und Abu Dhabi) wäre Lewis dank mehr Siegen Weltmeister.

Lewis wird Champion, falls er gewinnt und Sebastian Vettel nicht über den dritten Rang hinauskommt. Oder falls Hamilton Zweiter wird, Vettel aber bestenfalls Fünfter; oder Dritter (Vettel Siebter); oder Vierter (Vettel Achter); oder Fünfter (Vettel Neunter); oder Sechster (Vettel ohne Punkte).

Hamilton wäre im Idealfall am kommenden Sonntag fünffacher Weltmeister wie Juan Manuel Fangio. «Ich konnte in Monza den Silberpfeil fahren, den Fangio und Stirling Moss damals bewegten. Das hat mich bewegt. Umgehauen hat mich die Aussage von Sir Stirling, dass er froh war, keine Sicherheitsgurten zu haben – es war damals sicherer, bei einem Unfall aus dem Wagen zu purzeln. Und Fangio? Das ist für mich der grosse Pate aller Racer. Der Gedanke, gleich viele Titel wie er zu gewinnen, ist für mich unwirklich.»

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