Ferrari: Nur keine Kurzschlussreaktion auf Niederlage
Sebastian Vettel war die Enttäuschung über die WM-Niederlage anzusehen
Noch ist der WM-Fight in der Team-Wertung nicht entschieden, doch im Rennen um den Gesamtsieg in der Fahrer-Wertung musste sich Ferrari-Star Sebastian Vettel gegen Lewis Hamilton geschlagen geben. Der Mercedes-Pilot konnte das Kapitel Titelverteidigung bereits beim drittletzten Rennen in Mexiko abschliessen und damit mit dem grossen Juan Manuel Fangio gleichziehen.
Dies hatte er vor allem einer starken zweiten Saisonhälfte zu tun, denn nach der Sommerpause, in die er bereits mit Siegen in Deutschland und Ungarn gegangen war, feierte der 33-Jährige aus Stevenage in Italien, Singapur, Russland und Japan vier Siege in Folge. Dies konnte er auch dank der Patzer der roten Konkurrenz, die sich sowohl strategische als auch fahrerische Fehler leistete und damit ins Hintertreffen geriet.
Und das, obwohl der Dienstwagen von Vettel und dessen Stallgefährten Kimi Räikkönen zeitweise das stärkste Auto auf der Piste war. Kein Wunder, hagelt es vor allem im Heimatland der Scuderia viel Kritik. Und manch Beobachter fordert oder fürchtet, dass die WM-Niederlage personelle Konsequenzen im ältesten GP-Rennstall der Welt nach sich ziehen wird.
Der frühere Technikchef der Scuderia, Ross Brawn, der mittlerweile als Technikdirektor der Formel-1-Verantwortlichen von Liberty Media im Fahrerlager unterwegs ist, warnt seinen ehemaligen Brötchengeber aber davor, übereilt auf die Niederlage gegen Mercedes zu reagieren. Der Brite, der für die sportliche Entwicklung der Königsklasse verantwortlich ist, erklärt: «Ferrari und Vettel müssen nun neu anfangen, und das können sie nur, wenn sie verstehen, was falsch lief. In diesen Bereichen müssen sie sich dann verbessern, und zwar ganz ohne Panik und Kurzschlussreaktionen.»
Und Brawn lobt: «In nur zwei Jahren hat sich Ferrari wieder zum Titelkandidaten gemausert, was zum Start der Hybrid-Ära angesichts des offensichtlichen Power-Vorteils von Mercedes noch schwer vorstellbar war.» Und er betont noch einmal: «Nun muss Ferrari nach vorne blicken und keine übereilten Aktionen beschliessen.»
Mit Blick auf den WM-Zweiten, dem die Enttäuschung nach dem Zieleinlauf auf Position 2 ins Gesicht geschrieben stand, fügt der 63-Jährige an: «In der Pressekonferenz nach dem Rennen wirkte Vettel entmutigt und das kann ich nachvollziehen. Wenn das Ziel, das du die ganze Saison hindurch angestrebt hast, definitiv ausser Reichweite ist, dann gibt es viel, dass du rückblickend bereuen kannst. Ich kenne diese Situation sehr gut aus erster Hand – ich erlebte das Gleiche im gleichen Team wie er.»