Robert Kubica: «Ich habe eine Deadline im Kopf»
Robert Kubica
Die Frage, wer im nächsten Jahr neben Mercedes-Junior George Russell für Williams in der Formel 1 antreten darf, beschäftigt die Experten der Königsklasse auch in Brasilien. Und im Fahrerlager von Interlagos ist zu hören, dass Edelreservist Robert Kubica ein Angebot für den zweiten Platz im Rennstall aus Grove erhalten haben soll. Demnach würde der Pole neben Mercedes-Junior George Russell für die Briten in der Startaufstellung stehen, sollte er sich für seinen aktuellen Brötchengeber entscheiden.
Und Williams ist nicht das einzige Team, das Interesse am 33-Jährigen aus Krakau zeigt, dessen vielversprechende Formel-1-Karriere im Frühjahr 2011 ein jähes Ende gefunden hatte, weil er sich bei einem Rallye-Unfall schwer verletzte. Auch Ferrari braucht neue Piloten, um die zu Toro Rosso und Alfa Romeo-Sauber abwandernden Testfahrer Daniil Kvyat und Antonio Giovinazzi zu ersetzen. Die Teamverantwortlichen wollen einen Piloten im Simulator, der sowohl die aktuellen Autos als auch deren Reifen kennt, was Kubica auch tut.
Der Kanada-GP-Sieger von 2008 will seine Optionen nicht diskutieren. Er verrät nur soviel: «Ich denke, wir sind ziemlich nahe dran, eine Entscheidung zu fällen. Was mich angeht, ich habe eine Deadline in meinem Kopf, die sehr bald erreicht ist. Ich werde mich innerhalb weniger Tage entscheiden, was ich machen will und welche Richtung die Beste für mich ist. Ich bin in einer komfortablen Situation, daran hat sich in den letzten Wochen nichts geändert.»
«Ich will etwas machen, das mir gefällt und das ich mit Freude machen kann», fährt Kubica fort. «Es kommt ganz darauf an, ob ich Rennen bestreiten will und wo ich das machen will. Auch stellt sich die Frage, ob sich einige Sachen kombinieren lassen oder ob ich mich nur auf eines konzentrieren werde, wie ich das in diesem Jahr gemacht habe. Wie gesagt: Ich habe meine Deadline, die ich einhalten werde und die in den nächsten Tagen erreicht ist. Dann werden wir weitersehen.»
Auf die Frage, ob er einen längerfristigen Vertrag als Ferrari-Testfahrer bevorzugt, winkt der Comeback-Kandidat ab: «Möglich, muss aber nicht sein. Vielleicht ist der Wunsch, in die Formel 1 zurückzukehren grösser als bei einem längerfristigen Projekt. Das hängt stark mit meinen persönlichen Erkenntnissen zusammen, die am Ende den Ausschlag geben werden. Da geht es auch um die Frage, was ich mit meiner Zukunft anstellen will. Ich schaue nicht nur für die nächsten drei oder zwölf Monate, und es hängt auch nicht alles von meinem persönlichen Gefühl ab. Es ist nicht so, dass mich alle mit offenen Armen erwarten. Man muss vieles abwägen und dann schauen. Mein Rückflug von Brasilien dauert ewig, das ist eine gute Gelegenheit, meine Gedanken noch einmal zu ordnen und dann schaue ich weiter.»
Ein Ferrari-Vertrag wäre dennoch etwas Besonderes, räumt Kubica ein: «Ich habe immer gesagt, dass man als kleines Kind von der Formel 1 träumt und wenn man es dann geschafft hat, gibt es zwei grosse Ziele: Titel zu gewinnen und im roten Auto zu sitzen. Ich war ziemlich nahe dran, doch leider klappte es damals nicht. Ich will aber nicht zurückschauen, ich muss mich auf das, was vor mir liegt, konzentrieren. Es könnte sehr interessant werden, aber ich muss erst mehr darüber erfahren, wie es ist, in einem Top-Team auf höchstem Niveau zu arbeiten.»