Formel 1: Der erste Crash des Jahres

Zak Brown (McLaren): «Renault-Motor viel stärker»

Von Mathias Brunner
​Jahrelang monierte die Teamführung von Red Bull Racing: Der Motor des langjährigen Partners Renault ist zu leistungsschwach. McLaren-CEO Zak Brown behauptet: «Der neue Renault-Motor ist viel stärker.»

Es war jahrelang der grosse Zankapfel zwischen Red Bull Racing und Motorpartner Renault: Red-Bull-Rennchef Dr. Helmut Marko und RBR-Teamchef Christian Horner wiesen immer wieder darauf hin, dass die Franzosen zu wenig Leistung aus ihrem 1,6-Liter-V6-Turbomotor holen, um gegen Mercedes-Benz und Ferrari dauerhaft konkurrenzfähig zu sein. Das soll sich für Red Bull Racing mit dem neuen Motorpartner Honda ändern. Toro Rosso hat schon 2018 mit Honda gearbeitet, und Teamchef Franz Tost sagt in unserem Interview, dass die Japaner auf gutem Weg sind.

Aber was ist mit Renault? Wann werden die früheren Turbo-Pioniere ihrem guten Ruf endlich gerecht? McLaren-CEO Zak Brown beteuert in einer Medienrunde mit britischen Kollegen meinem Kollegen Jonathan Noble von motorsport.com: Es gibt Anlass zu Optimismus. Der 47jährige Kalifornier meint: «Sie haben uns erklärt, dass sie mit den Fortschritten sehr zufrieden seien. Der neue Renault-Motor ist viel stärker, und sie glauben, sie werden damit bei der Musik sein. Ich darf hier keine Zahlen verraten, aber sie haben das Gefühl, sie werden im kommenden Jahr sehr konkurrenzfähig sein.»

Als Sebastian Vettel von 2010 bis 2013 mit Renault vier Mal in Folge Weltmeister wurde, hatte Red Bull Racing durchaus nicht den besten Motor. Aber einen meist standfest laufenden. In den letzten Jahren hat Renault hingegen weitgehend enttäuscht – ihr Triebwerk war eine im Rennsport unerwünschte Kombination: zu wenig leistungsstark und auch nicht zuverlässig genug.

Christian Horner schimpfte über Renault: «Es ist für uns inakzeptabel, dass wir nicht konkurrenzfähiger sind, also setzen wir Himmel und Hölle in Bewegung, um das zu ändern – in der Regel in Form eines vorzüglichen Chassis. Aber die Realität sieht so aus, dass Mercedes und Ferrari uns bei den Motoren weit enteilt sind.»

«Den Renault-Jungs in der Box gehört meine grösste Bewunderung, weil ich weiss, wie sich sich tagein, tagaus die Finger wundgeschuftet haben. Aber letztlich hat Renault die eigenen Leute im Stich gelassen, weil die Firmenführung es an Hingabe vermissen liess, und das hat zu mangelnder Entwicklung und Standfestigkeit geführt. Wir haben immer wieder mitansehen müssen, wie Teile von einem Motor in einen anderen gebaut werden mussten. Das war einfach ein zu dominierendes Thema in dieser Hybrid-Ära, alles war kompromittiert, die Zeit auf den Prüfständen, die Zeit mit Dauerläufen und so fort.»

Mehr Power käme McLaren höchst gelegen: Der zweitälteste Formel-1-Rennstall (hinter Ferrari) hat die WM auf einem ernüchternden sechsten Platz abgeschlossen, das Werks-Team von Renault ist mit dem gleichen Motor WM-Vierter geworden, Red Bull Racing hat damit vier Rennen gewonnen. Logischer Schluss: Das McLaren-Chassis war zu wenig gut.

Zak Brown sagt: «Wir sind vorsichtig zuversichtlich. Doch wir wollen keine vollmundigen Aussagen über unsere Konkurrenzfähigkeit machen, diesen Fehler haben wir schon einmal begangen. Nur so viel: Wir sind auf Kurs. Aber klar wissen wir nicht, was unsere Gegner treiben. Wo du wirklich stehst, das merkst du erst bei den Wintertestfahrten.»

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