Pirelli-Reifen 2019: Wieso dieser glänzende Auftritt?
In loser Reihenfolge gehen wir in Form von «SPEEDWEEKipedia» auf Fragen unserer Leser ein. Dieses Mal will Saskia Keller aus Chur wissen: «Bei den Bildern der neuen Autos auf dem Circuit de Barcelona-Catalunya ist mir etwas aufgefallen – die Pirelli-Reifen glänzen so seltsam, auch die Lauffläche, bis die Walzen mal eingefahren sind. Hat Pirelli etwas Neues gemacht?»
Leserin Keller ist sehr aufmerksam, denn tatsächlich sehen die Pirelli-Reifen anders aus als vor einem Jahr. Wir haben bei den Formel-1-Tests auf dem Circuit de Barcelona-Catalunya Pirelli-Rennchef Mario Isola darauf angesprochen. Der Italiener erklärt: «Wir benutzen zur Herstellung der Formel-1-Reifen nun Formen, die chrombeschichtet sind. Wir haben das im vergangenen Jahr in der Formel 2 ausprobiert. Warum wir das machen? 2018 merkten wir, dass die weichste Reifenmischung, also der hyperweiche Pirelli, die Tendenz hatte, sehr klebrig zu sein. Das erschwerte den Prozess des Vulkanisierens.»
Kleiner Einschub übers Vulkanisieren, wenn Herr Isola gestattet: Die Vulkanisation ist ein 1839 von Charles Goodyear entwickeltes, chemisch-technisches Verfahren, bei dem Kautschuk unter Einfluss von Zeit, Temperatur und Druck gegen atmosphärische und chemische Einflüsse sowie gegen mechanische Beanspruchung widerstandsfähig gemacht wird.
Isola nennt das selber sehr sympathisch «Reifen kochen. Wir haben bei den ersten Versuchen mit den weichsten Mischungen für die Saison 2019 gemerkt, dass ähnliche Probleme auftauchen. Es traten an der Reifenoberfläche beim Ablösen kleine Unregelmässigkeiten auf, wegen der Haftung zwischen Reifen und Form. Mit den Chrom-beschichteten Formen passiert das nicht. Der Nebeneffekt ist dieser glänzende Look. Wir haben das zwar nicht des Aussehens wegen gemacht, sondern weil die Reifenoberfläche sauberer gearbeitet ist, ab er wir finden, es wirkt ganz hübsch.»
Die Formel-1-Reifen 2019 fanden übrigens ihren Weg aus dem Werk in Rumänien über England nach Spanien.
In dieser Saison wird Pirelli bei der Kennzeichnung auf ein dreifarbiges System setzen. Mit weisser Schrift wird die härteste Mischung markiert, die gelbe Markierung steht für die mittelharte Variante und rot für die weichsten der zur Verfügung stehenden Slick-Reifen.
Allerdings: Die Reifen, die in Monaco als weich gelten, entsprechen nicht jenen Walzen, die in Barcelona als weichste Variante gekennzeichnet wird. Denn für 2019 hat Pirelli fünf verschiedene Mischungen hergestellt, die 2018er Typen superhart und superweich sind gestrichen worden.
Die fünf 2019er Mischungen sind durchnummeriert, von C1 bis C5. Mischung C1 (hart) ist etwas weicher gestaltet als 2018. Mischung C2 (mittelhart) ist weicher als 2018. Mischung C3 (weich) bleibt unverändert, ebenso C4 (ultraweich). Der hyperweiche C5 ist widerstandsfähiger als 2018. Bei den Testfahrten in Barcelona sind alle fünf Slick-Mischungen im Einsatz.
Markiert werden diese im Rahmen der Wintertests allerdings nur mit drei Farben: C1 mit weisser Schrift, C2 mit weisser Schrift und weissen Streifen, C3 wird gelb markiert, C4 wird rot mit roten Streifen gekennzeichnet während der C5 nur durch eine rote Schrift zu erkennen sein wird.
Für die ersten Übersee-GP stehen die Mischungen fest. In Melbourne, Shanghai und Baku wird gefahren mit C2, C3 und C4; in Bahrain mit C1, C2 und C3.
Pirelli hat auch das ideale Arbeitsfenster der fünf Mischungen verraten.
C1: 110 bis 140 Grad
C2: 110 bis 135
C3: 105 bis 135
C4: 90 bis 120
C5: 85 bis 115