Formel 1: «Dumme Regel half Verstappen»

Daniel Ricciardo (Renault): Falle Red Bull ist offen

Von Mathias Brunner
​Renault-Fahrer Daniel Ricciardo erlebte keinen einfachen Morgen: Ausflug ins Kiesbett wegen eines Defekts am Heckflügel. Der Australier lacht: «Immerhin bin ich nicht in die Falle Red Bull getappt.»

Grosser Bahnhof bei Renault. Das letzte Mal habe ich bei den Gelben so viele Menschen gesehen, da fuhr hier noch Fernando Alonso. Daniel Ricciardo hat nicht nur seine ganzen Fähigkeiten und sein sonniges Gemüt zu Renault mitgebracht, sondern auch ganz viele Journalisten, die genau wissen – hier sitzt einer jener Piloten, die ich als «no bullshit guys» bezeichne, als Fahrer, die geradeheraus antworten und das Ganze noch mit einer Prise Selbstironie würzen.

Der 29-Jährige aus Perth hatte keinen einfachen Morgen: Vom Mechanismus des verstellbaren Heckflügels an seinem Renault im Stich gelassen, trudelte Daniel in Kurve 1 ins Kiesbett. Er konnte den Wagen an die Box zurückbringen, aber sein Halbtagsprogramm war damit vorzeitig zu Ende.

Der siebenfache GP-Sieger erzählt: «Leider kam ich weniger zum Fahren als erhofft. Zum Glück bin ich nicht in der Mauer gelandet. Ich konnte den Dreher nicht verhindern. Vom Dauerlauf zuvor bin ich recht ermutigt. Die Reifen halten gut, und ich konnte stattliche Zeiten fahren. Das Auto benimmt sich ordentlich. Ich weiss nicht, was das in Sachen Gegner bedeutet, aber wir konzentrieren uns ohnehin auf die eigene Arbeit. Wir fangen an, mit der Abstimmung zu arbeiten, das läuft alles gut.»

«Die Frontflügel erlauben noch immer schnelle Rundenzeiten. Die Flügel sehen einfacher aus, aber sie fühlen sich nicht anders an als zuvor. Leider konnte ich noch nicht einem Gegner dichtauf folgen, um zu sehen, ob wir wirklich besser jagen können.»

«Meine Referenz ist noch immer Red Bull Racing, vor allem beim Chassis. Da kann ich dem Team sagen, wo Bereiche sind, in welchen wir zulegen müssen. Nicos Referenz ist der letztjährige Renault. Wenn ich Vergleiche ziehe, dann sehen wir beim Reifenverschleiss recht gut aus. Wir sind noch überhaupt nicht auf Zeitenjagd gegangen.»

«Wir sind alle recht flott unterwegs. Das hat mich nicht überrascht, weil bei den ganzen Teams sehr clevere Jungs arbeiten. Selbst wenn wir das Reglement ändern, dann finden die Aerodynamiker und Techniker immer Mittel und Wege, den alten Speed zu finden.»

«Derzeit fahren wir in Sachen Motor sehr konservativ. Das fühlt sich vergleichbar mit 2018 an. Ich weiss, dass Renault Fortschritte gemacht hat, die werden wir eher spüren, wenn wir Tempo zulegen. Ich bin gespannt, wo das hingeht, wenn wir Leistung hochfahren.»

«Ich weiss noch nicht, wo wir stehen. Ich weiss aber – das ganze Umfeld stimmt. Die Art und Weise, wie hier gearbeitet wird und wie die ganzen Besprechnungen mit mir verlaufen, die zeigen: Renault lässt nichts unversucht, um Erfolg zu haben. Jedes Detail wird beleuchtet. Wir haken da bei der Arbeit so viele Punkte ab wie zuvor bei Red Bull Racing.»

Hat es sich eigentlich seltsam angefühlt, in einen Renault-Overall zu schlüpfen? Daniel: «Ich trug Red-Bull-Overalls seit 2008, das ist eine verflixt lange Zeit. Ich erwartete eigentlich, dass es recht merkwürdig sein würde, in einen gelben Anzug zu schlüpfen. Aber nichts davon ist passiert. Ich war auch gespannt darauf, ob ich den Drang verspüren würde, bei den Red-Bull-Jungs anzuhalten, wenn ich an die Box komme. In diese Falle sind nach einem Team-Wechsel ja einige Piloten getappt. Ich habe mir grosse Mühe gegeben, das nicht zu tun. Um genau zu sein, gab es eine Szene, da haben die Red-Bull-Mechaniker auf Gasly gewartet und ich kam ebenfalls rein. Ich sah ihre Gesichter, und vielleicht hat der eine oder andere von ihnen gedacht, jetzt biegt Daniel dann gleich zu uns ab. Aber das ist nicht passiert, stattdessen habe ich ihnen freudlich zugewinkt. Sie fanden das drollig und haben zurückgewinkt.»

Fühlt sich Daniel Ricciardo bei Renault schon zuhause? «Ja, ich habe mich schnell eingelebt und fühle mich wohl hier. Ich kenne noch nicht alle Namen, aber ich wurde überall mit offenen Armen empfangen.»

«Die Arbeit mit Nico läuft gut. Für einmal bin ich der jüngere Fahrer! Ich hatte mir über Hülkenberg ohnehin nie Sorgen gemacht. Er ist nicht nur schnell, er ist auch erfahren und gegenüber seinen Teamgefährten respektvoll. Ich sehe da keinen, der seinen Kopf verlieren wird.»

Barcelona-Test, 2. Tag, 13h

1. Charles Leclerc (MC), Ferrari SF90, 1:18,247 min (73 Runden)
2. Kevin Magnussen (DK), Haas VF-19-Ferrari, 1:19,234 (33)
2. Antonio Giovinazzi (I), Alfa Romeo-Sauber C38-Ferrari, 1:19,312 (62)
3. Lando Norris (GB), McLaren MCL34-Renault, 1:19,489 (53)
4. Pierre Gasly (F), Red Bull Racing RB15-Honda, 1:19,814 (69)
6. Daniel Ricciardo (AUS), Renault R.S.19, 1:19,886 (28)
7. Lewis Hamilton (GB), Mercedes-Benz W10 EQ Power+, 1:19,928 (74)
8. Alex Albon (GB), Toro Rosso STR14-Honda, 1:20,046 (61)
7. Lance Stroll (CDN), Racing Point RP19-Mercedes, 1:20,433 (45)

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