F1-Privilegien: Brawn glaubt an Vernunft von Ferrari
F1-Sportchef Ross Brawn
Die Formel-1-Verantwortlichen müssen neben allen anderen Herausforderungen auch die anspruchsvolle Aufgabe meistern, die kommerziellen Verträge mit den Rennställen neu auszuhandeln. Denn die aktuellen Vereinbarungen laufen Ende 2020 aus. Dabei wollen sie die Chance nutzen, um ein faireres System zur Verteilung der Preisgelder einzuführen. Dies bedeutet, dass die umfangreichen Privilegien, die Ferrari als ältester GP-Rennstall und ständiger WM-Teilnehmer geniesst, zumindest arg beschnitten werden müssen.
Die grosse Frage lautet, ob die Verantwortlichen der Scuderia derartige Kürzungen hinnehmen werden. F1-Sportdirektor Ross Brawn, der früher selbst als Technikchef in Diensten des Rennstalls aus Maranello stand, sagt dazu im «The Guardian»-Interview: «Wir müssen die wichtige Rolle und die Geschichte von Ferrari anerkennen, genauso wie die einzigartige Position, die das Team innerhalb der Formel 1 einnimmt. Aber wir müssen auch einen Kompromiss zwischen Anerkennung und Gerechtigkeit gegenüber den restlichen Teams finden.»
«Wir wissen, dass diejenigen, die alles haben, es auch behalten wollen, und dass diejenigen, die es nicht haben, mehr wollen. Wir müssen eine faire Verteilung der Einnahmen finden. Denn wenn wir ein gerechteres System haben, dann werden wir auch eine bessere Formel 1 haben, das wissen wir genau», betont der Ingenieur, der überzeugt ist: «Derzeit herrscht einfach ein zu grosser Unterschied zwischen den zwei, drei Teams an der Spitze und dem Rest des Feldes. Es gibt eine Gruppe von Teams, die auch als WM-Zehnte mehr einnehmen würde als gewisse Rennställe bei einem Titelgewinn.»
Für Brawn ist klar, dass die Ferrari-Verantwortlichen in Maranello eingesehen haben, dass man mit dem aktuellen System keine neuen Teilnehmer für die Formel-1-WM gewinnen kann: «Mit einem derart unfairen Reglement wirst du niemals neue Teams anlocken können. Natürlich wird sich Ferrari mit Händen und Füssen gegen die Streichung der dicken Bonuszahlungen wehren, aber die Vernunft wird bei der Lösungsfindung sicherlich eine grosse Rolle spielen.»