Formel 1: Günther Steiner rechnet ab

Extra-Punkt schnellste Runde nur für Top-10-Fahrer

Von Mathias Brunner
Valtteri Bottas sammelte 2018 am meisten schnellste Rennrunden

Valtteri Bottas sammelte 2018 am meisten schnellste Rennrunden

​Der Weltrat des Automobilverbands FIA hat abgenickt, dass in der WM 2019 ein Punkt für die beste Rennrunde geschenkt wird – allerdings nur dann, wenn ein Fahrer unter die besten Zehn gefahren ist.

Serien-CEO Chase Carey von Formel-1-Grossaktionär Liberty Media will dem Sport mehr Pfeffer geben. Der US-Amerikaner hatte auch angekündigt, für Anliegen der Fans ein offenes Ohr zu haben, und nun hält er Wort. Bei einer Fan-Umfrage hatten Grand-Prix-Anhänger der Meinung Ausdruck gegeben – man müsste einen zusätzlichen Punkt für den Mann mit der schnellsten Rennrunde geben, so wie das früher in der Formel-1-WM bereits getan worden ist.

Der Weltrat des Automobilverbands FIA hat einen entsprechenden Antrag nun gutgeheissen: Schon ab Melbourne 2019 wird für den Piloten mit der schnellsten Rennrunde ein weiterer Punkt geschenkt – allerdings mit einer Auflage. Nur Fahrer innerhalb der Top-10 können von diesem Extra-Punkt profitieren. Damit wollen die Regelhüter verhindern, dass ein Nachzügler kurz vor Schluss frische Reifen abholt und dank neuer Pirelli die schnellste Runde fährt.

In den ersten zehn Jahren der Formel-1-WM, also von 1950 bis Ende 1959, gab es für die beste Rennrunde einen Zähler. Das entschied 1958 die Fahrer-WM zu Gunsten von Mike Hawthorn und gegen Stirling Moss. Hätte es die Regel 2008 gegeben, so wäre nicht Lewis Hamilton Weltmeister geworden, sondern Felipe Massa.

Als die FIA die Erkenntnisse der Weltrat-Sitzung verkündet hat, wurde der WM-Punkt für die beste Rennrunde mit keiner Silbe erwähnt. Der Grund: Die Änderung muss jetzt per elektronischer Abstimmung noch von der Formel-1-Kommission bewilligt werden.

Zur Erinnerung: Die Entscheidungsfindung im Formel-1-Sport ist komplex. Verschiedene Arbeitsgruppen reichen ihre Ideen der Strategiegruppe weiter. Sie besteht aus Vertretern von sechs Rennställen (gegenwärtig Ferrari, Red Bull Racing, Mercedes, McLaren, Williams und Racing Point), des Autoverbands FIA (Jean Todt) sowie der «Formula One Group» (vertreten durch CEO Chase Carey oder Ross Brawn). Jede dieser drei Parteien besitzt sechs Stimmen.

Die Ideen der Strategiegruppe gehen nach einem Mehrheitsentscheid an die Formel-1-Kommission weiter. Die Formel-1-Kommission hat nur die Möglichkeit, einen Vorschlag abzunicken oder abzulehnen. Ist ein Vorschlag durchgewunken, geht er vor den FIA-Weltrat. Selten wird dort ein Vorschlag noch gestoppt.

Die Formel-1-Kommission besteht aus Vertretern von «Formula One Management» (mit CEO Chase Carey) sowie der FIA (üblicherweise der Präsident), aus Vertretern aller Rennställe, aus sechs Rennpromotern (drei aus Europa, drei aus Übersee), die von FOM aufgestellt werden, aus zwei Vertretern von Rennstrecken (eine aus Europa, eine aus Übersee), von den Teams ernannt, dazu aus Repräsentanten des Reifenherstellers (also Pirelli), der Motorenhersteller sowie der Sponsoren (zwei, aus verschiedenen Marktbereichen). Somit kamen wir ungefähr (abhängig von der Anzahl Teams) auf ein Gremium von 25 Fachleuten.

Im Falle des besonderen WM-Punkts wurde das Prozedere umgedreht, weil die elektronische Abstimmung nicht vor der Sitzung des Weltrats durchgeführt werden konnte.

Darüber hinaus gibt es noch den «Fastest Lap Award» von Formel-1-Logistiker DHL – eine Trophäe für den Piloten mit den meisten schnellsten Rennrunden pro Jahr, die seit 2007 verliehen wird.

DHL Fastest Lap Award

2007 Kimi Räikkönen (Ferrari) 6 beste Rennrunden
2008 Kimi Räikkönen (Ferrari) 10
2009 Sebastian Vettel (Red Bull Racing-Renault) 3
2010 Fernando Alonso (Ferrari) 5
2011 Mark Webber (Red Bull Racing-Renault) 7
2012 Sebastian Vettel (Red Bull Racing-Renault) 6
2013 Sebastian Vettel (Red Bull Racing-Renault) 6
2014 Lewis Hamilton (Mercedes) 7
2015 Lewis Hamilton (Mercedes) 8
2016 Nico Rosberg (Mercedes) 6
2017 Lewis Hamilton (Mercedes) 7
2018 Valtteri Bottas (Mercedes) 7

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