Max Verstappen: «Aber so war ich überhaupt nie»
Max Verstappen
In den ersten sechs Grands Prix der Saison 2018 hatte Verstappen sechs Zwischenfälle. Die Kritik an ihm und an seinem Fahrstil wuchs, war bisweilen auch von der Wortwahl her recht heftig. Die Boulevard-Medien nahmen flugs das griffige «Mad Max» hervor. Der Niederländer stand mit seiner Meinung, die meisten Vorfälle seien nicht seine Fehler gewesen, ziemlich alleine da. Trauriger Höhepunkt: Der Rat an Verstappen, doch bitte seinen Fahrstil zu ändern.
Doch nach dem Monaco-GP wurde alles anders: Dritter in Kanada, Zweiter in Frankreich, dann grandioser Sieger in Österreich. Der frühere Formel-1-Fahrer Martin Brundle lobte: «Er musste den Toaster nur eine Stufe runterstellen, und exakt das hat er getan. Er ist immer noch der alte Max, voll von Talent und purem Speed. Er wählt seine Kämpfe aber umsichtiger.»
Im zweiten Teil der Saison startete Verstappen so richtig durch: Dritter in Belgien, Fünfter in Monza, Zweiter in Singapur, Fünfter in Russland, Dritter in Japan, Zweiter in den USA, Sieger in Mexiko, Zweiter in Brasilien (nur Esteban Ocon kostete ihn den Sieg), Dritter in Abu Dhabi, was für ein Lauf!
Nun geht Max in seine fünfte Saison und ist bei Red Bull Racing-Honda Team-Leader. «Ich bin ja erst 21, aber ich kann mich schlecht als einen der Jungen bezeichnen, wenn ich schon vier Jahre hinter mir habe», sagt er meinem Kollegen Alan Baldwin von Reuters. «In einer fünften Saison gibt es keine Ausreden. Da musst du Reife beweisen. Aber Mad Max? So war ich überhaupt nie. Ich war nur jener Max, der versucht, das bestmögliche Ergebnis zu erkämpfen.»
«Als Fahrer war ich immer der gleiche Typ. Ich will das beste Resultat erobern, ich bin nicht da, um Zweiter oder Dritter zu werden. Ich bin ein Siegertyp, und wenn ich auf die Bahn gehe, dann um zu gewinnen. Auf der anderen Seite – wenn es um eine Meisterschaft geht, dann muss hin und wieder auch Rang 2 reichen. Das ist mir schon klar, selbst wenn ich noch nie in dieser Position war.»
Red Bull Racing-Teamchef Christian Horner glaubt: Verstappen hat 2018 ein neues Niveau erreicht. «Er hat sich so unfassbar entwickelt», schwärmt der Engländer. «Wie bei jedem Vollblut-Racer ist er sehr enttäuscht, wenn etwas nicht gut gelaufen ist. Aber er ist mit Herz und Seele dabei, ich sehe ja, wie er sich in die Arbeit mit Honda reinhängt. Wir haben im Laufe des vergangenen Jahres erlebt, wie er gereift ist. Er wird immer mehr zu einem abgerundeten, kompletten Grand-Prix-Fahrer. Er ist weltgewandter geworden, erfahrener, er geht gelassener mit Druck um.»
Zur seiner neuen Rolle als Team-Leader meint der fünffache GP-Sieger Verstappen: «Ich glaube nicht, dass sich viel ändern wird. Vielleicht hören meine Mitarbeiter noch intensiver zu, aber ich selber denke nicht über so etwas nach. Ich mach meinen Job wie immer, ich fühle mich wohl dabei, die Richtung vorzugeben.»
Wie Michael Schumacher oder Sebastian Vettel ist auch Max Verstappen ein Pilot, der auf jedes Detail achtet. Der 81fache GP-Teilnehmer meint: «Das habe ich schon im Kartsport gelernt, bei der Arbeit mit meinem Vater. Dort ist es noch wichtiger, kein Detail ausser Acht zu lassen, weil die Abstände so gering sind. Sehr wenig kann dort einen sehr grossen Unterschied ausmachen.»
Wie lange sieht sich Max eigentlich in der Formel 1? Der WM-Vierte von 2018 meint: «Ich will mindestens fünfzehn Jahre lang fahren. Ich habe also noch gut elf Saisons vor mir, dann wäre ich 32 Jahre alt. Vielleicht mach ich auch weiter, bis ich 36 oder 37 bin. Oder 40. Ich schätze, alles wird davon abhängen, wie viel mir der Sport bedeutet.»