Formel 1: Ohrfeige für Gegner von Verstappen

Gerhard Berger: «Stallorder bei Ferrari ist falsch»

Von Adam Cooper
Gerhard Berger

Gerhard Berger

​Der frühere Ferrari-Pilot und heutige DTM-Chef Gerhard Berger (59) spricht über die Stallorder bei den Italienern pro Vettel und contra Leclerc: «So sehr ich Vettel auch mag, dieses Vorgehen ist falsch.»

Es bleibt das heisseste Thema der Formel 1: Die Stallorder bei Ferrari für Sebastian Vettel und gegen Charles Leclerc. Nun äussert sich auch der Tiroler Gerhard Berger zur Sachlage, der von 1987 bis 1989 sowie von 1993 bis 1995 in Diensten von Ferrari stand. Der zehnfache GP-Sieger sagt: «So sehr ich Sebastian Vettel mag und so sehr ich ihn auch schätze – wir haben hier mit Leclerc einen Jungen, der dazu fähig ist, ein Wörtchen um den WM-Titel mitzureden. Ich bin nicht der Ansicht, dass es reicht zu sagen: Dieser Pilot ist erfahren, der andere noch nicht, also setzen wir auf den routinierten Mann. Das ist falsch.»

«Es kommt doch immer auf die Situation an, wo die beiden Fahrer im Laufe einer Saison stehen. Im vergangenen Jahr in Monza hat der damalige Teamchef Maurizio Arrivabene erklärt, dass beide Fahrer frei Fahrt hätten. Aber da befanden wir uns schon in der Endphase der WM-Entscheidung. Es war offensichtlich – wenn einer der Ferrari-Fahrer Titelchancen hat, dann ist es nicht Kimi Räikkönen, sondern Sebastian. Das hätte ich anstelle von Arrivabene anders gemacht. Die Frage muss doch sein: Wie kann ich die WM-Chance eines Piloten optimieren. Aber das machst du nicht im ersten oder zweiten Rennen, damit bin ich nicht einverstanden.»

Der WM-Dritte von 1988 und 1994 sieht Sebastian Vettel «in einer schwierigen Situation. Er muss nicht nur Lewis Hamilton bezwingen, er muss sich jetzt auch mit dem jungen Leclerc herumschlagen.»

Berger findet es hingegen richtig, dass Ferrari dem vielversprechenden Monegassen ein Auto gegeben hat. «Bei Ron Dennis von McLaren war es so, bei Williams war es so, und bei Ferrari sollte es auch so sein – du musst immer die bestmöglichen Fahrer im Wagen haben, um sicherzustellen, dass alles aus dem Fahrzeug und den Möglichkeiten gemacht wird. Das Talent von Leclerc war für alle offensichtlich. Das Timing stimmte, ihn zu Ferrari zu holen, war korrekt.»

«Ich sehe Charles als herausragendes Talent, so wie wir vor zwei oder drei Jahren von Max Verstappen geschwärmt haben. Leclercs Stil ist ein wenig anders.»

«Der andere junge Fahrer, der mich zu Beginn der Saison 2019 beeindruckt hat, ist Lando Norris. Ich hätte so gute Leistungen von ihm nicht erwartet. Ich finde es fabelhaft, wie diese jungen Männer in den GP-Sport kommen und sofort tolle Leistungen zeigen.»

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