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Skandal um Carlos Ghosn: Ermittlungen gegen Renault

Von Rob La Salle
Ex-Renault-CEO Carlos Ghosn

Ex-Renault-CEO Carlos Ghosn

​Der Skandal um den frühren Spitzenmanager Carlos Ghosn zieht grössere Kreise: Der französische Wirtschaftsminister Bruno Le Maire hat angekündigt, dass gegen Renault Anzeige erstattet werde.

Bruno Le Maire hat in der Affäre um den früheren Renault-Spitzenmanager Carlos Ghosn rechtliche Schritte angekündigt. Es werde Anzeige erstattet, bestätigte der französische Wirtschaftsminister Bruno gegenüber dem Fernsehsender BFMTV. Wenn der Staat Aktionär eines Unternehmens sei, so Le Maire, dann müsse er sicherstellen, dass dessen Führung gut funktioniere. Die Justiz müsse dann in der Sache entscheiden, ob Renault die Überwachungspflicht des ehemaligen Spitzenmanagers vernachlässigt habe. Frankreich hält 15 Prozent an der Renault-Gruppe. Bis wann die Anzeige eingereicht werden soll, ist noch ungewiss.

Renault hatte bei einer Tochtergesellschaft in den Niederlanden zweifelhafte Ausgaben in der Höhe von 11 Millionen Euro entdeckt. Wie der Renault-Verwaltungsrat mitteilte, geht es dabei unter anderem um Kosten für Flugreisen des 65jährigen Ghosn. Auch in den Niederlanden werden rechtliche Schritte gegen Ghosn geprüft.

Eine Überprüfung der gemeinsamen Tochtergesellschaft mit dem japanischen Partner Nissan bestätigt Hinweise, wonach es dort ebenfalls Mängel gab im Hinblick auf die finanzielle Transparenz und Verfahren zur Ausgabenkontrolle. Nach der Verhaftung Ghosns in Japan war das von ihm geschaffene und kontrollierte französisch-japanische Auto-Bündnis zwischen Renault, Nissan und Mitsubishi in eine schwere Krise geraten. Ghosn werden unter Anderem Verstösse gegen Börsenauflagen in Japan vorgeworfen.

Erst am 6. März war der frühere Renault- und Nissan-Chef Carlos Ghosn auf Kaution aus dem Gefängnis entlassen worden, Anfang April wurde der Spitzenmanager in Tokio zum vierten Mal verhaftet.

Eine Woche vor seiner geplanten Pressekonferenz, in der er sich umfangreich zu den gegen ihn erhobenen Vorwürfen äussern wollte, wurde Carlos Ghosn erneut hinter Gitter gebracht. Es geht um Zahlungen über rund zwei Milliarden Yen (rund 15 Millionen Dollar), die an das Unternehmen «Suhail Bahwan Automobiles» (SBA) aus Oman überwiesen wurden. Fünf Millionen Dollar davon sollen dann auf ein Konto unter Ghosns Kontrolle weitergeleitet worden sein. Insgesamt flossen umgerechnet rund 31 Millionen Dollar von Nissan an den Autovertrieb aus dem Wüstenstaat.

Dieser soll wiederum Gelder als Kredit an Ghosn überwiesen haben, die unter anderem auch für den Kauf einer Yacht verwendet wurden. Ähnlich lauten auch die Vorwürfe aus dem Renault-Lager. Ghosn wird verdächtigt, über das Unternehmen nicht nur Privatfeiern im Schloss von Versailles mitfinanziert zu haben, sondern auch Privatjets und das Unternehmen seines Sohnes. Ob dem so war, soll die französische Staatsanwaltschaft klären.

Ghosn bezeichnet alle Vorwürfe als ungeheuerlich und willkürlich. In einer Stellungnahme erklärt er, dass gewisse Leute bei Nissan versuchen würden, ihn zum Schweigen zu zwingen. Er bestreitet alle gegen ihn erhobenen Vorwürfe vehement.

Carlos Ghosn war 1996 vom kriselnden Autohersteller Renault verpflichtet worden. Der gnadenlose Sanierer schaffte es, dass die Franzosen schon 1997 wieder schwarze Zahlen schrieben. Ab 2001 war Ghosn Vorstands-Chef von Nissan, seit 2005 auch Vorstands-Chef von Renault. Ab Dezember 2016 war er zusätzlich Verwaltungsrats-Vorsitzender von Mitsubishi, ab April 2017 sass er im Verwaltungsrat von Nissan.

Im November 2018 war Ghosn erstmals in Japan nach der Ankunft auf dem Flughafen verhaftet worden. Dies, weil er unter Verdacht steht, sein Einkommen in den Finanzberichten Nissans zu gering beziffert zu haben. Darüber hinaus soll er auch verlustreiche Wertpapiere temporär an Nissan überwiesen haben.

Für Ghosn gilt die Unschuldsvermutung.

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