MotoGP: Bagnaia über die Niederlage

Haas-Team ohne Sponsor: Rich Energy haut ab

Von Mathias Brunner
​Sehr merkwürdig: Nur zwei Tage nach einer Vorschau auf den Silverstone-GP twittert Rich Energy, man habe das Abkommen mit Haas beendet. Grund: Mangelnde Leistungen der US-Amerikaner.

Anfang Woche veröffentlichte Haas-Titelsponsor Rich Energy wie gewohnt die Vorschau auf den kommenden WM-Lauf. Zwei Tage danach dann ein Tweet, den viele für gefälscht hielten; es kursierte sogar, das Twitter-Konto des Energy-Drink-Herstellers sei gehackt worden.

Im Tweet erklärt Rich Energy: «Heute hat Rich Energy den Vertrag mit Haas beendet, wegen mangelnder Leistungen. Wir wollten Red Bull Racing schlagen; in Österreich noch hinter Williams zu liegen, das ist nicht akzeptabel. Die Politik und die Einstellung politischer Korrektheit der Formel 1 hemmt unser Geschäft. Wir wünschen dem Team alles Gute.»

Ein Sprecher von Haas wollte zum Tweet von Rich keine Stellung nehmen.

Der Rückzieher von Rich Energy kommt gut eine Woche nach einem Gerichtsurteil, wonach der Getränkehersteller über den 18. Juli hinaus das Geweih-Logo nicht mehr verwenden darf. Darüber hinaus ist Rich Energy aufgefordert worden, bis zum 1. August Details zum Abkommen mit Haas, zur Finanzlage und zur Produktionskapazität offenzulegen.

Richterin Melissa Clarke vom Obersten Gerichtshof in London ist Mitte Mai zum Urteil gekommen – Haas-Sponsor Rich Energy habe das Hirschgeweih-Logo geklaut. Anfang 2019 hatte das Formel-1-Team von Gene Haas das Design seines neuen Renners vorgestellt: Die US-Amerikaner treten im Schwarz und Gold von Energy-Drink-Hersteller Rich Energy an, die Lackierung erinnert stark an frühere GP-Boliden von Wolf oder Lotus. Die Fans haben grösstenteils positiv auf die neue Lackierung reagiert, die Begeisterung der Firma Whyte Bikes hielt sich hingegen in Grenzen. Der britische Spezialfahrrad-Hersteller ist der Ansicht: Rich Energy hat das Firmenlogo mit dem Hirschgeweih schlicht geklaut.

Rich Energy zeigt deshalb einen Hirsch als Markenzeichen, weil CEO William Storey aus Richmond stammt, einem Stadtteil im Südwesten des Zentrums von London. Im Richmond Park, dem grössten königlichen Park des Grossraums London, sind oft Hirsche zu sehen. Whyte Bikes ging vor Gericht und hat Recht erhalten. Das Urteil bedeutete: Rich Energy darf das Geweih als Logo nicht weiter verwenden. In Monaco pfiff Rich Energy darauf und liess die Haas-Renner mit Hirsch fahren. In Montreal hingegen war das Logo von den Wagen verschwunden.

Richterin Clarke erklärte in der Urteilsbegründung, es handle sich um eine klare Copyright-Verletzung. Sie räumte Whyte Bikes das Recht ein, auf Schadenersatz zu klagen. Der Fahrradhersteller verwendet sein Logo seit 2008, Rich Energy seines seit 2015. Die Ähnlichkeit (siehe unser Bild) ist verblüffend.

Sean Kelly, der in Diensten der Firma Staxoweb Ltd. für Rich Energy das Logo entworfen hatte, stand im März vor Gericht. Er gab zu Protokoll, er habe ausführlich im Netz recherchiert, um Ähnlichkeiten mit anderen Geweih-Logos zu vermeiden. Kelly hat beteuert, Whyte Bikes sei nicht seine Inspiration gewesen.

Richterin Clarke kauft ihm das nicht ab. «Im besten Falle waren die Erklärungen des Angeklagten verwirrt und widersprüchlich. Ich halte weder Herrn Kelly noch Herrn William Story von der Firma Rich Energy für glaubwürdige Zeugen. Ich halte es für wahrscheinlich, dass sie nicht die Wahrheit gesagt haben, wenn sie angeben, dass sie das Whyte-Logo nicht kannten. Ich halte es für sehr wahrscheinlicher, dass sie das Logo kopiert haben.»


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