Alex Wurz: Warum er nicht Williams-Teamchef wurde
Alex Wurz ist als GPDA-Präsident und ORF-Experte immer noch im F1-Fahrerlager unterwegs
Es hat nicht viel gefehlt, und das seit 2010 Formel-1-Fahrer-lose Österreich hätte in diesem Jahr neben Toto Wolff, Helmut Marko und Franz Tost einen vierten Teamchef gehabt: Alexander Wurz. In langen Gesprächen wurde mit ihm seit Herbst 2018 über die Führungsposition des Williams-Teams verhandelt. Schliesslich lehnte der Niederösterreicher, wie er jetzt erstmals durchblicken liess, vor dem Sommer ab. Mit Williams war der 45-Jährige seit Langem eng verbunden. Als Williams-Fahrer brachte er es 2007 in seinem Comeback-Jahr auf einen Podestplatz (Dritter in Montréal).
Offenbar hatte Wurz schon ein penibel ausgearbeitetes Konzept für die sportliche und kommerzielle «Auferstehung» des Traditionsrennstalls vorgelegt, doch die Gespräche mit Williams-Geschäftsführerin Claire Williams, der Tochter des Rennstall-Gründers, scheiterten. Wurz zog die Notbremse und ist nun auch nicht mehr als Berater für die Engländer tätig.
Ohne Beschäftigung ist der in den Fahrerlagern von Formel 1 und Langstrecken-WM hoch geschätzte Wahl-Monegasse aber keineswegs. Knapp vor Beginn der neuen WEC-Saison am vergangenen Wochenende in Silverstone verlängerte Wurz seinen Vertrag als Botschafter und Berater des Kölner Toyota-Teams «langfristig, und zwar für das Langstrecken-Engagement. Mit Rallye oder Offroad wie Dakar habe ich nichts zu tun», präzisierte Wurz.
Dass Ex-Porsche- und Toro-Rosso-Pilot Brendon Hartley dem aus der WEC abgetretenen Superstar und Weltmeister Fernando Alonso folgte, war massgeblich auch auf Wurz‘ Empfehlung zurückzuführen. Toyota begann die WEC-Titelverteidigung in Silverstone mit einem Doppelsieg.
In der Formel 1 bleibt Wurz in Doppelfunktion als Präsident der Fahrervereinigung GPDA und als Journalist (ORF). «Doch fast 80 Prozent meiner beruflichen Tätigkeiten muss ich meiner Firma widmen, da läuft das Geschäft hervorragend», gibt Wurz zu. Mit seinem Vater Franz führt er «Test und Training», das Unternehmen baut Fahrsicherheitszentren in aller Welt und bildet dort vor allem Berufskraftfahrer aus.
Und dann ist er noch Rennfahrerpapa: Denn alle Söhne sind bereits aktiv. Felix (17) fährt Rallycross, Charlie (13) und Oscar (12) sind im Team des Tennengauers Ernst Penninger in mehreren Kart-Serien unterwegs. Wurz: «Es geht nicht um den Gewinn einer Meisterschaft, sie sollen in verschiedenen Serien möglichst viel lernen.»
Charlie wird übrigens Wahl-Salzburger, denn er besucht nun die St. Gilgen International School. Er soll in zwei Jahren schon in der Formel 4 beginnen – «wenn die Familie Wurz bis dahin nicht pleite ist»Fr, sagt Alex schmunzelnd.
Na ja, Humor gehört auch dazu.