Formel 1: Ohrfeige für Gegner von Verstappen

Pastor Maldonado: Fast im Ferrari, gut wie Verstappen

Von Mathias Brunner
Pastor Maldonado

Pastor Maldonado

​Pastor Maldonado nimmt den Mund sehr voll. Der 34jährige Venezolaner behauptet, dass er kurz vor einem Ferrari-Vertrag stand und dass er damals der Max Verstappen seiner Ära gewesen sei.

Pastor Maldonado hat immer polarisiert. Der temperamentvolle Venezolaner schwankte zwischen Genie und Wahnsinn: Einige seiner Darbietungen waren von eindrucksvoller Makellosigkeit, ich erinnere an GP2-Siege in Monte Carlo oder den bislang letzten Grand-Prix-Sieg für Williams, 2012 in Barcelona. Es waren Momente, als Pastor Maldonado alles richtig machte.

Und dann gab es Situationen, in welchen Maldonado seine Gegner mit Manövern verärgerte, stümperhaft wie ein Kart-Anfänger. Eine Weile wurde sogar eine Internetseite betrieben mit einem Countdown – der wurde immer auf null gestellt, wenn Maldonado einen neuen Crash hatte. Die Uhr wurde ziemlich oft auf null gestellt.

Maldonado ging von Australien bis Abu Dhabi 2015 in der Formel-1-WM 95 Mal an den Start. Anfangs Februar 2016 bestätigte Renault: Der Däne Kevin Magnussen fährt anstelle von Maldonado. Weil Maldonados langjähriger Sponsor, die Petróleos de Venezuela S.A. (kurz PDVSA), als Geldquelle versiegt war, musste Pastor gehen, trotz Vertrags.

Wegen des fallenden Ölpreises und eines Korruptionsskandals geriet der staatlich-venezolanische Mineralöl-Konzern mit Zahlungen für Schützling Maldonado in Verzug. Die Petróleos de Venezuela S.A. hatte für Maldonado bei Williams einen Fünfjahresvertrag ausgehandelt, jedes Jahr wurden ab 2011 rund 30 Mio Dollar fällig. Besonders ärgerlich für Álvarez: Für 2014 sprengte sich Maldonado aus dem Williams-Abkommen frei und dockte bei Lotus an – mit dem Ergebnis, dass Williams auch so bezahlt werden musste und der gleiche Betrag nochmals bei Lotus!

Steigbügelhalter von Maldonados Rennkarriere war der frühere Staatschef Hugo Chávez (im März 2013 verstorben), doch die Hilfe für Pastor war in Venezuela stets umstritten.

Nun nimmt Maldonado in einem Podcast der Formel 1 den Mund ganz schön voll. «Ich war voll angesagt damals, ich war der Max Verstappen jener Epoche, wie Robert Kubica davor. Die Leute kamen zu mir, jeder wollte mich. Es gab einen Punkt, da war ich ganz nahe an einem Ferrari-Vertrag, das war 2013 hinsichtlich jenes Autos, dass dann an Kimi Räikkönen ging. Ich glaubte wirklich daran, dass das klappen würde. Es gab Verhandlungen mit dem damaligen Teamchef Stefano Domenicali und auch mit dem Präsidenten Luca Montezemolo.»

Also was ist schiefgegangen? Maldonado ist der Überzeugung, er wurde letztlich ein Opfer der Personalwechsel bei Ferrari, als zuerst Stefano Domenicali seinen Platz räumen musste (April 2014) und dann Luca Montzemolo entmachtet wurde (September 2014). Maldonado sagt: «Wir haben unsere Kontakte zu Ferrari verloren und haben uns dann auf andere Möglichkeiten konzentriert.»


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